des betreffenden Knochens und der Abstrich Senken. Betrachtet m an z. B. die Bewegung des
Sternums, so bedeutet das Heben Thoraxverkleinerung, also Ausatmungsbewegung, dagegen
das Senken Vergrößerung des Volumens oder Einatmung. Man sieht an der Abbildung
48, daß alle diese Bewegungen synchron verlaufen. Die weitaus größte Bewegung zeigt
das hintere Ende des Sternums; der Ausschlag nimmt in der Richtung auf die Coracoide
ab. Auch Becken und Rücken zeigen eine leichte Wellenbewegung im Rhythmus der Atmung.
Man sieht, daß sie im selben Sinne wie die anderen Kurven läuft, d. h. wenn das
Sternum sich nach oben bewegt, bewegen sich in derselben Weise Becken und Rücken mit,
und zwar der Rücken etwas stärker als das Becken. Man hat sich demnach vorzustellen,
daß beim Ausatmen eine kleine Schwankung des Körpers dorsalwärts, beim Einatmen aber
umgekehrt ventralwärts erfolgt. Es muß d a b e i e i n e geringe Bewegung im Hüftgelenk sta ttfinden,
da die Beckenbewegung geringer ist. Diese Schwankungen haben mit dem eigentlichen
Atmungsvorgang nichts zu tu n und bleiben bei der weiteren Diskussion außer Betracht.
Nur insofern haben sie Bedeutung, als die eigentlichen Atembewegungen um ein
geringes vergrößert werden.
Der Ablauf der übrigen Kurven läßt durch die Amplitudenverringerung vom hinteren
Sternumende über vordere Sternumspitze zum Coracoid eine Bewegung erschließen, die
ihr größtes Ausmaß am Sternumende, ihr geringstes im Schultergelenk erreicht. Man hat
sich also dabei eine Winkelbewegung vorzustellen, wobei das Schultergelenk der Drehpunkt
ist, und um die sich die Gesamtheit Coracoid-Sternum als bewegender Schenkel des Winkels
dreht. Damit ist aber der Bewegungsablauf noch nicht in allen Einzelheiten charakterisiert.
Es soll an dieser Stelle schon auf die Kurvenunterbrechungen in der Coracoid-Linie aufmerksam
gemacht werden. Die Kurve setzt am Ende der Ausatmungsbewegung aus und
zeigt eine Verdickung an der höchsten Stelle der Einatmung, d. h. bei der Einatmung hat
sich das Coracoid der Scheibe der „Schief en Ebene“ genähert, bei der Ausatmung sich aber
von ihr entfernt. Die Auswertung dieser Bewegung muß einer späteren Darlegung Vorbehalten
bleiben.
Da es sich bei der Atembewegung um eine Winkeländerung handelt, kann durch die
Aufzeichnung an der „Schiefen Ebene“ die volle Ausschlagshöhe der Einzelbewegungen der
drei Schreibstifte nicht angegeben sein. Die schiefe Ebene kann nur zu einer der drei Bewegungen
senkrecht eingestellt werden. Deshalb wurde versucht, den Mittelwert zu erreichen.
Um aber die genauen Amplituden zu erhalten, wurden neue Kurven aufgezeichnet,
bei denen immer nur ein Schreibstift seine Bewegungslinie auf die berußte Fläche eintrug.
Abbildung 49 zeigt die auf diese Weise auf genommene Bewegung des hinteren Endes des
Sternums. Die Kurve hat eine Höhe von 4,5 mm. Sie zeigt in ihrem Verlauf am Ende der
Ausatmung einen steileren Anstieg. Die Ausatmung dauert länger als die Einatmung, was
aus der verschiedenen Steilheit der Kurvenabschnitte hervorgeht. 5 - Abbildung 50 gibt ein
Bild von dem Verlauf der Bewegung der Spitze des Sternums. Der einzige Unterschied
gegenüber der vorigen Kurve ist ihre Amplitude; sie beträgt 3,5 mm. — Mit Abbildung 51
wird die Coracoid-Bewegung gekennzeichnet. Die Kurve, die in ihrem Verlauf auch keine
grundlegenden Unterschiede gegenüber den vorigen aufweist, hat eine Ausschlagshöhe von
2,5 mm.
Als gemeinsames Ergebnis wird festgestellt: bei der stehenden Taube wird die Volumenänderung
des Thorax dadurch hervorgerufen, daß Coracoid und Sternum sich um das
Schultergelenk als Drehpunkt bewegen. Die Schulter-Becken-Linie ist dabei für den Atemmechanismus
unbeweglich.
Taf. V.
Abb. 49. Absolute Größe der Bewegung des hinteren
Heben 1
Senken
Abb. 50. Absolute Größe der Bewegung des vorderen
Sternum end es.
Abb. 51. Absolute Größe der Coracoidbewegung. Abb. 53. Die Kurven von Abb. 52 sind auf
hinteres Sternumend'
Becken
der auf dem Rücken liegenden Taube in natürlicher Größe.