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tung genau in das Gegenteil umgekehrt; klar tritt auch hier die große Bedeutung der Processus
uncinati zutage.
D r o i s i e r (1866) scheint in einem Vortrag ein ähnliches Modell, wie ich es angefertigt
habe, vorgeführt zu haben, das die Wirkungsweise der Intercostalmuskeln zeigen sollte. Es
wich offenbar insofern von dem hier angeführten ab, als auch das Sternum durch einen Holzteil
dargestellt war, so daß es mehr dem Thorax eines Säugers ähnelte. Vor allem aber, und
darin liegt der Hauptunterschied, sind die Processus uncinati nicht erwähnt. Im Bericht wird
ferner gesagt, D r o i s i e r habe auch einen mathematischen Beweis für die Wirkungsweise der
Muskeln gegeben, der aber nicht angeführt wird. Am Schluß wird darauf hingewiesen,
D r o i s i e r wolle später seine Untersuchungen im Zusammenhang veröffentlichen. Es scheint
aber, daß dies nie geschehen ist.
Zusammenfassend kann nunmehr festgestellt werden, daß von den Muskeln, die allein
am Thorax entspringen und inserieren, nu r die Mm. intercostales interni eine Ausatmungsbewegung
ausführen (Abb. 40 Taf. III). Alle anderen sind Brustkorberweiterer. Es sei noch
besonders erwähnt, daß sich für die Mm. interappendiculares eine entsprechende Wirkungsweise
wie für die Mm. intercostales externi ergibt, durch ihre Zusammenziehung richten
sich die Sternalrippen auf.
D ie Mu s k e l n , di e T h o r a x u n d S c h u l t e r g ü r t e l v e r b i n d e n .
Eine ganze Reihe von Muskeln verbindet den Thorax mit dem Schultergürtel (Abb. 41
Taf. III). Die Bedeutung dieser Muskeln wird in erster Linie darin liegen, eine starke Verbindung
zwischen den Skeletteilen zu erzielen. Es handelt sich um die Mm. rhomboideus
superficialis (Nr. 5) und profundus (Nr. 20), Mm. serratus superficialis (Nr. 8, 21) und pro-
fundus (Nr. 22) (ausgenommen dabei M. serratus superficialis pars metapatagialis (Nr. 3)),
M. sterno-coracoideus (Nr. 10). Über die Funktion des M. rhomboideus superficialis (Nr. 5)
und M. rhomboideus profundus (Nr. 20) schreibt G a d o w , daß sie die Scapula der Wirbelsäule
näherten, wobei die Scapula gleichzeitig nach vorne, bzw. nach hinten gezogen wird.
Es ist dies so lange keine wirkliche Erklärung der Muskelfunktion, so lange man nicht
weiß, wozu diese Bewegung der Scapula ausgeführt wird. Es ist zu bedenken, daß ^ wie
oben gezeigt — unter gewissen Bedingungen bei der Atmung die Wirbelsäule gar nicht
feststeht und sie somit nicht als Punctum fixum für den Muskelzug angesehen werden kann.
Eine Klärung der Funktion des Muskels kann erst dann erfolgen, wenn man weiß, wie im
Einzelfall Rücken und Scapula sich gegeneinander bewegen.
D e r M . serratus superficialis (Nr. 8,21) und M. serratus profundus (Nr. 22) haben nach
G a d o w die Bedeutung, die Scapula kopfwärts oder schwanzwärts zu ziehen. Daneben führt
G a d o w W a t s o n an: „Der vordere Teil (Pars anterior des M. serratus superficialis (Nr. 21))
zieht die Scapula rückwärts und herab oder die R ippen dorsalwärts, wenn m an die Scapula
als punctum fixum betrachtet.“ Nimmt man an, daß die Scapula feststeht, so kommt man zu
der Feststellung, daß der M. serratus superficialis die Einatmung unterstützen kann, dagegen
der M. serratus profundus die Rippen eine Ausatmungsbewegung hervorrufen läßt.
Daß der M. sterno-coracoideus (Nr. 10) an der Brustkorberweiterung beteiligt ist, wurde
schon von G a d o w beschrieben und bedarf keiner weiteren Erörterung.
Zieht man das Fazit dieser Betrachtung, so ergibt sich, daß die Zahl der Muskeln, die
bei der Einatmung mithelfen können, die der Ausatmer übertrifft. N ur der M. serratus pro