Die Eischale ist ca. 1 ¡x dick. Wenn man mit starker Vergrößerung die Oberfläche betrachtet,
wird wie beim Clonor chis-T&i eine feine netz- oder wabenartige Struktur sichtbar,
die sich dunkel vom Untergründe abhebt. Dieses Liniensystem durchsetzt die ganze Dicke
der Schale und ist auch im optischen Schnittbild der Schale in Form feiner Querlinien erkennbar.
F ü r den Deckelansatz des Opisthor chis-Eies ist charakteristisch, daß der äußere
Rand der Schalenöffnung nicht schulterartig vorspringt wie beim Ei von Clonorchis, sondern,
daß Deckel und Schale fast kontinuierlich ineinander übergehen. Am Eipol, der dem
Deckel gegenüberliegt, findet sich so gut wie immer ein kleiner Höcker, der meist halbkugelig,
seltener häkchenförmig gestaltet ist. Das Innere des Eies wird fast vollkommen
vom Miracidium ausgefüllt. Zwischen diesem und der Schale, letzterer dicht angeschmiegt
und schwer erkennbar, liegt eine zarte Hü l lmemb r a n . Sie tritt erst deutlich in E rscheinung,
wenn die Miracidien auf künstlichem Wege durch Druck mit dem Deckglas zum
Ausschlüpfen gebracht werden. Gewöhnlich bleibt dabei die geborstene Membran in der
Eischale zurück. Färben wir so behandeltes Material mit Hämatoxylin, so treten in der
Hüllmembran mehrere chromatinreiche Kerne hervor. Zwischen Schale und Miracidium
lebensfrischer Eier finden sich gewöhnlich kleine, stark lichtbrechende Tröpfchen, besonders
in der vom Deckel abgekehrten Eihälfte.
2. Das Miracidium.
a) Mo r p h o l o g i e .
Das Opisthorchis-MiTacidium ist infolge seiner Kleinheit und Hinfälligkeit ein
schwieriges Beobachtungsobjekt, und es bedarf vieler Geduld und eingehender Beobachtungen,
bevor man über seine Organisation einigermaßen Klarheit erlangt. Die meisten
Strukturen treten am besten an lebenden Larven hervor. Ich verwendete sowohl Miracidien,
die noch in ihrer Eihülle steckten als auch solche, die ich auf künstlichem Wege zum
Ausschlüpfen gebracht hatte. (Siehe den nächsten Abschnitt.) Solange sich das Miracidium
noch im Ei befindet, sind bestimmte Strukturen, nämlich die lange Drüsenzelle, die dreieckige
Zelle im Vorderende und die große granulierte Zelle in der Körpermitte, deutlicher
abgegrenzt als nach dem Ausschlüpfen. Andere Strukturen wiederum wie die Wimperflammen
und die Cilien konnte ich nur an freien Miracidien deutlich beobachten. Zur Darstellung
der Zellkerne waren Färbungen nötig. Da es mir infolge der Undurchlässigkeit
der Eischale für Farbstoffe nicht gelang, die Larven im Ei zu färben, so verfuhr ich folgendermaßen:
Sehr zahlreiche Eier wurden mit etwas Schneckenserum zwischen Deckglas
und Objektträger gebracht und so lange leicht gepreßt, bis ein großer Teil der Miracidien
gewaltsam zum Ausschlüpfen gebracht war. Dann wurde das Deckglas abgehoben
und sofort noch in feuchtem Zustande in heißem Sublimat-Alkohol fixiert. Die Miracidien
waren dann auf dem Deckglas in eine sehr dünne erstarrte Serumschicht eingebettet und
die Färbung und Weiterführung durch die verschiedenen Flüssigkeiten bot keine Schwierigkeit.
Als Farbstoffe wurden mit gutem Erfolge Hämatoxylin-Eosin und Heidenhain
„Azan“ verwendet.
