Der Darmblindsack weicht etwas von der Mittellinie nach einer Seite ah, die ich als
die ventrale auffassen möchte. In der gegenüberliegenden, also dorsalen Körperpartie,
liegt zwischen Darm und Körperwand eine Gruppe langgestreckter Drüsenzellen mit
großen bläschenförmigen Kernen, die einen deutlichen Nucleolus erkennen lassen. Das
Plasma dieser Zellen ist fein granuliert und fä rb t sich mit Azan blau. Jede Zelle entsendet
nach vorn einen Ausführgang, der in das Hinterende des Pharynx einmündet. Nach
Beobachtungen an lebenden Bedien sowie nach Sehnittserien schein!,';.die Zahl dieser
Drüsen acht zu betragen. Ih r Sekret besitzt höchstwahrscheinlich eine verdauende Punktion.
Ähnliche Pharyngealdrüsen ha t S e w e l l bei jungen Bedien der Cercaria Indica V III
beschrieben, D u b o i s fand sie in Bedien der Cercaria lophocerca Fn.. Diese beiden Cer-
carien gehören einer wohlcharakterisierten Gruppe an, die SEW E L L als „ P l e u r o l o p h o -
c e rc a -G ru p p e “ bezeichnet hat. Sie stimmen in ihrem Bauplane weitgehend mit der
Opisthorchis-Cercarie überein. Bei den Bedien von Clonorchis sinensis sind entsprechende
Drüsen bisher nicht beschrieben worden* ic h möchte aber annehmen, daß sie auch bei
dieser A rt nicht fehlen werden.
Dicht hinter dem Pharynx zu beiden Seiten des Darmbeginnes liegt jederseits eine
Gruppe von Zellen, die durch eine Querkommissur verbunden sind und zweifellos dem
Nervensystem der Bedie angehören. Die hinteren 2/3
bis 3/4 der heranwachsenden Bedien sind dicht angefüllt
mit jungen Cercarien-Embryonen und Keimmassen,
die jetzt schon einen verhältnismäßig größeren
Baum einnehmen als in den jüngsten. Bedien. Im
vorderen Teil der Leibeshöhle ist die Entwicklung der
neuen Generation am weitesten fortgeschritten, im hinteren
lagern noch ungeformte Keimmassen.
Die vol l entwi cke l t e Bedie, die schon schlüpf-
bereite Cercarien enthält, ist von einfach wurstförmiger
Gestalt (Abb. 8). Ein Kopf kragen sowie seitliche
Körperfortsätze sind ebenso wie in den jüngeren Stadien
nicht vorhanden. Die Größe ist sehr wechselnd.
Die kleineren sind nur 285—400 u lang, die größten
600—700 [r. Die hintere Körperpartie h a t sich infolge
der enormen Entwicklung der Nachkommenschaft bedeutend
in die Länge gestreckt, während der vobiSie
8. 2 ausgewachsene Redien mit schlüpf-
reifen Cercarien, fix. Bouin, Methylgrün-Py-
ronin, Vergr. 156
Körperabschnitt mit den Verdauungsorganen im Vergleich zur Leibeshöhle nur noch einen
ganz kleinen Baum einnimmt. Der Pharynx ist 2 Jg-28 jj. breit. Der Darm wird durch die
nach vorn drängenden Cercarienkeime zusammengepreßt und quergelagert. Ich fand in seinem
Innern übrigens niemals, auch nicht in jüngeren Stadien, feste Nahrungsbestandteile,
wie man sie in den Bedien vieler anderer Trematoden antrifft, höchstens spärliche feine Granula
oder Fett-Tröpfchen. Es scheint demnach, als ob die Bedie vorwiegend flüssige Nahrung
aufnimmt. Möglicherweise werden die Nahrungsbestandteile vor der Aufnahme in den Darm
unter der W irkung des Sekretes der Pharyngealdrüse verflüssigt. Diese Drüsen sind auch bei
älteren Bedien noch vorhanden, wenn auch nicht so deutlich erkennbar wie in jungen Stadien.
