seinen Hinterleib von der Unterlage ab, das Ei selbst tritt, indem es die weichen Basen
der paarigen Gonapophysen auseinanderdrängt, auf der ventralen Seite des Legeapparates
heraus und bleibt auf der Unterlage sitzen.
II. Die männlichen Geschlechtsorgane und die Kopulation.
An den inneren männlichen Geschlechtsorganen (Tafelabb. 39) kann man wie an den
weiblichen die Geschlechtsdrüsen (Hoden) von den Geschlechtswegen unterscheiden. Die
letzteren bestehen aus paarigen Vasa deferentia mit großen Anhangsdrüsen und dem un-
paaren Ductus ejaculatorius mit der Samenpumpe. In der nächsten Umgebung der Hoden
liegen paarige My c e tome , die aber im Gegensatz zum Weibchen keine direkten funktioneilen
Beziehungen zum Geschlechtsapparat zeigen. Die äußeren, als Kopulationsorgane
wirkenden Geschlechtsorgane wurden ihrem Bau nach bereits auf S. 42 beschrieben.
1. Die Hoden (Ho), die schon beim frischgeschlüpften Männchen funktionsfähig
sind, stellen paarige, links und rechts von der großen Mitteldarmschleife liegende Gebilde
dar. Sie bestehen aus einer unbestimmbaren Anzahl von Hodenfollikeln, die, unregelmäßig
ineinandergeschlungen, von einer gemeinsamen Hülle derart zusammengehalten werden,
daß sie insgesamt annähernd Kugelform haben.
2. Die Gesdileditswege. Die Hodenfollikel münden in das wenigstens größtenteils
mesodermale Y a s d e f e r e n s (Vd), das gewöhnlich in einer schraubigen Windung verläuft
und allmählich dünnwandig und weitlumig wird. Seine Wand besteht aus einem einschichtigen
Epithel, das etwas geringelt erscheint. Der weitlumige Teil dient offenbar als
eine Art S ame n b l a s e , er verengert sich am Ende stark, nimmt den Ausführgang der
Anhangsdrüse auf und mündet schließlich in den erweiterten Hohlraum der Samenpumpe.
Die A n h a n g s d r ü s e (ADr), deren Herkunft nicht ganz sicher ermittelt werden konnte
(wahrscheinlich ist sie eine Mesadenie), ist paarig wie das Vas deferens selbst und besteht
aus einem weitlumigen, länglichen, gestielten Sack, dessen mäßig dicke Wand von einem
aus großen, polygonalen Zellen zusammengesetzten Plattenepithel gebildet wird. Ihrem
Bau nach könnten die Anhangsdrüsen auch Samenblasen sein; da aber niemals Sperma
in ihnen angetroffen werden konnte, bleibt für sie nur eine drüsige Funktion anzunehmen.
Die S a m e n p u m p e ist in der Literatur bis jetzt noch nicht beschrieben, trotzdem sie
ziemlich groß und auf jedem brauchbaren durchsichtigen P räp a ra t deutlich erkennbar
ist (Tafelabb. 23, 39). Sie bildet den Anfangsteil des unpaaren D u c t u s e j a c u l a t o r i u s ,
ist wie dieser ectodermaler Abkunft und mit einer euticularen Intima ausgestattet. Die
Intima bildet sogar die Hauptmasse der Samenpumpe (neben der Muskulatur), die Matrix
ist sehr dünn. Der Hauptteil der Samenpumpe ist eine hohle, relativ dickwandige,
bimförmige, blasige Erweiterung des Ductus ejaculatorius, in die links und rechts die
Vasa deferentia einmünden. Von den Einmündungsstellen aus, die einander im Innern
sehr genähert sind, hängt in den Hohlraum der Blase ein zylindrischer, weicher Schlauch,
der als Rücklaufventil wirkt. Der Vorderwand der Blase liegt zwischen den Einmündungen
der Vasa ein cuticularer K amm (Kamm) auf, von dem sich eine steife, ebenfalls cuticu-
lare, dorsalwärts umgebogene Z u n g e (Zu) erhebt. Von den Seitenwänden der Blase gehen
f l ü g e l a r t i g e , breitansetzende C h i t i n f l ä c h e n aus (Fliig), deren konkave Vorder-
seiten den P u m p e n m u s k e l n (SPM) als Ursprungsstellen dienen. Die Muskeln sind
starke, parallelfaserige Bündel, die mit ihren anderen, vorderen Enden an dem zungenartigen
Fortsatz (Zu) angreifen. Die Wirkungsweise der Pumpe kann man sich derart vorstellen,
daß die Muskeln durch Vermittlung der Zunge und des Kamms die Blase zusammen
und so das in ihr enthaltene Sperma im Ductus ejaculatorius weiterpressen. Das
Rücklauf ventil verhindert ein Zurückströmen des Spermas in die Vasa deferentia. Lassen
die Muskeln nach, so stellt die eigene Elastizität der Pumpenwand die Ausgangslage wieder
her, und neues Sperma kann in die Pumpenblase gelangen. Von der Samenpumpe ab verengert
sich der Ductus ejaculatorius mehr und mehr, bis er schließlich als ganz feiner
Kanal auf der Spitze des Penis ausmündet, den er in seiner ganzen Länge durchsetzt.
Der Besitz einer Samenpumpe ist eines der wenigen spezifischen Merkmale, die die
Aleurodinen mit den Psyllinen teilen. Allerdings ist die Samenpumpe der Psyllinen in
der Form und im Aufbau recht verschieden von der unseres Untersuchungsobjekts. Dazu
kommt, daß bei dem Psyllinenmännchen die Pumpe nicht im Anfangsteil, sondern inmitten
des unpaaren Ductus ejaculatorius gelegen ist und daß in jeder anderen Hinsicht
die männlichen Geschlechtsorgane beider Gruppen recht verschieden sind. So besitzen die
Psyllinenmännchen jederseits zwei getrennte Hodenfollikel, eine unpaare Samenblase an
der Vereinigungsstelle der beiden Vasa deferentia und paarige Anhangsdrüsen am Ductus
ejaculatorius dicht hinter der Samenpumpe ( S p e y e r ) . Da wir außerdem die Geschlechtsorgane
der Cicadinen bei weitem nicht genau genug kennen, um das Vorkommen von
Samenpumpen bei ihnen ganz von der Hand weisen zu können, brauchen wir aus der
Übereinstimmung in diesem einen Punkt keine weitgehenden Schlüsse über eine nähere
Verwandtschaft der Aleurodinen und Psyllinen zu ziehen.
3. Die Kopulation findet derart statt, daß das Männchen von unten her seine Hinterleibsspitze
der des Weibchens nähert und, indem es die Spitze des Legebohrers mit dem
Ausschnitt der Paramerenzange umklammert, seinen aufgerichteten Penis zwischen die
Basen der paarigen Gonapophysen stößt (Pfeil in Tafelabb. 38 a). Länge und Krümmung
des Penis sind so, daß er mit seiner Spitze gerade die Mündung des Receptaculum erreicht.
Die Samenpumpe kann dann durch die Penisspitze eine oder mehrere Ladungen
Sperma in das Receptaculum seminis schleudern, das, wie wir oben sahen, keine eigene
Muskulatur besitzt und bei dem ganzen Vorgang völlig passiv bleiben muß (Einzelheiten
über die Kopulationsstellung und die Paarungsspiele s. W e b e r 1931). Die Kopulation geht
sehr rasch vor sich, das Zurückgehen des Penis in die Ruhestellung wird von demselben
Muskel (PM2) besorgt, der die Öffnung der Paramerenzange bewirkt.
Q. Allgemeines über die inneren Organe und Schluß.
In viel höherem Maße als beim Skelett-Muskel-System tritt bei der Betrachtung der
inneren Organe die Übereinstimmung des Bautyps der Aleurodinen mit dem vor Augen,
was wir an Bautypen von anderen Homopterengruppen, ja selbst von den Heteropteren
her kennen. Während besonders beim Thorax und beim Hinterleibsstamm, aber auch in
manchen Merkmalen des Kopfbaus auffällige Besonderheiten in großer Zahl verzeichnet
werden konnten, die dem Aleurodinentyp ein durchaus eigenartiges Gepräge geben, sind
solche Merkmale bei den inneren Organen sehr viel weniger häufig festzustellen. Wohl
zeigen manche Organe, so etwa die Wachsdrüsen oder die männlichen inneren Geschlechtsorgane
oder das Tracheensystem Eigentümlichkeiten, die sie auf den ersten Blick von
anderen Typen unterscheiden. Schon beim Tracheensystem aber ist die Unterbrechung