reiche Bestätigung. Das Experiment zeigt ferner, daß die Bauchmuskulatur im Atmungsmechanismus
nicht unersetzlich ist. Es können auch andere Muskeln die Verengung des
Thorax vornehmen. Es zeigt sich hier also das W alten des Grundsatzes m ehrfacher Siche-
-rimgj — Die Bauchmuskeln sind die Antagonisten der Inspiratoren. Die Wirkung der Einatmungsmuskeln
findet dann ihr Ende, wenn die Bauchmuskulatur ihre größte Dehnung
erfahren hat; ist der Einfluß der Bauchmuskeln ausgeschaltet wie in diesem Falle, so kann
die Thoraxmuskulatur den Ausschlag des Sternums vergrößern. Umgekehrt kann man bei
einer gesunden Taube durch elektrische Reizung eine Zusammenziehung der Bauchmuskulatur
veranlassen und damit die Sternumbewegung verkleinern.
In Versuch 2 wurden einer anderen Taube die Processus uncinati von allen Rippen
operativ entfernt. Das konnte nur durch Verletzung des M. serratus superficialis pars
posterior und pars metapatagialis geschehen. In der Narkose wurde bei Rückenlage des
Tieres eine Atemfrequenz von 32,1 pro Minute, nach der Narkose von 59,2 pro Minute festgestellt.
Das Protokoll fü h rt an, daß eine ausgeprägte Bauchwandbewegung festzustellen
war. Vor allen Dingen fiel dieser Atmungsmechanismus im Vergleich zu der Taube des vorigen
Versuches au f.jBD u rch die Untersuchungen der Zwischenrippenmuskeln war erkannt
worden, daß gerade die Teile der Mm. intercostales externi, die an den Processus uncinati
ansetzten, für die Einatmungsbewegungen der Rippen von W ichtigkeit sind. Man sieht zwar
in dem Versuch eine Frequenzerhöhung, ein Zeichen, daß der Atemmechanismus gestört
ist; aber die Taube ist imstande, diese Störungen in kurzer Zeit auszugleichen, so daß gegenüber
einer gesunden Taube kein Unterschied in der Leistungfähigkeit beobachtet werden
kann. Mutmaßlich wird aber bei Vögeln mit sehr langen Hakenfortsätzen ein derartiger
Eingriff schwerere Folgen haben.
In Versuch 3 und 4 wurde die gesamte Ausatmungsmuskulatur (ohne Mm. intercostales
interni) bzw. die Einatmungsmuskulatur (ohne Pectoralmuskeln) außer Funktion gesetzt.
Die Taube zeigte zwar große Atemnot, konnte aber doch ihr Atembedürfnis in der Ruhe
bestreiten. *— Das Ergebnis der beiden letzten Versuche zwingt wohl dazu, eine Mittel- oder
Null-Lage in der Atmungsmechanik der Vögel anzunehmen. Von dieser Null-Lage aus kann
sowohl weiter ein- wie auch weiter ausgeatmet werden. In diese Lage ziehen elastische Kräfte
den Thorax immer wieder hinein. Ist z. B. die Einatmungsmuskulatur zerstört, so daß der
Thorax nicht mehr erweitert werden kann, so verengen die Bauchmuskeln den Thorax und
die elastischen Kräfte erweitern bei Erschlaffung der Bauchmuskeln den Brustkorb, bis er
in die Null-Lage gelangt ist. Entsprechendes würde fü r den umgekehrten Fall der Ausschaltung
der Ausatmungsmuskulatur gelten.
Versuch 5 galt der visuellen Betrachtung der Coracoid-Sternum-Bewegung. Nach Freilegung
dieser Knochen konnte man sehen, wie sie sich als Ganzes um das Schultergelenk
bewegten. Eine Vor-Rückwärtsbewegung des Oherarmgelenkes konnte aber nicht erkannt
werden. Wohl aber entfernten sich die Schultergelenke voneinander. Die Winkeländerung
des Sternum-Coracoid-Gelenkes war nicht zu sehen, was aus den geringen Ausschlägen bei
den oben angeführten Versuchen wohl zu erwarten war. Es wurde aber bei der Einatmung
eine Vorwölbung des Ligamentum accessorium sterno-coracoideum externum beobachtet,
was auf eine Gelenkung schließen läßt. Dabei schien auch gleichzeitig eine Gleitbewegung,
wenn auch von geringem Umfang, aufzutreten. Eine derartige Bewegung wäre als Wirkung
des M. sterno-coracoideus wohl erklärbar. Man muß aber berücksichtigen, daß durch die
Loslösung der beiden Brustmuskeln vom Coracoid dem Angriff des Sterno-Coracoid-Mus-
kels keine Gegenkräfte mehr entgegengesetzt werden können. Man kommt der Wahrheit
wohl am nächsten, wenn man sich beim intakten Vogel die Gleitbewegung auf ein Minimum
zurückgeschraubt denkt, dagegen die Winkeländerung des Coracoid-Sternum-Gelenkes etwas
größer, als visuell bei der Operation beobachtet wurde, da eine Mitwirkung der Pectoralmuskeln
ja ausgeschlossen worden ist.
D ie At emb ew e g u n g b e im Gehen.
Versuch: Einer Taube wurden an den oben genannten Klammern des Sternums und
am Becken vier elektrische Lämpchen befestigt. Die oberste Glühlampe am Becken war mit
einem Sekundenpendel verbunden und gab die Zeiteinheiten an. Die übrigen drei Lampen
Sekunden
Becken
Sternum ^
Schritt
ßewegungsrichtung
Abb. 72. Axiswertung der Originalaufnahme Abb. 71.
I = Vergrößerung der Abbildung 71.
I l f e lD i e Kurven sind auf gleichen Anfangspunkt gebracht.
III == Die Abstandsänderung zwischen Becken und Sternum is t vom Becken als Null-
Linie aus aufgetragen.
a=Sekundenmarken, b,c=Beckenbewegung, <1=Sternumbewegung, e=Tischkante.
waren in einen gemeinsamen Stromkreis gelegt. Die Änderungen des Abstandes zwischen
den beiden Beckenlampen und der des Sternums zeigte die Sternumbewegung an. Die m ittlere
Lampe war zur Kontrolle der Beekenschwankungen und Drehung des Tieres angebracht
(Abb. 70). Bei den Versuchen war die Lauflinie für die Taube durch zwei kleine