Bei der relativen Kleinheit des Verdauungsapparates, besonders in größeren Bedien,
ist auch an eine osmotische Ernährungsweise durch die Körperwand hindurch zu denken. Bei
den darmlosen Sporocysten ist ein anderer Weg als dieser gar nicht möglich. In diesem ZuAbb.
sammenhange möchte ich auch erwähnen, daß ich in der Körperwand der Bedien zahlreiche
kleine Fett-Tröpfchen beobachtet habe, die sich mit Sudan I I I lebhaft färbten.
Das Exkretionssystem der Bedie ist wohlentwickelt und zeigt den fü r dieses Stadium
charakteristischen Bau. Es besteht jederseits aus einem vorderen und einem hinteren
Längskanale. Beide verlaufen stark geschlängelt in den seitlichen Körperwänden und vereinigen
sich etwas hinter der Körpermitte jederseits zu einem gemeinsamen kurzen Aus-
führgange. Von den Längsstämmen zweigen Seitenarme ab, die entweder unmittelbar
oder nach nochmaliger Teilung mit Wimperflammen enden. Die genaue Zahl dieser Terminalorgane
habe ich nicht feststellen können. Bei einer Bedie zählte ich auf einer Körper-
« e ite 17.
Eine präformierte Geburtsöffnung scheint die Opisthorchisredie nicht aufzuweiseu.
Auch der Bedie von Clonorchis sinensis fehlt eine solche nach F a u s t und K h a w . Nur bei
älteren Bedien, die offenbar schon, Öercarien ausgesehieden hatten, sah ich hin und wieder
in der dorsalen Wand in Höhe des Darmhinterendqsl einen kleinen, von der Leibeshöhle
ausgehenden Spalt, der wohl den Geburtsweg anzeigte, den die schon ausgetretene Nachkommenschaft
genommen hatte. Hat die Bedie einen großen Teil ihrer Nachkommenschaft
entleert, dann verliert sie ihre Beweglichkeit; die erschlafften Wandungen degenerieren
und strecken sich in die Länge, so daß solche Formen bis 900 u lang werden können.
Zurückgebliebene Cercarienkeime bilden kugelige Anschwellungen des zusammengefallenen
Schlauches, der jetzt, vom Pharynx abgesehen, einer älteren Sporocyste sehr ähnlich sieht.
Der Hauptsitz der Opisthorchis-Bedien sind die Bluträume, die die Läppchen der
Mitteldarmdrüse, einhüllen, nicht aber das Drüsengewebe selbst. Außer an dieser Stelle
finden sie sich selbst Monate nach Beginn der Cercarien-Ausscheidung auch an ihrer
Ursprungsstätte in der Umgehung des Enddarmes. Sie durchsetzen von hier aus in großer
Zahl fast die ganze dorsale Wand der Mantelhöhle und wandern auch in die Kiemenlamellen
ein.
Zwischen den Bedien aus dem Bereiche der Mantelhöhle und denen aus der Verdauungsdruse
scheint insofern ein Unterschied zu bestehen, als ich nur letztere das Sta,-
dium der Cercarienproduktion erreichen sah. Offenbar bietet nur die Mitteldarmdrüse die
Ernährungsbedingungen, die fü r das Heranreifen der neuen Generation erforderlich sind.
d) D ie E n tw i c k l u n g d e r f f i r c a r i e n .
Die Leibeshöhle jüngster Bedien ist mit einer ungeformten Masse dicht aneinander
gelagerter Keimzellen ausgefüjp. Mit dem Heranwachsen des Muttertieres entstehen aus
den am weitesten vorn liegenden Keimzellen durch fortgesetzte Teilung kleine kugelige
Embryonen, während das im hinteren Abschnitt lagernde Keimmaterial zunächst unverändert
bleibt. Auch in späteren Stadien i^ind die vordersten Cercarienkeime stets am
weitesten entwickelt. Während am Vorderende schlüpfreife Cercarien austreten, rücken
die hinteren Embryonen unter zunehmendem Wachstum allmählich nach vorn.
Die erste Differenzierung, die sieh an den Cercarienkeimen bemerkbar macht, ist die
Entstehung einer kleinen halbkugeligen Schwanzanlage (T. I. Abb. 10 a). die sich dann ohne
zunächst vom Körper scharf getrennt zu sein, etwas in die Länge streckt.
T. I,Abb. 10 b zeigt das älteste Cercarienstadium, das in der Bedie erreicht wird Die
Larve macht einen noch ganz unfertigen Eindruck; es fehlen insbesondere noch alle die