Dunkelfeld leuchten die Augenbecher rotbraun auf. Eine optische Linse habe ich an
lebenden und fixierten Exemplaren auch bei starker Vergrößerung nicht wahrnehmen
können.
B o h r d r ü s e n : Die mittlere Partie des Körpers wird von einem Komplex großer
Drüsenzellen eingenommen. Diese Zellen besitzen ein feingranuliertes Plasma, das sich
mit Heidenhain-Azanfärbung blau, bei vitaler Neutralrotfärbung blaßrot färbt. Die Kerne
sind groß und chromatinarm und enthalten ein oder zwei Nukleolen. Die Ausführgänge
dieser Drüsenzellen teilen sich dicht hinter dem Pharynx in zwei seitlich auseinander weichende
Bündel, von denen sich jedes kurz hinter dem Mundsaugnapf nochmals spaltet, so
daß vier Stränge entstehen. Diese verlaufen an der Dorsalwand des M. S. N. nach vorn
bis in die Mundbucht, wo sie dicht nebeneinander dorsal von der eigentlichen Mundöffnung
ausmünden. Wenn man lebende Cercarien von der Bauchseite betrachtet, dann gelingt es
bei einer bestimmten Krümmung des Kopfes, ein sehr deutliches Bild vom optischen
Querschnitt der vier Stränge zu erhalten (T. VIII, Abh. 44 a). Hierbei wird ersichtlich, daß
die beiden mittleren Stränge aus je sechs, die beiden äußeren aus je vier Ausführgängen
zusammengesetzt sind. Es sind also insgesamt 20 Drüsengänge und, wie wir hieraus
schließen dürfen, auch 20 Bohrdrüsen vorhanden. Auszählungen der Drüsenkerne in
Schnittserien ergaben ebenfalls die Zahl 20.
An l a g e des B a u c h s a u g n a p f e s : Zwischen dem Hinterende des Bohrdrüsen-
komplexes und dem Vorderrande der Exkretionsblase erkennt man auf der Bauchfläche
ein querovales Gebilde von ca. 25 (i. Breite, das aus dicht aneinander gelagerten kleinen
Zellkernen besteht. Diese Kerne sind rund bis oval und färben sich infolge ihres hohen
Chromatingehaltes mit Hämatoxylin tief dunkelblau. Dieser Zellkomplex liegt unter der
Bauchhaut, die über seiner Mitte eine kleine querelliptische Einziehung bildet. Es handelt
sich um die schon im vorigen Abschnitte erwähnte Anlage des B.N. S. Nur ist diese
jetzt nicht mehr nach außen vorgewölbt, wie während der Entwicklung in der Wirtsschnecke,
sondern unter das Niveau der Bauchfläche zurückgezogen. Wenn wir die Cer-
carie von ventral betrachten (T. II, Abb. 11 b), so ist die Anlage des B.S. N. nicht deutlich
von dem dahinterliegenden Komplex der Genitalanlage zu trennen. In Längsschnittserien
wird dagegen deutlich, daß es sich um zwei gesonderte Strukturen handelt. Die B.-S.-N.-
Anlage erscheint dann (Abb. 24) als napfförmige Kernanhäufung unmittelbar unter der
nabelartig eingezogenen Bauchhaut. Sie ist auch jetzt noch undifferenziert. Es fehlen die
wallartig vor springenden Ränder eines typischen Acetabulum, und wir vermissen auch
eine radiäre Zellanordnung sowie jede Spur von Muskelfasern. Von einer Funktion als
Saug- oder Haftorgan kann infolgedessen noch nicht die Rede sein, wie übrigens auch
das Verhalten der Cercarie bestätigt.
Ge n i t a l a n l a g e : Dorsal von der Anlage des B. S. N., nach vorn begrenzt vom
Bohrdrüsenkomplex, nach hinten von der Exkretionsblase, zieht ein Zellkomplex bis dicht
unter die Rückenhaut (Abh. 24). E r setzt sich aus zahlreichen, dicht heieinanderliegenden
Zellkernen zusammen, die in ihrer Form und intensiven Färbbarkeit mit Hämatoxylin
den Zellen der B.-S.-N.-Anlage gleichen. Sie sind von letzteren nur durch einen schmalen
Spalt getrennt. Aus ihrer Lage und einem Vergleich mit dem Metacercarien-Stadium
geht hervor, daß diese Kernanhäufung die Anlage der Genitalorgane ist. Sie enthält
wahrscheinlich das gesamte Bildungsmaterial nicht nur für den Keimstock, sondern
auch für die Ausführgänge, das Receptaculum seminis und die Dotterstöcke. Ob sie auch
die Hodenanlagen mit einschließt, erscheint ungewiß, da diese bei der Metacercarie seitlich
von der Exkretionshlase liegen.
