Fundus könnte — wenn die Mm. rhomboidei außer Betracht bleiben ^ bei der Exspiration
mitwirken.
D ie Mu s k e l n , d i e T h o r a x u n d H um e r u s v e r b i n d e n .
Diese Muskeln (Abb. 42 Taf. III) sind es vor allem, über deren Aufgabe Unklarheit
herrscht. Es handelt sich hierbei um den M. latissimus dorsi (Nr. 2), M. pectoralis (Nr. 1),
M. supracoracoideus (Nr. 4), M. serratus superficialis pars metapatagialis (Nr. 3). In diesem
Zusammenhang interessiert es nur, welche Bedeutung sie für die Atmung haben. Wenn man
die Autoren unberücksichtigt läßt, die eine Bewegung des Sternums beim Fluge voräussetzen
und die dadurch zu der Anschauung kommen, daß die beiden Brustmuskeln nicht nur die
Flügelbeweger sind, sondern auch die Atmung beim Fluge unterhalten oder wenigstens unterstützen
( D r o i s i e r 1866), ist es wohl nur M a r e y (1890), der die Atembewegungen durch
den großen Brustmuskel beim Fluge beeinflußt wissen will. E r nimmt an, der M. pectoralis
(Nr. 1) rufe bei seiner Kontraktion eine Kompression des Thorax hervor. Diese Annahme
kann aber nicht gemacht werden, da der Muskel wegen seiner festen Unterlage (Knochen
und Membranen) bei seiner Zusammenziehung nur nach außen ausweichen kann. Man gewinnt
demnach aus der Literatur keinen Aufschluß über die Bedeutung der Brustmuskeln
für die Atmung. Das P räp a ra t läßt ebenso wenig die Funktion ohne weiteres und eindeutig
erkennen. Die Erklärung soll deshalb durch die experimentelle Untersuchung versucht
werden.
Der M. latissimus dorsi (Nr. 2) ha t nach G a d o w die Aufgabe, die Flügel in der Ruhelage
hoch zu halten. P r e c h t l (1846), der seine Hauptfunktion in der Hebung des Rumpfes
von hinten nach vorn während des Niederschlages des Flügels sieht, kann ich nicht beistimmen,
da der Muskel zu schwach und der Ansatz am Oberarmgelenk zu ungünstig erscheint,
um auch bei Berücksichtigung der hebenden K ra ft des Flugwindes ein genügend
großes Drehmoment hervorrufen zu können, wie ich in: „Experimentelle Bestimmung des
Schwerpunkts der Vögel“ nachzuweisen versucht habe. Als Gegengründe seien fernerhin die
Unabhängigkeit seines Vorkommens von dem Flugvermögen und die GADOWsche Kritik
angeführt. — Die Frage, ob der Muskel außer der Aufgabe, die ihm G a d o w zuschreibt, auch
irgend einen Einfluß auf die Veränderung des Thoraxvolumens haben kann, muß bis zur
experimentellen Prüfung zurückgestellt werden. Jedenfalls kann G a d o w s Ansicht von der
Funktion des Muskels nicht als voll ausreichend angesehen werden, denn Spheniscus, der
einen kräftigen M. latissimus dorsi hat, könnte einen Flügelhalter während des Stehens
entbehren.
Es steht noch zur Besprechung die Funktion des M. serratus superficialis pars metapatagialis
(Nr. 3), der an einer oder mehreren der letzten Vertebralrippen entspringt und am
Metapatagium inseriert, wo auch der M. latissimus dorsi pars metapatagialis endet. Nach
G a d o w ist er ein Teil des Flughautspanners. G a d o w nimmt also den Ansatz an den Rippen
als Punctum fixum an. Da aber gerade die hinteren Rippen einem solchen Zuge am wenigsten
Widerstand leisten können, so würde man annehmen müssen, daß eine Spannung der
Flughaut mit einem Zug auf die hinteren Rippen Hand in Hand geht. Nach F ü r b r i n g e r
kann zudem der Muskel auch mit einem kleinen Zipfel an der Scapula enden. Bei Crex verbindet
eine kleine Quersehne den Muskel mit der Scapula. Hier tritt also die Wirkung des
Muskels auf die Rippen ganz deutlich zutage.
