annähernd zur Hälfte frei ist, arbeitet sie sich durch Kontraktionsbewegungen noch
völlig heraus. Der ganze Vorgang dauert wesentlich länger als nachMagensaft-Vorbehand-
lung. Von besonderem Interesse ist das Verhalten der beiden Schichten der Parasitencyste.
Während nach Magensaft-Vorbehandlung die äußere Lage innerhalb weniger Sekunden
vom Dünndarmsafte aufgelöst wird, und nach dem Ausschlüpfen nur noch das innere
Häutchen übrig ist, bleibt ohne Magensaft-Vorbehandlung zunächst auch die starre äußere
Schicht erhalten. Infolgedessen kann während des Schlüpfens keine Deformation zustande
kommen. Die nach dem Ausschlüpfen liegenbleibende Hülle besteht noch aus ihren beiden
Schichten (T.V, Abb. 29 d). Man erkennt außen deutlich die doppelt konturierte, regelmäßig
elliptische äußere Lage und darin eingeschlossen das unregelmäßig gefaltete innere
Häutchen. Die äußere Zone wird im Gegensatz zu mit Magensaft vorbehandelten Cysten
nur ganz langsam aufgelöst. Sie war in meinen Versuchen selbst nach 5 Stunden bei
zwei leeren Cystenhüllen noch nachweisbar, während sie sich bei den übrigen schon aufgelöst
hat. Das Ergebnis dieses Versuches zeigt eindeutig, daß die äußere Schicht der P a ra sitencyste
im Magensaft eine Umwandlung erfahren muß, die sich zwar zunächst nicht
mit dem Auge wahrnehmen läßt, die aber darin zum Ausdruck kommt, daß diese Schicht
eine ungleich größere Löslichkeit in Dünndarmsaft erhält. ■
2. Ve r s u c h : 7 Cysten, die noch in ihrer bindegewebigen Kapsel stecken, werden
ohne Magensaft-Vorbehandlung bei 37° in Dünndarmfistelsaft überführt. Nach 5 Minuten
ist noch keine Larve frei, nach 15 Minuten sind 2 Larven wohl aus ihrer Parasitencyste
ausgeschlüpft, aber noch von der unveränderten Wirtskapsel eingeschlossen. Sie liegen
frei beweglich neben dem zusammengedrückten Rest der leeren Parasitencyste im Innern
ihrer bindegewebigen Hülle und machen Versuche, diese zu durchbrechen. In diesem Falle
hat also der Austritt aus den Hüllen in umgekehrter Reihenfolge stattgefunden. Auch
nach 40 Minuten hat noch keine Larve die Bindegewebshülle durchbrochen. Nach 3 Stunden
sind 6 Larven völlig frei, 1 ist in der Cyste abgestorben und halb verdaut. Die Binde-
gewebskapseln sind erst jetzt zum größten Teile aufgelöst. Sie haben also den proteolytischen
Fermenten des Dünndarms einen größeren Widerstand entgegengesetzt als in
früheren Versuchen dem Magensaft.
We n n m a n da s E r g e b n i s d e r Ve r s u c h e m i t u n d o h ne Ma g e n s a f t -
V o r b e h a n d l u n g v e r g l e i c h t , so e r g i b t s i ch e ine z w e i f a c h e W i r k u n g des
Ma g e n s a f t e s a u f Op i s t h o r c h i s - C y s t e n . D e r Ma g e n s a f t v e r d a u t 1. di e
b i n d e g ewe b i g e Ka p s e l u n d v e r ä n d e r t 2. di e ä u ß e r e S c h i c h t d e r P a r a s
i t e n c y s t e n d e r a r t , d a ß s i e n a c h Ü b e r f ü h r u n g i n D ü n n d a rm s a f t f a s t
mome n t a n a u f g e l ö s t wi rd.
We l c h e B e s t a n d t e i l e des D ü n n d a rm s a f t e s r u f e n d a s Au s s c h l ü p f e n
h e r v o r ? Der in allen Versuchen verwendete Saft entstammte der Dünndarmfistel eines
Hundes und setzte sich aus den Sekreten des Pankreas und der Dünndarmdrüsen sowie
gewöhnlich geringen Beimengungen von Galle zusammen. Seine Reaktion war naturgemäß
alkalisch. Da ungelöste Muzinsubstanzen, die womöglich die Cystenhülle aufbauen, in
Gegenwart von Alkali wasserlösliche Alkalisalze bilden, so war zunächst daran zu denken,
daß die Auflösung der äußeren Schicht der Parasitencyste vielleicht durch den A l k a l i -
g e h a l t des Fistelsaftes bedingt wird. Versuche zeigten aber, daß dies nicht der Fall ist.
Eine Anzahl mit Magensaft isolierter Cysten wurde in eine 0,4 und eine l%ige Lösung
von Natriumbicarbonat gebracht. Nach 5V2 Stunden Brutschrankaufenthalt waren noch
keinerlei Anzeichen eines Schlüpfens bemerkbar.