E x k r e t i o n s s y s t e m : Die Exkretionsblase nimmt fast das ganze hintere Körperviertel
ein. Ihre Gestalt ist je nach dem Füllungszustand bald rund, bald annähernd
rechteckig, bald nierenförmig. Ihre relativ dicke Wandung besteht aus einer einschichtigen
Lage rechteckiger Zellen mit großen Kernen, die sich nur schwach mit Hämatoxylin
färben und häufig zwei Nukleolen einschließen. Das Zellplasma enthält im Leben tröpfchenförmige
Einschlüsse (T. II, Abb. 11 b). Die Blasenwand erinnert in ihrem Bau an ein
Drüsenepithel, und es scheint nicht ausgeschlossen, daß sie an der Ausscheidung von
Exkretstoffen beteiligt ist. Feste Körperchen sind im Lumen der Blase noch nicht vorhanden.
Die übrigen Bestandteile des Exkretionssystems sind bei der freischwimmenden
Cercarie von den Cystogenzellen überlagert und schwer erkennbar. Dagegen gelingt es,
alle Einzelheiten an Cercarien zu studieren, die kurz vor dem Ausschlüpfen aus der Wirtsschnecke
stehen. Bei diesen, im übrigen schon vollentwickelten und schwimmfähigen
Stadien ist der Inhalt der Cystogenzellen noch klar und durchsichtig (Abb. 14). Von der
vorderen Hälfte der Blase zweigt sich jederseits ein Sammelröhrchen ab und zieht im
geschlängelten Verlauf in den Körperseiten nach vorn. Etwa in Höhe des Pharynx bildet
es einen kurzen rückläufigen Bogen und teilt sich in zwei Kanälchen. Das eine fü h rt nach
vorn, das andere bis zum äußersten Hinterende. Das vordere Kanälchen träg t an seinem
Ende eine Gruppe (I) von fünf Wimperzellen, die in der unmittelbaren Umgebung der
Augen liegen. Vom hinteren Ast entspringen vier Gruppen, die sich gleichfalls aus je fünf
Terminalorganen zusammensetzen. Die vorderste Gruppe des hinteren Astes (II) liegt
seitlich vom Vorderrande des Bohrdrüsenkomplexes, die nächste (III) in Höhe des Vorderrandes
der B.-S.-N.-Anlage, Gruppe IV seitlich vom hintern Rande der B.-S.-N.-Anlage
und Gruppe V neben der Schwanzwurzel. Die Formel des Exkretionssystems lautet demnach
fü r die Opisthorchis-Cercarie: 2 X (5) + (5 + 5 + 5 + 5) = 50 Wimperzellen.
C y s t o g e n z e l l e n : Die Cystogenzellen liegen vorwiegend in den seitlichen Partien
des Körpers von der Gegend der Augenflecke bis zum äußersten Hinterende. Ein kleiner
Teil, etwa 6—10 Zellen, befindet sich auch unter der mittleren Partie der Rückenhaut
zwischen der Exkretionsblase und den Augenflecken. Das Mittelfeld der Bauchseite ist
dagegen stets frei. Diese Zellen besitzen eine ovale oder birnenförmige Gestalt und stehen
durch einen Fortsatz, der wahrscheinlich als Ausführgang dient, mit der Körperhaut in
Verbindung. Die ansehnlichen, bläschenförmigen Kerne sind etwas kleiner als die der
Bohrdrüsen, etwa ebenso groß wie die der Exkretionsblase. Der Zelleib ist dicht gefüllt
mit groben Granula von plumper Stäbchenform. E r färbt sich mit Heidenhain-
Azan intensiv blau. Auch Neutralrot ru ft bei vitaler Anwendung eine starke Färbung
hervor. Hierbei schrumpfen die Zellen während des Absterhens der Larve zu kleinen
Kugeln zusammen, die sich scharf von der Umgebung abhehen und verhältnismäßig leicht
zählen lassen. Ich fand auf diese Weise eine Zahl von 55—60 Cystogenzellen.
P i gme n t z e l l e n : In den äußeren Schichten des Cercarienkörpers, besonders unter
der Haut und in den Lücken zwischen den Cystogenzellen, liegen zahlreiche verzweigte
Zellen, die gelbbraune Pigmentgranula und kleine runde Kerne enthalten. Eine regelmäßige
bilaterale Anordnung dieser Zellen in Längsreihen oder entlang der Hauptnervenstränge,
wie es F aust und K h aw für die Clonorchis-Cercarie beschrieben haben, ist nicht
zu beobachten. Die Gesamtheit der Pigmentzellen verleiht dem ganzen Cercarienkörper
eine gelblich-bräunliche Farbe.
Zoologien, Heft 86. 5