dieser Larven sah ich durch die Kiemenöffnung wieder nach außen passieren, die übrigen
schienen aber in der Kopf- und Kiemenregion zu verbleiben. Diese Beobachtung fand
ihre Bestätigung beim Durchmustern einer Querschnittserie durch einen Fisch, den ich
% Stunden nach einer ersten und % Stunde nach einer zweiten Infektion fixiert hatte.
Unter der Schleimhaut der Lippen, der Zunge, der Mundhöhle sowie der Kiemenhöhle,
der Kiemendeckel und der Kiemen selbst saßen zahlreiche Cercarien. Die oberflächliche
Lage dieser Larven unter der Innenwand der Mund- und Kiemenhöhle, ferner die Richtung
der vom Hohlraum abgekehrten Kopfenden verrieten deutlich, daß die Cercarien
von innen her eingedrungen waren. Überdies fanden sich einige Larven, die erst mit der
Kopfpartie in der Schleimhaut verankert waren und deren übriger Körper noch frei in das
Lumen der Höhlung hineinragte (T. III, Abb. 20a und 21a). Besonders die Kiemen waren
stark mit völlig oder teilweise eingedrungenen Cercarien besetzt. Dieses Organ fängt
offenbar die mit dem Atemwasser eingesaugten Cercarien wie ein Filter ah.
An den lebensfrisch zwischen Objektträger und Deckglas untersuchten Kiemen eines
kleinen Fisches, der einige Minuten vorher infiziert worden war, ließen sich die Bohrbewe-
gungen der Cercarien, die sonst einer eingehenden Beobachtung schwer zugänglich sind,
sehr schön hei starker Vergrößerung verfolgen. Der Vorderkörper wurde in beständigem
Wechsel energisch vorgestreckt und wieder zurückgezogen. In zurückgezogenem Zustande
bot die Mundpartie in Seitenansicht das auf T .II,A b b .l3 a dargestellte Bild. Der modifizierte
Mundsaugnapf war weit in den Vorderkörper eingesunken. Die äußere Kopf wand bildete
eine becherförmige Ringfalte um die Mundöffnung herum. Während des nun folgenden
Vorstreckens verstrich die Ringfalte, der M. S. N. rückte weit nach vorn und mit ihm die
Mündungen der Bohrdrüsen und der mitZähnchen bewaffnete Vorsprung (T. II, Abb. 13b).
Im nächsten Moment führte der Kopf eine leichte Ventralkrümmung aus, wobei die bezahnte
Vorwölbung in der Richtung des Pfeiles über das Wirtsgewebe hinglitt und wie eine Raspel
oder eine Schneckenradula wirkte. Hierauf zog sich der Kopf wieder an die Ausgangsstellung
zurück. Diese 3 Phasen folgten in raschem Wechsel aufeinander. Höchstwahrscheinlich
wird die mechanische Arbeit des Zahnapparates noch durch eine histolytische
Wirkung des Bohr drüsensekretes unterstützt.
Man sollte denken, daß der Befall eines kleinen Fisches durch eine größere Anzahl
von Cercarien heftige Abwehrbewegungen von seiten des Wirtes auslöst. Ich habe aber
keine merklichen Reaktionen während des Befalles und nachher beobachten können, höchstens
eine leichte Unruhe des Opfers.
b) Wa n d e r u n g u n d e n d g ü l t i g e r Si t z d e r L a r v e n .
