überaus nahestehen und eigentlich nur durch die äußere Gestalt des Testes unterscheiden.
Man könnte sogar mit einigem Recht die Zugehörigkeit zu zwei getrennten
Gattungen in Zweifel ziehen (Mo r g a n , 1927, hat tatsächlich eine Vereinigung beider Gattungen
vorgeschlagen). Der Bau des Cercarien -Schwanzes scheint in genetisch-systematischer
Hinsicht ein sehr konservatives Merkmal zu sein. Stu n k a r d (1930) schreibt hierüber:
„The details of tail structure have been considered by L ü h e , L a R u e and other stu-
dents of the trematodes as morphological features of much phylogenetic significance and
one would hardly expect to find two types of fin folds on the cercariae of a single family.“
Noch schwerer verständlich aber erscheint es, daß die Opisthorchis-Cercarie einerseits fast
völlig mit der Larve eines Heterophyiden (Cryptocotyle lingua) übereinstimmt, andererseits
aber von einem Mitglied ihrer eigenen Familie (Clonorchis sinensis) merklich verschieden
ist. Wir hätten also, die Richtigkeit der Beobachtungen vorausgesetzt, die merkwürdige
Sachlage, daß im Larvenstadium zwei Angehörige einer Familie (Opisthorchiidae)
sich untereinander weniger gleichen, als einer derselben und das Glied einer anderen Fa milie.
Ein solches Verhalten widerspricht allen bisherigen Erfahrungen über Phylogenie
und Ontogenie. Auch der Begriff Konvergenz dürfte hier kaum zu einem Ausweg führen.
Eine Neu-Untersuchung der Clonorchis-Cercarie erscheint mir unter den gegebenen Verhältnissen
sehr erwünscht. Hierbei wäre auf das Vorkommen eines bewaffneten Bohr-
organes und einer Schwanzscheide sowie ganz besonders auf die genaue Lokalisation der
Schwanzmembranen zu achten, die, worauf ich schon mehrfach hingewiesen habe, bei
ungünstiger Lagerung sehr leicht zu Täuschungen Anlaß geben können. Ich glaube schon
heute Voraussagen zu können, daß sich bei einer solchen Nachuntersuchung eine prinzipielle
Übereinstimmung zwischen den Cercarien von Opisthorchis und Clonorchis ergeben wird.
Über das Verhalten der Cercarie von Clonorchis machen F au st und K h aw leider
keinerlei Mitteilung. N a g a n o erwähnt eine Ruhehaltung, die mit der der Opisthorchis-
Cercarie übereinzustimmen scheint: „When a t rest in water, the tail is held upwards, just
like a musical note and makes frequently a sudden peculiar upward movement.“ .
4. Monostomie und Distomie.
Gewöhnlich besitzen distome Trematoden schon im Cercarienstadium einen gut entwickelten
B.S.N., von dem sie bei der Fortbewegung auf fester Unterlage Gebrauch
machen. Im Lebenszyklus von 0. felineus haben w ir eine Cercarie kennengelernt, die eines
funktionstüchtigen Acetabulums noch entbehrt und an seiner Stelle eine undifferenzierte
Anlage besitzt. Erst während der Entwicklung im 2. Zwischenwirt zur Metacercarie bildet
sich ein typischer gebrauchsfähiger B.S.N. aus. D ubo is hat die Entwicklung des Bauchsaugnapfes
bei einer der Opisthorchis-Cercarie sehr nahestehenden Form, der C. lopho-
cerca F il., verfolgt und aus seinen Befunden weitreichende Schlußfolgerungen gezogen,
denen ich nicht ganz zu folgen vermag. D u bo is fand bei jungen, noch in Entwicklung begriffenen
Cercarien einen stark über die Körperoberfläche hervorspringenden B.S.N., der
ziemlich deutlich nach dem Innern zu begrenzt war, hei reifen Cercarien dagegen an dieser
Stelle nicht mehr wie eine Einbuchtung der Cuticula. D u bo is erblickte hierin eine allmähliche
Rückbildung des B.S.N. und, von Ontogenie auf Phylogenie schließend, eine
Stütze für die OHDNERsche Hypothese, daß die Monostomen unter Rückbildung des B.S.N.
aus Distomen hervorgegangen sind.
Die „Reduktion“ des B. S. N. im Cercarien-Stadium ist aber nur eine scheinbare. Die
in frühen Stadien knopfartig vorspringende und dadurch sehr augenfällige Anlage des
B.S.N. ist keineswegs differenzierter als bei reifen Cercarien. Das Einsinken dieser Anlage
bei der reifen Cercarie von 0. felineus und der Cer caria lophocerca unter das Niveau
der Bauchhaut täuscht ein teilweises Verschwinden und damit eine Rückbildung vor. Der
B.S.N. der reifen C. lophocerca besteht übrigens auch nicht lediglich aus einer Cuticula-
Einbuchtung („il n ’existe plus qu’une dépression plus ou moins profonde de la cuticule. . . “),
sondern auch noch aus einem darunter liegenden Zellkomplex von Becherform (siehe Du b
o is ’ Schnittbild (Fig. 95), Du bo is hätte seine Sclüsse wahrscheinlich nicht gezogen, wenn
er die Weiterentwicklung der C. lophocerca gekannt hätte. Ich habe beobachtet, daß diese
Larve sich nach der Encystierung in Fischen zu einer einwandfrei d i s t o me n Metacercarie
entwickelt, genau wie die Opisthorchis-Cercarie. Die Entwicklung des B.S.N. führt
also nicht zu „réduction“ und „dégénération“, sondern bewegt sich in aufsteigender Richtung.
Die OHDNERsche Hypothese wird durch diese Feststellung nicht berührt.