Fernerhin war an die Wirkung der Ga l l e n f l ü s s i g k e i t zu denken, die, wie später
ausgeführt wird, offenbar einen richtenden Einfluß auf bereits ausgeschlüpfte Larven ausübt.
Cysten wurden bei 37° in frische Blasengalle einer Katze gebracht. Ein Ausschlüpfen
unterblieb während einer Beobachtungszeit von 4 Stunden, dagegen wurden die Larven
fast momentan in einem Dünndarmfistelsafte frei, der keine Gallebeimengungen enthielt.
Ga l l e i s t s o m i t bei dem S c h l ü p f p r o z e ß e n t b e h r l i c h . Ga l l e a l l e i n v e r ma
g e b e n s o w e n i g wi e e i ne r e i n e A l k a l i l ö s u n g d i e s e n V o r g a n g a u s z u lösen.
Es bleibt nunmehr nur der Pankreassaft und das Sekret der Dünndarmdrüsen übrig.
Da mir reines Pankreas- und Darmsekret nicht in getrennter Form zur Verfügung stand,
fertigte ich 2 Organextrakte von einer frisch getöteten Katze an. Das Pankreas wurde zerstückelt
und mit Sand im Mörser fein zerrieben. Der entstandene Brei wurde mit 30 ccm
physiolog. Kochsalzlösung versetzt, die mit Natriumbicarbonat leicht alkalisch gemacht
wurde. Nachdem die Mischung unter häufigem Umsehütteln 2 Stunden gestanden hatte,
wurde filtriert und ein klarer Pankreasextrakt gewonnen. Ebenso verfuhr ich mit der
Schleimhaut des gesamten Dünndarms. Vor dem Abkratzen der Mucosa wurde der durch
vorausgegangenes Hungern entleerte Darm sorgfältig abgewaschen, um etwaige Spuren
von Pankreassekret zu entfernen. In diesem Pankreasextrakt schlüpften Opisthorchis-
Cysten bei 37° und einer Beobachtungszeit von 15 Stunden ebensowenig wie in dem Darmextrakte
aus. Dagegen kam in einer Mischung beider Extrakte 1 :1 nach 1 0 —2 Stunden
eine Exeystierung aller Larven zustande. Der Vorgang verlief im einzelnen ganz so wie
unter Verwendung natürlichen Darmfistelsaftes.
Das beobachtete Zusammenwirken von Pankreas- und Dünndarmextrakt läßt in
erster Linie an eine Wirkung des T r y p s i n s denken, das bekanntlich vom Pankreas in
einer unwirksamen Form geliefert und erst durch die Knterokinase der Dünndarmmueosa
aktiviert wird. Versuche mit reinen Trypsinlösungen brachten die Bestätigung für diese
Vermutung. Ich verwendete das bereits aktivierte Trypsinum Kahlbaum. Eine l%ige Lösung
der Trockensubstanz in physiolog. Kochsalzlösung mit einem 0,4%igen Zusatz von Natriumbicarbonat
löste die äußere Schicht der Parasiteneyste auf und brachte die Larven
ebenso schnell zum Ausschlüpfen wie frischer Dünndarm-Fistelsaft. Selbst eine Verdünnung
1:50 000 (bezogen auf die Trockensubstanz) war im Laufe von mehreren Stunden noch
wirksam.
Nachdem somit das Trypsin als auslösender Faktor für den Schlüpfvorgang erkannt
ist, sollen in Kürze noch einmal die Hauptergebnisse der Exzystierungsversuche zusammengefaßt
werden. D ie O p i s t h ö r c h i s -Me t a c e r e a r i e i’®“| v on e i n e r i n n e r e n
P a r a s i t e n c y s t e u n d e i n e r v om Wi r t g e b i l d e t e n b i n d e g ewe b i g e n A u ß e n k
a p s e l umg e b e n . Di e P a r a s i t e n c y s t e wi e d e r um s e t z t s i ch a u s e i n e r
ä u ß e r e n , r e l a t i v s t a r r e n S c h i c h t u n d e i n e m z a r t e n i n n e r e n Hä u t c h e n
z us a mmen . I m M a g e n des Wi r t e s w i r d d i e C y s t e a u s dem F i s c h g
e w eb e h e r a u s g e l ö s t u n d di e b i n d e g ewe b i g e K a p s e l Ve r d a u t . A u ß e r dem
e r f ä h r t di e ä u ß e r e S c h i c h t d e r P a r a s i t e n e y s t e d u r c h di e
Ma g e n s ä f t e e in e Hm w a n d l u n g , di e si e f ü r T r y p s i n l e i c h t a n g r e i f b
a r ma c ht . H n m i t t e l b a r n a c h Ü b e r t r i t t d e r Cy s t e a u s dem M a g e n
i ns Du o d e n um w i r d di e ä u ß e r e S c h i c h t d e r P a r a s i t e n e y s t e d u r c h
a k t i v i e r t e s T r y p s i n v e r d a u t u n d di e L a r v e h i e r d u r c h a n g e r e g t ,
a u s dem z a r t e n i n n e r e n C y s t e n h ä u t c h e n h e r v o r z u b r e c h e n . L e t z