hatte bei Opisthorchis-Eiern kein Ausschlüpfen zur Folge. Dagegen gelang es ohne Schwierigkeiten,
Opisi/iorc/ws-Miracidien durch mechanisches Pressen (3) aus den Eihüllen zu
befreien. Ich habe von dieser Methode ausgiebig Gebrauch gemacht, um Bau, Verhalten
und Lebensdauer freier Miracidien zu studieren. Wurden Opisthorchis-Eier unter das
Deckglas gebracht und die Flüssigkeit so weit abgesaugt, daß dieses den Eischalen fest
auflag, dann genügte ein leichter Druck mit einer Bleistiftspitze oder der Fingerkuppe,
um die Eideckel zu lösen und einen großen Teil der Larven zum Ausschlüpfen zu bringen.
In Übereinstimmung mit den Beobachtungen von F a u s t und K h a w an Clonorchis-Eiern
führte diese Maßnahme vollkommener zum Ziele, wenn nicht frische, sondern bereits einige
Wochen oder Monate alte Eier verwendet wurden. Wahrscheinlich war bei letzteren bereits
eine Lockerung in der Verbindung zwischen Schale und Deckel eingetreten.
E in Teil der Larven wurde beim Auspressen verletzt und blieb unbeweglich neben
der Schale liegen. Andere begannen sofort mit den Cilien zu schlagen und schwammen
kürzere oder längere Zeit lebhaft umher. Die Bewegungen des Cilienkleides ließen sich
am schönsten bei Dunkelfeldbeleuchtung beobachten. Alle Geißeln schlagen gleichmäßig
nach hinten und treiben den Körper in einer geraden Bahn vorwärts, ohne daß dieser
hierbei um seine Längsachse rotiert. Starre Borsten, wie sie nach H e c k e r t (1889) beim
Miracidium von Leucochloridium macrostomum vorhanden sind, fehlen bei der Opisthor-
c/m-Larve. Wenn die Miracidien mit irgendeinem Hindernis in Berührung kommen, so
machen sie nicht nach Art vieler Infusorien Kehrt, sondern gleiten entweder an seiner
Peripherie entlang, bis sie mehr zufällig freikommen, oder, was häufiger geschieht, sie
versuchen das Hindernis zu durchdringen. Sehr oft konnte beobachtet werden, daß Miracidien
in den Winkel, der von zwei aneinanderliegenden Eiern gebildet wurde, hineinschwammen
und dann nicht imstande schienen, sich durch Rückwärtsbewegung aus dieser
Zwangslage zu befreien. Unter heftigem Wimperschlagen versuchten die Larven, wie
ein Keil das Hindernis auseinanderzudrängen — gewöhnlich ohne Erfolg ¡11® bis sie
schließlich nach vergeblichen Bemühungen vom Tode ereilt wurden.
Die L e b e n s d a u e r f r e i e r Mi r a c i d i e n war unter diesen Bedingungen überhaupt
nur von kurzer Dauer. Anfänglich hatte ich die Miracidien in einem Tröpfchen
gewöhnlichen Leitungswassers aus der Schale befreit. Das Resultat war wenig befriedigend.
Nur ein kleiner Bruchteil der befreiten Larven zeigte überhaupt Bewegungserscheinungen.
Die wenigen beweglichen Formen schwammen sehr träge mit langsamem Cilien-
schlag umher. Schon n a c h l—2 Minuten standen gewöhnlich die Cilien still und die Larven
starben ab. Nach längstens acht Minuten waren alle Miracidien unbeweglich. Bei den
unbeweglichen wie bei den zunächst noch umherschwimmenden Formen tra t eine sofort
nach dem Ausschlüpfen beginnende und allmählich zunehmende, blasenartige Abhebung
der Epidermis auf. Auch das Innere der Larven wurde durch Quellung verändert und
löste sich während des Absterbens in Vakuolen und tanzende Granula auf. D ie Op i s -
t h o r c h i s - L a r v e n w a r e n a l s o a n s c h e i n e n d n i c h t i m s t a n d e , in r e i n em
Wa s s e r i h r o s m o t i s c h e s Gl e i c h g e w i c h t a u f r e c h t z u e r h a l t e n .
Auf der Suche nach einem besseren Milieu wiederholte ich den Versuch unter Verwendung
von 0 , 4 5%i g e r K o c h s a l z l ö s u n g und schließlich von S c h n e c k e n s e r um
aus Bithynia leachi. Schon in der Kochsalzlösung war das Ergebnis wesentlich besser. Die
Zahl der beweglichen Larven war viel höher. Die Ortsbewegung und der Cilienschlag
erfolgten bedeutend rascher und energischer als in Wasser. Nach einer Viertelstunde
schwammen noch viele Larven lebhaft umher. Nach 30 Minuten wurde das letzte bewegliehe
Exemplar beobachtet. Eine Abhebung der Epidermis tra t in viel geringerem Maße
und vorwiegend nur bei verletzten und bei absterbenden Exemplaren auf.
In Schneckenserum war die Vitalität der Larven noch größer. Nach einer Stunde
schwamm ein Teil noch lebhaft umher und nach zwei Stunden, in einem anderen Versuche
nach ca. drei Stunden, wurden die letzten Cilienbewegungen beobachtet. Eine
Abhebung der äußeren Körperbedeckung kam für gewöhnlich nicht zustande, solange
die Larven umherschwammen. E rst später, wenn der Cilienschlag erloschen war, löste
sich die Epidermis teilweise oder vollständig ab. Im Gegensatz zu den Versuchen in
reinem Wasser blieb aber dann der Innenkörper in seiner zelligen Struktur gut erhalten
und bildete ein rundliches oder ovales Körperchen, das nach Abstreifen der Larvenhaut
mit einer neuen glatten Oberfläche versehen war. Genau so dürfte übrigens auch das
jüngste Stadium der Muttersporocyste aussehen, dessen Auffindung im Gewebe frisch
infizierter Schnecken mir bisher nicht gelungen ist.
Diese Versuche lassen klar erkennen, daß Wa s s e r e in r e c h t u n g e e i g n e t e s
M i l i e u f ü r f r e i e 0 p i s t h ö r c h i s - Mi r a c i d i e n ist . Selbst wenn gelegentlich
Wimperlarven unter gewissen natürlichen Bedingungen, die ich allerdings im Experiment
bisher nicht verwirklichen konnte, im freien Wasser ausschlüpfen sollten, wären
sie nicht imstande, vor dem raschen E in tritt ihres Todes aktiv in eine Schnecke einzudringen
nach Art der Miracidien von Fasciola hepatica und vielen anderen Trematoden. Es
bleibt also nur der andere Weg übrig, der des d i r e k t e n T r a n s p o r t e s d e r E i e r
in d e n D a rm k a n a l d e r Sc h ne ck e , a n d e r e n S ä f t e k o n z e n t r a t i o n da s
M i r a c i d i u m , wi e ob e n d a r g e t a n , we s e n t l i c h b e s s e r a n g e p a ß t i s t al s
a n Was s e r .
B r a u n hatte reife Opisthorchis-Flier an junge Lymnaea staqnalis verfüttert und dann
im Kote der Schnecken zahllose entdeckelte Eier gefunden. (Eine Weiterentwicklung der
ausgeschlüpften Eier war jedoch nicht eingetreten.) Ich habe wiederholt den Kot von
Wasserschnecken, denen ca. drei Stunden vorher ein ausgewaschenes Sediment von
Katzenkot mit Opisthorchis-Eiern als Nahrung vorgesetzt worden war, untersucht und
regelmäßig, mehr oder weniger zahlreich, entleerte Eihüllen neben unveränderten Eiern
gefunden. Die Zahl der ausgeschlüpften Eier war verschieden, je nachdem welche
Schneckenart ich verwendete. Eine Untersuchung von 100—200 im Schneckenkote wiedergefundener
Eier ergab fü r vier Schneckenarten folgende Prozentsätze ausgeschlüpfter
Eier:
Stagnicola palustris 13 % der Kot-Eier ausgeschlüpft,
Coretus corneus 12,3% „ „ „
Bithynia tentaculata 45,1 % „ „ „
„ leachi 46,5% „ „ „
In den beiden Bithynia-Arten waren also 3Munal mehr Eier ausgeschlüpft als in
St. palustris und C. corneus. Vielleicht drückt sich schon darin die besondere Eignung
von Bithynia-Arten als Zwischenwirte für Opisthorchiiden aus. Ein Versuch mit einer
Süßwasser-Muschel Dreissena polymorpha gab ein völlig negatives Resultat. Alle Opisthorchis
Eier, die nach der Fütterung aus dem Darmkanale herauspräpariert wurden,
enthielten noch Miracidien.
Wiederholt habe ich versucht, im Darme von Bithynien, die bis kurz vor ihrem Tode
Opisthorchis-Eier aufgenommen hatten, freie Miracidien anzutreffen, überraschender