scheint, daß die M i r a c i d i e n d e r H e t e r o p h y i d e n nicht in jedem Falle bilateral symmetrisch gebaut sind. Die
Asymmetrie der Clonorchis- und Opisthorchis-Larve erstreckt sich nach F a u s t und K h a w sowie meinen Beobachtungen
lediglich auf die langgestreckte Drüsenzelle. Bei einigen Heterophyideril&rven ist dagegen ein symmetrisches Drüsenpaar
beschrieben worden. Meine eigenen Beobachtungen bezüglich der Heterophyiden beschränken sich auf die Miracidien
von Apophallus M u e h l i n g i , die ich innerhalb von 3 Wochen in Uteruseiern zur Entwicklung bringen konnte. In diesen
Larven fand ich nur eine asymmetrisch gebaute Drüsenzelle, d ie der des Opisthorchis-Miracidiums sehr ähnlich war.
F a u s t stützt sich fernerhin auf das Exkretionssystem, das in der Tat deutliche Unterschiede bei Opisthorchiiden und
Heterophyiden zeigt. Es scheint aber, als ob ihm F a u s t eine zu weitreichende systematische Bedeutung beimißt; denn
S t u n k a r d (1929) hat auch innerhalb der Familie Heterophyidae auffallende Verschiedenheiten festgestellt. „The striking
differences in the excretory Systems and Harne cell formulae of genera, admittedly closely related, (nämlich Heterophyes,
Microphallus und Cryptocotyle, der Verf.) are subversive to the thesis that the excretory system affords the only certain
basis for determining genetic relations among the trematodes and show the need for caution in the formulation of such
sweeping generalisations.“
Ich glaube, daß die Einwände F austs hierdurch entkräftet sind, und halte die Zusammenfassung
beider Familien im Sinne W iten b e rg s zu einer Oberfamilie fü r eine
glückliche Lösung, zumal die neueren Erfahrungen über die Opisf/torc/ws-Entwicklung
eine wesentliche Stütze dafür erbringen, daß beide Familien in der Tat eine genetisch begründete
Einheit bilden. Ich möchte deshalb fü r die gemeinsame Oberfamilie den Namen
Opisthorchioidea vorschlagen (abgeleitet von Opisthorchiidae LÜHE).
D i a g n o s e d e r O b e r f ami l i e O p i s t h o r c h i o i d e a : Mittelgroße bis kleine Tre-
matoden. Pharynx vorhanden. Darmschenkel ganz oder nahe bis ans Hinterende reichend.
Exkretionsblase Y-förmig oder einfach schlauchförmig, Cirrusbeutel fehlt. Zwei oder seltener
ein Hoden, gewöhnlich nahe dem Hinterende, stets in der hinteren Körperhälfte gelegen.
Ovarium vor den Hoden. Bewohner des Darmes oder der Gallengänge. Cercarien
vom Pleurolophocerca-Typ. Metacercarien encystiert in Fischen. Zwei Familien: Opisthor-
chiidae L ü h e , Heterophyidae Oh d n e r .
Ich habe bisher nur die Cercarien von Opisthorchis felineus und Cryptocotyle lingua in Betracht gezogen und vorläufig
einige andere Beobachtungen bei Seite gelassen, die die obigen Schlußfolgerungen zu beeinträchtigen scheinen und
deshalb nicht übergangen werden können. F a u s t und N i s h i g o r i (1926) haben den Lebenszyklus zweier Heterophyiden,
Monorchotrema taihokui und M. taichui untersucht und Cercarien beschrieben, die dem Typus der Pleurolophocerca-Gruppe
entsprechen, überraschenderweise aber laterale Flossensäume längs des ganzen Schwanzes aufweisen sollen. Auffallend ist
allerdings, daß in einer von N i s h i g o r i allein verfaßten Arbeit (1927) über d ie gleichen Entwicklungsläufe anscheinend
nichts von einem lateralen Sitz der Membranen erwähnt wird, und daß die Abbildungen der Cercarien sogar den Eindruck
erwecken, als ob der Flossensaum wenigstens in den distalen 2/ 3 des Schwanzes dorsal sitze. Auch die C. pleurolophocerca
S ons . , deren Entwicklung zu einem mit Monorchotrema verwandten Heterophyiden K h a l i l (1932) verfolgt hat, soll laterale
Flossensäume besitzen. F a u s t beschreibt ferner die Cercarie von Metagonimus yokogawai, die im übrigen gut mit
dem Pleurolophocerca-Typ übereinstimmt mit seitlichen Schwanzmembranen*). Wir hätten also, die Richtigkeit dieser Beobachtungen
vorausgesetzt, den überraschenden Sachverhalt vor uns, daß innerhalb der Familie Heterophyidae zwei verschiedene
Typen von Cercarien-Schwänzen Vorkommen. Ich habe schon an anderer Stelle darauf hingewiesen, w ie überaus
leicht eine dorsoventrale Membran unter dem Deckglas den Eindruck seitlichen Sitzes erwecken kann. An fixiertem Materiale
ist eine Entscheidung noch schwieriger. Eine Nachuntersuchung der mit lateralen Schwanzmembranen beschriebenen
Heterophyiden-Cercarien erscheint unter diesen Umständen sehr wünschenswert. Ich würde mich nicht wundern, wenn
sich dabei herausstellen sollte, daß alle Heterophyiden-Cercarien nach einem einheitlichen Schwanztyp mit dorso-ventraler
Membran gebaut sind. Ähnliche Unstimmigkeiten, wie zwischen den Heterophyiden-Cercarien, bestehen, wie im nächsten
Abschnitt ausgeführt wird, auch zwischen den Cercarien von Opisthorchis und Clonorchis.
*) S t u n k a r d (1930) hat bereits darauf hingewiesen, daß die F a u s t sehe Abbildung (Fig. 96, S. 196) eine andere
Deutung zuläßt. Die Zeichnung erweckt nämlich den Eindruck, als ob ein typischer Dorso-Ventralsaum um 90° gedreht sei
und infolgedessen lateral erscheine. Bezeichnend ist insbesondere die verchieden we ite Ausdehnung der Membranen nach
vorn.
3. Vergleich zwischen den Cercarien von Opisthorchis und Clonorchis.
Innerhalb der Familie Opisthorchiidae war bisher n ur die Entwicklung von Clonorchis
sinensis bekannt. Von der Cercarie dieser Art liegen zwei unvollständige Beschreibungen
von Mu to (1919) und von \ a g a .\o (1925) sowie eine ausführlichere von F aust
und K h aw (1927) vor, auf die ich mich im Folgenden fast ausschließlich stütze.
Sie stimmt in vielen Punkten mit meinen Beobachtungen an der Opisthorchis-Cercarie überein, z. B. im Fehlen
eines Darmes, im Besitz von 2 pigmentierten Augenflecken, eines in der mittleren Partie gelegenen Bohrdrüsenkomplexes,
einer Hautbestachelung und eines bräunlichen Pigmentes, das bei der Opisthorchis-Cercarie allerdings nicht symmetrisch
längs der Hauptnervenstämme angeordnet ist. Bei lebenden ungepreßten Clonorchis-Cercarien ist nach F a u s t und K h a w
der Körper in erschlafftem Zustande 250—275 ß lang und 60—90 ß breit. Der Schwanz mißt unter den gleichen Bedingungen
650—750 ß. Nach heißer Formalinfixierung ist der Körper 160—190 ß lang und 60—70 ß breit, der Schwanz 300—450 n
lang. Die Messungen nach dem Leben übertreffen also erheblich die der Opisthorchis-Cercarie, während nach Formalinfixierung
eine annähernde Übereinstimmung besteht. Ein differenzierter Bohrapparat mit Stacheln oder Zähnchen in der
Gegend des Mundsaugnapfes fehlt nach F a u s t und K h a w bei der Cfonofcftis-Cercarie. Das Vorhandensein eines solchen
bei Heterophyiden-Cercarien könne nach F a u s t (1929, S. 197) geradezu dazu dienen, diese von Opisthorchiiden-Cercarien
zü unterscheiden. Die Cercarie von O. felineus besitzt nach meinen Erfahrungen stets ein solches Organ in ganz ähnlicher
Ausbildung wie die Heterophyiden-Cercarien. F a u s t und K h a w beschreiben 6 Paar Bohrdrüsen, deren Ausführgänge
in 2 Bündeln nach vorn ziehen. N a g a n o sah 4 Gänge an der Dorsalseite des Mundsaugnapfes. Die Opisthorchis-Cercarie
besitzt 20 Bohrdrüsen, die 4 Bündel von Drüsengängen nach dem Kopfe entsenden. Bezüglich des Verdauungssystems
der Clonorchis-Cercarie schreiben F a u s t und Kh aw : „We have seen no indication of pharynx, esophagus or intestinal
ceca“. Auf ihren Figuren 18 und 19, Tafel III, ist dagegen ein typischer Pharynx dicht hinter dem M.S.N. abgebildet, mit
der Bezeichnung „ph“. Bei der Opisthor chis-Cercarie liegt der Pharynx in einiger Entfernung vom M.S.N. dicht hinter
den Augenflecken. Darmschenkel fehlen auch bei dieser Art. Der B.S.N. ist nach N a g a n o „round, 0,018 mm in size, often
difficult to observe“. Nach F a u s t und K h a w „a weakly developped, cupped acetabulum, varying in size from 16 to 35 n“.
Er besitzt, nach den Abbildungen F a u s t s und K h a w s zu schließen, eine deutliche Kontur, sowie eine Andeutung radiärer
Streifung und liegt genau an der Stelle, wo ich bei der Opisthorchis-Cercarie eine unscheinbare kleine Anlage dieses
Organes gefunden habe. Die Ausdrücke „often difficult to observe“ und „weakly developped“ scheinen anzudeuten, daß
ähnliche Verhältnisse wie bei der Opisthorchis-harve vorliegen. Die Exkretionsblase ist nach N a g a n o starkwandig/nach
F a u s t und K h a w aus einer sehr dünnen epithelialen Membran zusammengesetzt, d ie von einer zarten Muskellage
gestützt wird. Bei der Opisthorchis-Cercarie dagegen besteht die Blase aus einem relativ dicken, einschichtigen Epithel.
Der Endabschnitt der beiden Sammelröhrchen ist bei der Clonorchis-Cercarie beträchtlich erweitert, bei der von Opislhor-
chis nicht.
Der Schwanzstamm der Clonorchis-Cercarie besteht nach F a u s t und K h a w vorwiegend aus einer Lage großer
hyaliner Pärenchymzellen, die ein zentrales Exkretionskanälchen umgeben. Nach Fig. 18 sind d iese Zellen überaus groß,
von rechteckiger Form und in zwei parallelen Reihen längs des ganzen Schwanzes angeordnet. Die Kerne dieser Zellen
sind sehr ansehnlich (wesentlich größer als die der Bohrdrüsen). Alles in allem ein sehr auffallendes Bild. Ich habe n iemals
im Schwanz von Opisthorchis-Cercarien derartige regelmäßig rechteckige Zellen angetroffen, sondern nur lange spindelförmige.
In den Schwänzen unter stärkerer Pressung fixierter Cercarien, niemals bei lebenden, habe ich allerdings vereinzelt
eine gewisse Querkammerung auftreten sehen, freilich nicht in so regelmäßiger Form. Es handelte sich dabei aber
zweifellos um ein Kunstprodukt. Die Flossensäume der Clonorchis-Cercarie ftaben nach F a u s t und K h a w eine laterale
Lage und erstrecken sich von der Wurzel bis zur Spitze, diese um ein kleines Stück überragend „On either side of the
taü the integument is drawn out into transparent elytra, which run nearly parallel to the tale margins, but are somewhat
broader at their distal than at their proximal end“. Völlig anders ist das Verhalten der Flossensäume bei der Opisthorchis-
Cercarie. Ich habe den dorsoventralen Sitz ihrer Membranen ausführlich geschildert und durch Mikrophotogramme festgehalten.
Die Cuticula ist bei der Opisthorchis-Cercarie im proximalen Schwanzabschnitt blasenartig abgehoben, so daß der
Eindruck entsteht, als ob der Schwanzkern hier in einer weiten Scheide stecke. F a u s t und K h a w erwähnen von einem
solchen Verhalten bei der Clonorchis-Larve nichts, dagegen schreibt N a g a n o : „Tail . . . appears as if enclosed in a sac,
to which a peculiar membrane is attached“. Es liegt die Vermutung nahe, daß dieser „sac“ der Schwanzscheide der
Opisthorchis-Larve entspricht. Leider vermerkt N a g a n o nichts über den genauen Sitz der Membran, so daß wir uns in
dieser Hinsicht nur auf die Angaben von F a u s t und K h a w stützen können.
Die Hauptunterschiede zwischen der Opisthorchis- und Clonorchis-Cercarie liegen
meines Erachtens in dem Fehlen oder Vorhandensein eines mit Zähnchen bewaffneten
Bohrorgans am M. S. N. und vor allen Dingen im Bau des Schwanzes. Die völlige Verschiedenheit
der Cercarienschwänze muß sehr überraschen, da beide erwachsenen Formen sich