III. Die Filterkammer.
igt, entspringt aus dem Mitteldarm zwischen den Basalteilen
dünn röhrenförmige Hinterdarm. E r verläuft in einer sehr
engen Doppelschleife (Kehre, HDi) und geht dann gerade nach
hinten weiter (HD2). Diese Doppelschleife wird von dem erweiterten,
Wie Tafelabb. 28 a ze:
d e r MALPicill-Gefäße d e r
Textabb. 10.
dii r Bauv
erhältnisse d e r F ilterk am m er; die
in Wirklichkeit gerollte Filterkamm
e r ist au sg eb reitet gedacht. Vord
erd arm weiß, Mitteldarm längs
schraffiert, MALPiGHi-Gefäße q uer
schraffiert, H interda rm schwarz.
FK-Filterkammer, MDd, MDv-dor-
s a le r und v en tra le r Schenkel d e r
Mitteldarmschleife, MG-Malpighi-
Gefäße, ös-ösophagus, R-röhrenför-
miger Teil des Rectums, RBl-Rec-
talblase, T p r-T u n ic a p ro p ria des
Vorder- und Mitteldarms an d er
Filterkammer. Die P feile geben die
Richtung de
in den Anfangsteil des Mitteldarms*) übergehenden Teil
des Vorderdarms (Tafelabb. 28 c) so vollkommen bedeckt, daß
nur der nach hinten verlaufende Endteil der Schleife sichtbar
ist. So entsteht die Filterkammer. Der äußere, weitere, zum
Vorderdarm und wahrscheinlich zum Teil schon zum Mitteldarm
gehörige Teil ist auf der konkaven Seite seiner Krümmung
rinnenartig eingebeult. In dieser Rinne verläuft, wie
Tafelabb. 28 und die Querschnitte von Tafelabb. 27 zeigen (besonders
4 und 5), die Doppelschleife des Hinterdarms. Die
Tunica propria der äußeren Darmlage wird vom Hinterdarm
durchstoßen und bedeckt diesen also mit. Es laufen demnach
in der Filterkammer zwei Darmabschnitte eng nebeneinander
her, und zwar so, daß der Nahrungsstrom in den beiden
Darmteilen in entgegengesetzter Richtung läuft (Textabb. 10,
schwarze Pfeile). Die aneinandergrenzenden Wände bleiben
sehr dünn, so daß ein Hindurchdiffundieren von Flüssigkeiten
aus dem Vorder- in den Hinterdarm leicht möglich ist. Die
komplizierten Lagerungsverhältnisse soll das Schema Textabb.
10 besser verständlich machen.
Die Einrichtung der Filterkammer ist keineswegs auf die
Aleurodinen beschränkt. Wir finden sie vielmehr in verschieden
verwickelter, immer aber grundsätzlich ähnlicher Form
bei den allermeisten Homopterengruppen (näheres s. W e ber
1930). Interessant ist, daß auch hier wieder, wie überhaupt im
Aufbau des Darms und besonders in der Anordnung der M a l -
PiGHi-Gefäße die Psyllinen den Aleurodinen keineswegs besonders
ähnlich sind. Die Funktion der Filterkammer erblicken
wir mit B e r l e s e , der sie an den Cocciden untersucht hat, in
der Entlastung des Mitteldarms von den großen Wasser mengen
des nährstoffarmen Nahrungssaftes, die unmittelbar aus dem
Vorderdarm in den Hinterdarm diffundieren können (weiße
Pfeile in Textabb. 10).
IV. Der Hinterdarm.
Der Hinterdarm erweitert sich nach seinem Heraustreten ans der Filterkammer zunächst
nur wenig (HD2), bildet aber dann, indem er gerade aui den After zuläuft, eine
weite R e c t a l b l a s e (RB1), verengert sich wieder und endet schließlich als B ^ s t a l -
r ö h r e (R) zwischen Operculum und Lingula (Tafelabb. 25).
*) Die Grenze konnte nicht festgestellt we rden, e in e Va lvula cardiaca fehlt.
Der vordere, röhrenförmige Teil des Hinter dar ms (HDi) hat innerhalb der Filterkammer
eine Wandung von zahlreichen kleinen Zellen mit kugeligen Kernen und eine
sehr feine Intima. Weiter nach hinten wird das Lumen weiter, die Intima wird dicker,
fein längsgefaltet und die Zellen werden spärlicher (Tafelabb. 292, 3, HD2). In der Rectalblase
sind die Zellkerne noch spärlicher; eine Intima läßt sich nicht feststellen, die Oberfläche
der Zellen erscheint vielmehr nach dem Lumen zu zerfasert (Textabb. 11). Dagegen
besitzt die Rectalblase, deren Aufgabe in der Austreibung der flüssigen Exkremente besteht,
eine aus Längs- und Ringmuskelfasern aufgebaute deutliche Muscularis. Besonders
klar tritt diese hervor, wenn man die kontrahierte Rectalblase quer schneidet (Text-
LM
Textabb. 11. Querschnitte durch d ie Rectalblase von Aleurodes br assicae. a) Im
schlaffen, b) im k o n trah ie rten Zustand. Epithel p u n k tiert, Muskeln schwarz.
LM-Längsmuskeln, RM-Ringmuskeln.
abbildung 11b). Man sieht dann deutlich, daß die Längsmuskeln (LM) der Ringmuskelschicht
(RM) außen aufliegen. Der Übergang der Rectalblase in den röhrenförmigen Rectalteil
wird innen durch einen niederen Zellring gekennzeichnet (Tafelabb. 26). Die In tima
der Rectalröhre ist deutlich und geht, wie Tafelabb. 21 c zeigt, unmittelbar in die
Cuticula des Afterapparates über.
Betrachtet man den Darm in seiner Gesamtheit vergleichend, so fällt das Fehlen
eines spezifisch sekretorischen Abschnitts auf. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die
Aleurodinen sehr auffällig z. B. von den Aphididen, deren weiter, magenartiger, vorderer
Mitteldarmabschnitt ausschließlich sekretorische Funktionen hat (W e b e r 1928). Allerdings
besitzen die Aphididen meist keine Filterkammer, jedoch kann man den Besitz einer solchen
nicht ohne weiteres für das Fehlen spezifisch sekretorischer Darmabschnitte verantwortlich
machen, denn die Cicadiden z. B. besitzen solche neben einer hochkomplizierten Filterkammer.
Vielleicht gibt die Tatsache, daß die Aleurodinen ihre Nahrung so gut wie ausschließlich
der Umgebung der Gefäßbündel von Blättern entnehmen, wo sie sie vermutlich
bereits in aufgeschlossener Form finden, den Schlüssel für dieses Rätsel. Mit dem Besitz
der Filterkammer hängt ohne Zweifel das Fehlen einer Valvula cardiaca zusammen,
die bei den Aphididen noch sehr wohl entwickelt ist. Mit der eigentümlichen Ernährungsweise
muß das Fehlen von Wandmuskeln auf großen Strecken des Darms zu erklären
sein, denn der Pumpdruck der Mundpumpe mag wohl zusammen mit dem Saugdruck der
Rectalblase genügen, um den eingedickten Nahrungssaft durch den Mitteldarm zu treiben.
Die Diffusion des Wassers in der Filterkammer h a t nicht notwendig eine spezifische
Tätigkeit der Zellen der Filterkammer zur Voraussetzung, da der Nahrungsstrom ja in
den aneinanderliegenden Darmteilen in entgegengesetzter Richtung läuft und da der Inhalt
beider Darmteile ohne Zweifel sehr verschiedenen osmotischen Druck hat.
Zoologica, Heft 89. rj