In dem Augenblick, in dem die eindringende Cercarie unter der Hautober fläche verschwunden
war, entzog sie sich für gewöhnlich der Beobachtung. Nur in den durchsichtigen
Flossen junger Fische ließ sich der weitere Weg der Larven vorzüglich verfolgen, selbst
bei stärkerer Vergrößerung. Ich schnitt entweder eine Brust- oder Bauchflosse kurz nach
der Infektion ah oder brachte den ganzen Fisch lebend in feuchtes Fließpapier eingeschlagen
für kurze Zeit unter das Mikroskop. Nach stärkerer Infektion sah man dann
gewöhnlich eine ganze Anzahl schwanzloser, langgestreckter Cercarien im Flosseninnern
weiterkriechen (T.IV, Abb. 22). Auffallend war, daß so gut wie alle Larven stets nach der
Flossenbasis, d. h. nach dem Fischkörper zu strebten. Eine Orientierung nach der Schwerk
ra ft war hierbei nicht möglich, da die einzelnen Flossen eine ganz verschiedene Lage
zum Körper einnehmen. Wahrscheinlich wirkten die Flossenstrahlen und die nach der
Basis zunehmende Dicke der Flosse richtunggebend. In dem lockeren Bindegewebe im
Flosseninnern rückten die Cercarien verhältnismäßig schnell vorwärts, indem sie mit der
stoßweise vorgeführten Kopfpartie das Gewebe auseinanderdrängten und von Zeit zu Zeit
das Hinter ende nachzogen. Beim Vorwärtsdringen findet wahrscheinlich auch eine E rweichung
des Wirtsgewehes durch das Bohrdrüsensekret statt. Ich konnte diesen Vorgang
hei der Opisthorchis-Cercarie zwar nicht unmittelbar feststellen, beobachtete aber bei der
Infektion junger Schleien mit einer sehr nahe verwandten Cercarie, der Cercaria lopho-
cerca Fil. aus Bithynia tentaculata, daß jede Larve beim Weiterkriechen in den Flossen
einen Streifen getrübten Gewebes hinter sich ließ, der schon makroskopisch wahrnehmbar
war. Manche Cercarien schienen im Innern der Flossenstrahlen seihst weiterzukriechen.
In Wirklichkeit befanden sie sich zwischen den beiden rinnenförmigen Skelettstücken,
die jeden Flossenstrahl zusammensetzen.
12— 24 Stunden nach der Infektion waren im allgemeinen alle Cercarien aus den
Flossen in den Fischkörper übergewandert. Nur bei 2 Fischen, die ich besonders stark infiziert
hatte, verblieben einige Cercarien im proximalen Teil der Flosse selbst und ency-
stierten sich hier. Einmal sah ich eine Cercarie in die Cornea des Auges von Tinea, tinca
eindringen und dann im Hornhautgewebe nach dem Iriswinkel zustreben. Hier fand ich
sie nach der Vz Stunde später vorgenommenen Fixierung des Fisches in einer Schnittserie
wieder (T. IV, Abb. 23).
Nach den Untersuchungen Sz idat s (1924) befällt die Gabelschwanzcercarie von He-
mistomum spathaceum R u d . ihre Fischzwischenwirte zunächst in ähnlicher Weise wie
die Opisthorchis-Cercarie. Ihre Eintrittspforten sind neben der äußeren Haut vorwiegend
die Kiemen und die Mundschleimhäute. Sie dringt aber dann in die Blutgefäße ein, besonders
die der Kiemen, und gelangt offenbar vorwiegend mit dem Blutstrom nach ihrem
endgültigen Sitz, den Augen des Fisches. Es erhebt sich für uns die Frage, ob vielleicht
die in die Kiemenregion eingedrungenen Opisthorchis-Cercarien ebenfalls die Gefäße anbohren
und auf dem Blutwege im Körper ihres Zwischenwirtes verbreitet werden, oder oh
sie lediglich im Gewebe weiterkriechen.
Um diese Frage der Cercarien-Wanderung von den Eintrittspforten nach dem endgültigen
Sitz zu verfolgen, wurden zwei junge Schleien von ca. 3 cm Länge in vollständige
Querschnittserien zerlegt. Der eine Fisch (Nr. 1) wurde % Stunde nach einer ersten und
eine % Stunde nach einer zweiten Infektion in heißer HELLYscher Lösung fixiert. Die
andere Schleie (Nr. 2) fixierte ich auf gleiche Weise 24 Stunden nach einer einmaligen In fektion
von Vz Stunde Dauer. Nach dieser Zeit w aren die Cercarien erfahrungsgemäß schon
alle an ihrem endgültigen Sitze angelangt und im Stadium der Encystierung. Beide
Schnittserien wurden vom Kopfende bis zur Schwanzspitze genau durchgemustert und
der Sitz jeder einzelnen Cercarie registriert. Auf diese Weise erhielt ich in zwei Infektions-
stadien ein vollständiges Bild über die Verbreitung sämtlicher Larven. Da es natürlich
zu weit führen würde, die Protokolle in extenso wiederzugehen, bringe ich im Folgenden
nur eine Zusammenfassung der Ergebnisse in gedrängter Form: