hin, daß einige Andeutungen neben dem Schädel auf v. M e y e r s Abbildungen auch als
Verknöcherungen aufgefaßt werden können, und daß diese im Verein mit dem großen dreieckigen
Kopf, den Tubercularfortsätzen auf den Kippen die Möglichkeit ergehen, auch
diese Art mit Tylototriton in Verbindung zu bringen. Diese Annahme erscheint mir aber
nicht gerechtfertigt. Bei der so genauen Beschreibungsweise H. v. M e y e r s würde er zweifellos
auf diese Dinge eingegangen sein, wenn es sich um Knochenreste handelte. Auch die
Andeutungen neben der Wirbelsäule und am Unterkiefer sind wohl mehr Zeichen des ungünstigen
Erhaltungszustandes. Die Tubercularf ortsätze sind nicht von Salamandra abweichend,
so daß mir die NOBLEsehe Deutung recht gezwungen und wenig berechtigt erscheint.
Anfügen möchte ich noch, daß die Abbildung zeigt, daß sämtliche Fußwurzelelemente
verknöchert sind. Bei Salamandra salamandra sind im allgemeinen einige der Hand-
und Fußwurzelknochen knorplig ausgebildet; aber ich konnte bei erwachsenen Tieren auch
alle Elemente verknöchert antreffen.
5. 7jiio/olnVon-ähnliche Arten.
Ein recht gut erhaltener Molch stammt aus der Braunkohle von Orsberg und wurde
von G o l d f u s s (1831) als Salamandra ogygia beschrieben. H. v. M e y e r , der das Tier erneut
einer Untersuchung unterzog, machte auf die beträchtlichen Verschiedenheiten zwischen
dieser Art und der Gattung Salamandra aufmerksam und benannte das Tier Polysemia
ogygia. Der Schädel dieses rund 80 mm großen Tieres war 9 mm lang und hatte eine Breite
von 12 mm; er war also bedeutend breiter als lang. Der Oberkiefer dieses Tieres war mit
einem langen Processus posterior ausgestattet. Ein hakenförmiger Fortsatz des Quadratum
ihm entgegengeriehtet; beide standen miteinander in Berührung. Die Pterygoidea berührten
den hinteren Oberkieferfortsatz in dessen Mitte. Der hintere Rand der Regio otica war
wohl gerundet und besaß keine Paroccipitalecken. Besonders bemerkenswert ist aber, daß
ein mächtiger knöcherner Schläfenbogen mit derben Knochenwülsten, die sich vorn auf den
Knochen der Regio olfactoria fortsetzten, vorhanden war. Wie ich oben ansführte, sitzt bei
rezenten Urodelen dieser Schläfenbogen der Außenkante des Os frontale auf und ist mit
dem Frontale in verschieden hohem Grade verknöchert. Bei Salamandrina terdigitata
konnte ich z. B. beobachten, daß an der Sutura fronto-praefrontalis die Verschmelzung
zwischen dem Schädelrohr und dem Arcus frontotemporalis außerordentlich dünn ist und
n u r von einer durchscheinenden Knochenplatte gebildet wird. Bei Polysemia ist diese Eigena
rt noch ausgeprägter, hier können wir an dieser Stelle einen Durchbruch feststellen, der
wohl mit Drüsenmassen gefüllt war. Vor dieser Öffnung sind die Nasenlöcher zu erkennen;
so entstehen 3 Paare von Löchern in der Schädelansicht: die Nasenlöcher, die Öffnungen
zwischen Schädelrohr und Arcus frontotemporalis am Übergang der Regio olfactoria zur
Regio optica und weiter hinten in der Regio optica die Öffnung, durch welche der Capiti-
mandibularis profundus zieht. So finden die Öffnungen," welche bisher bei der Beurteilung
dieses Tieres nicht gedeutet werden konnten, eine zwanglose K lärung, und die von v. M e y e r
erwähnten Schädelnähte an der mittleren Schädelöffnung sind als Suturen zwischen Frontale
und Praefrontale aufzufassen. Über die Zwischenkiefer vermag v. M e y e r keine exakten
Aussagen zu machen. Soweit ich seiner Abbildung zu entnehmen vermag, ist es wahrscheinlich,
daß diese paarig ausgebildet waren. Über die Processus spinosi der Wirbel kann
nichts ausgesagt werden, da das T ier mit dem Rücken dem Gestein anliegt. Fassen wir diese
Befunde zusammen, so ergibt sich, in den wohlgerundeten Gehörblasen, im Besitz des derben
Arcus frontotemporalis, im Bau des Oberkiefers, Pterygoids und Quadratums Übereinstimmung
mit der Gattung Tylototriton. Von Pleurodeles weicht das Tier durch den breiteren
Schädel, durch den derberen, wohl gerundeten Schlafenbogen ab, von der Gattung Tylototriton
durch das Auseinanderweichen des Schläfenhogens und des vorderen Hirnschädelrohres.
Es ist also die Gattung Polysemia berechtigt, aber enge genetische Beziehungen zu
Tylototriton und Pleurodeles sind anzunehmen. N o b l e (1930) äußert die Ansicht, daß
Polysemia größere Übereinstimmung mit Triturus zeige. Der Bau der Regio otica, charakterisiert
durch das Fehlen von Paroccipitalecken, zeigt aber, daß diese Annahme wenig gerechtfertigt
ist, während der hier dargelegten Auffassung ein bedeutendes Maß von Sicherheit
zugebilligt werden muß.
Eine weitere fossile Urodelenart kann in genetische Beziehungen zur Gruppe der Tylo-
totritonen gebracht werden, obgleich gewisse Merkmale auf eine höhere Entwicklungsstufe
weisen. Es ist dies Heliarchon furcillatus v. M e y e r aus den untermiocänen Schichten von
Rott. Auch dieser 11 cm lange Molch weist keine Paroccipitalecken und einen derben Arcus
frontotemporalis auf, aber sein Schädel ist länger als breit und erscheint somit ziemlich
oval oder besser eiförmig. Besonders bemerkenswert sind die nach oben gebogenen Rippen
mit den starken Tubercularfortsätzen. Alle diese Eigenarten machen die Annahme sehr
wahrscheinlich, daß er auch mit den Tylototritonen und Pleurodelidae in genetischer Beziehung
steht. Die länglichere Gestalt des Schädels weist aber auch auf Beziehungen zu
Salamandrina und den höheren Salamandriden hin. Die nicht unbeträchtlichen Abweichungen
von allen diesen Gattungen machen aber das eigene Genus erforderlich. Auch N O B L E
(1928, 1930) ist zu dem gleichen Schluß gekommen, aber seiner Vermutung, daß es sich um
die Larve eines fossilen Tylototritonen handeln könnte, vermag ich nicht beizupflichten, da
die derbe Verknöcherung des Schädels, die stark verknöcherten, langen Rippen mit dieser
Anschauung kaum in Einklang gebracht werden können.
Unter den ohermioeänen Resten Oeningens konnte N o b l e (1928.) einen Molch nachwei-
sen, der als ein echter Tylototriton zu deuten war und den er als Tylototriton primigenius
heschriehen hat. Dieser Molch, dessen Schädel eine Länge von 24 mm und eine Breite von
33 mm erreichte, hat also die bekannten fossilen und lebenden Tylototritonen an Länge weit
übertroffen. Der Bau des Schädels und die sonstige Anatomie zeigt im einzelnen Übereinstimmung
mit den Arten der Gattung Tylototriton, besonders die nur sehr wenig nach hinten
vorgewölbte Regio otica erinnert an Tylototriton andersoni.
N o b l e macht darauf aufmerksam, daß ein aus dem Oligocän Spaniens vonSAMPELAGO
und C I n c u n e g u i (1926) beschriebenes unbenanntes Fossil als Tylototriton aufgefaßt werden
könnte. Weder Beschreibung noch Ahhildung geben mir aber Gewißheit fü r die Richtigkeit
dieser Annahme.
6. rr/h/rns-ähnliche Formen.
Aus tertiären Schichten Spaniens, deren Zugehörigkeit zum Oligocän oder Miocän
umstritten ist, wurde ein Schwanzlurch Oligosemia spinosa N a v ä s bekannt. Die Beschreibung,
welche N a v ä s giht, ist leider so kurz, daß sie eine exakte Deutung nicht ermöglicht.
Dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen von Herrn Prof. Dr. M. S c h m i d t bin ich in
der Lage, einige Reste dieses Tieres zu überprüfen, und ich werde darüber in K ürze berichten.
Hier sei nur angedeutet, daß die Art einen breiten Schläfenhogen und deutliche Par-
oecipitalecken aufweist, die eine Zugehörigkeit zu den höheren Salamandriden sicherstellen,
und Beziehungen zu Wassermolchen Nordamerikas wahrscheinlich machen.