Zusammenfassend aber sei festgestellt: Die Bedeutung, welche die vom Thorax zum
Humerus ziehenden Muskeln für die Volumenänderungen des Brustkorbes besitzen, wird
sich erst dann erkennen lassen, wenn festgestellt ist, ob ein Zusammenhang zwischen Flügelschlag
und Atmung besteht.
D ie Mu s k e l n , di e T h o r a x u n d A b d o m e n v e r b i n d e n .
Die Muskeln, die vom Thorax zum Becken sich erstrecken (Abb. 43, Taf. III) liegen in
mehreren Schichten übereinander. Es sind das der M. obliquus abdominis externus (Nr. 11)
und internus (Nr. 13), der M. quadratus lumborum (Nr. 12), der M. rectus abdominis (Nr. 26),
der M. transversus abdominis (Nr. 27) und der M. transverso-analis (Nr. 14). Ihre Funktion
ist seit langem bekannt, sie dienen als Bauchpresse und bewirken damit auch die Ausatmung.
Sie setzen entweder am hinteren Rand der letzten Rippe oder des Sternums an und ziehen
dadurch die Rippen bzw. das Sternum nach hinten und oben. Der M. obliquus abdominis externus
(Nr. 11) hat einen besonderen Anteil an den Atembewegungen, da er an einem großen
Teil des Seitenrandes des Sternums direkt oder durch ligamentöse Häute ansetzt und von
da zu den Rippen zieht. E r wirkt so auch direkt auf den thorakalen Teil des Rumpfes bei
der Ausatmung. — Bei den Vögeln, z. B. Spheniscus demersus, bei denen der Muskel ilio-
costalis (Nr. 25) vom Iliumrand aus sich auf die dem wirbelnahen Teile der Rippen erstreckt,
muß auch er zu den Ausatmungsmuskeln gerechnet werden. E r vermag nämlich die letzten
Rippen nach hinten zu ziehen.
D ie M u s k e l n des Sc hwa nz e s .
Von den Schwanzmuskeln träg t als einziger der Levator coccygis (Nr. 18) zur Erweiterung
des hinteren Becken teils bei. Alle anderen verengen diesen Raum, der M. depressor
coccygis (Nr. 19) und der M. ilio-coccygeus (Nr. 17) dadurch, daß sie die Schwanzwirbelsäule
herabziehen, der M. pubi-coccygeus externus (Nr. 15) und der M. pubi-coccygeus internus
(Nr. 16) dadurch, daß bei ihrer Kontraktion dieser Hohlraum von der Seite her komprimiert
wird.
Z u s amme n f a s s u n g .
Die bisherige anatomisch-physiologische Untersuchung hat ergeben, daß alle Muskeln,
die nur am Thorax entspringen und inserieren, oder die sich vom Thorax zum Becken hinziehen,
dazu die Muskeln, die sich vom Thorax zum Schultergürtel erstrecken, der Herbeiführung
der Atembewegungen entweder ausschließlich oder teilweise dienen. Die bisherige
Vorstellung, die man sich von der Funktion der übrigen mit dem Thorax in Verbindung
stehenden Muskulatur gebildet hatte, ist stark erschüttert, und es liegt die Vermutung
nahe, daß auch sie an den Volumenänderungen des Rumpfes in mehr oder weniger großem
Maße beteiligt sein könne. Die Tatsache aber, daß Muskeln vom Thorax zum Humerus ziehen,
läßt die Möglichkeit offen, daß Flug -und Atmung in gewissem Grade voneinander
abhängig sein können. Die letzte Beantwortung dieser Frage ist bis zur entsprechenden
Behandlung im experimentellen Teil zurückgestellt worden.
Die Untersuchung ließ fernerhin erkennen, wie stark der Atmungsprozeß gesichert ist.
Es zeigt sich, daß meist zwei, ja bisweilen drei und vier Schichten von Muskeln übereinander
liegen, die letztlich alle dem einen Zweck dienen, die Ausdehnung der Rumpfhöhle zu
verändern. Es wurde fernerhin darauf hingewiesen, daß fast alle eigentlichen Thoraxmuskeln
der Volumenvergrößerung dienen, dagegen die Bauchmuskeln ausnahmslos bei ihrer
Kontraktion eine Verkleinerung der Rumpf höhle herbeiführen. Inwieweit dieser oder jener