Das OpisthorcMs-Miracidium (T. I, Abb. 2) ist länglich-oval und nach Messungen an
frisch geschlüpften Exemplaren 25—83 y. lang und 9—12 y. maximal breit. Am Vorderende,
das im Ei stets nach dem Deckel zu gerichtet ist, sitzt ein kleiner konischer Ko p f z a p f e n ,
der, solange sich das Miracidium noch im Ei befindet, stets deutlich sichtbar ist, beim Umherschwimmen
aber mehr oder weniger verschwinden kann. Die äußere Körperbedeckung
wird von einer homogenen H a u t gebildet, in der Zellkerne und Zellgrenzen nicht erkennbar
sind. Wahrscheinlich gehen die Kerne schon während der Embryonalentwicklung zugrunde,
wie es S ch a u in s la n d (1883) bei der Entwicklung der Eier von Azygia lucii beobachtet
hat. Untersuchungen über die Embryonalentwicklung habe ich übrigens nicht
angestellt, der Opisthorchis-Jümbryo wäre hierfür infolge seiner Kleinheit ein wenig geeignetes
Objekt. Die ganze Körperhaut mit Ausnahme der Spitze des Kopfzapfens ist
mit zarten Ci l i e n bedeckt, die ca. 10—12 [/. lang sind. Diese Wimperhaare lösen sich
außerordentlich leicht von ihrer Unterlage ab. Wenn man lebende Opisthorchis-Miracidien
bei Dunkelfeldbeleuchtung beobachtet, sieht man gewöhnlich zahllose abgeworfene
Cilien in der Flüssigkeit flottieren. Im Innern der Larve lassen sich 5 anatomische Bestandteile
erkennen: eine lange schlauchförmige Drüsenzelle, eine kegelförmige granulierte
Zelle im Vorderende, eine große granulierte Zelle in der Körpermitte, zwei Wimperflammen
und 10—12 kleinere Zellkerne, die vorwiegend in der hinteren Hälfte liegen.
Die augenfälligste Struktur ist die l a n g e s c h l a u c h f ö rmi g e Dr üs e , die sich
fast durch die ganze Länge der Larve erstreckt. Besonders beim Miracidium, das noch in
der Eischale eingeschlossen ist, hebt sich dieses Gebilde infolge seiner stärkeren Lichtbrechung
sehr deutlich von der Umgebung ab. Es verliert an Deutlichkeit, wenn das Miracidium
ausgeschlüpft ist. Diese Drüsenzelle nimmt im Ei eine ganz bestimmte Lage ein.
Sie befindet sich bei dem auf der Seite liegenden, also unsymmetrisch erscheinenden Ei
in der stärker gewölbten Eihälfte. Diese Drüsenzelle besteht aus einem wurstförmigen,
etwas gewundenen Körper, der dicht unter der Epidermis liegt und einem dünnen Aus-
führgang. Letzterer zweigt annähernd rechtwinkelig vom Vor der ende des Drüsenkörpers
ab, umgreift in einer halben Schraubenwindung die kegelförmige Zelle des Vorderendes
und füh rt in den Kopfzapfen hinein. Ob er erst an dessen äußerster Spitze ausmündet oder
schon etwas vorher, vermochte ich nicht sicher zu entscheiden. Der Inhalt dieser Drüse
erscheint homogen, solange sich die Larve noch im Ei befindet; nach dem Ausschlüpfen
hingegen feingranuliert. Bei „Azan“-Färbung nimmt der Drüsenkörper einen blauen Ton
an. Den Kern dieser Zelle glaubte ich einige Male in ihrem mittleren oder hinteren Abschnitt
als kleines helles Bläschen erkennen zu können.
Das vordere Viertel des Miracidiums wird fast vollständig von einer zweiten Zelle
ausgefüllt, die einen dreieckigen Umriß, körperlich gesehen, eine kegelförmige Gestalt
besitzt. In der Zelle befindet sich, der Basalfläche des Kegels angeschmiegt, ein bläschenförmiger
Hohlraum, der — wie die Hämatoxylinfärbung zeigt — einem großen Kerne
entspricht. Das Zellplasma ist deutlich granuliert und färbt sich mit Azan violett. Die
vordere Spitze der Zelle läßt sich bis in die Basis des Kopfzapfens hinein verfolgen und
mündet hier offenbar nach außen. Diese Zelle entspricht in Gestalt und Lage vollkommen
einem Gebilde, das anscheinend in den Miracidien sämtlicher digenetischer Trematoden
anzutreffen ist und von allen Autoren als eine Art p r im i t i v e r D a rm gedeutet worden
ist. Die Funktion dieser Zelle dürfte die einer Drüse sein. Vielleicht ist das Sekret
ebenso wie das der vorhin besprochenen langen Drüsenzelle ein wirksames Hilfsmittel
beim Eindringen in das Schneckengewebe.
Die Körpermitte des Miracidiums wird zum größten Teil von einer d r i t t e n
g r o ß e n Ze l l e eingenommen, die annähernd die Umrisse eines Rechteckes mit abgerundeten
Ecken besitzt. Auch diese Zelle enthält einen auffallend großen, bläschenförmigen
Kern. Ih r Protoplasma ist im Leben deutlich granuliert. Es färbt sich mit Eosin
hellrosa und mit Azan violett. Da ich an dieser Zelle auch nach sorgfältigem Suchen