im Uterus und erst später auch im Receptaculum seminis auf tritt. Trotzdem ist es na tü rlich
nicht ausgeschlossen, daß die männlichen Keimzellen in der üblichen Weise auf dem
Uteruswege ins Receptaculum gelangt sind. Wenn man sich den Vorgang nicht kontinuierlich,
sondern schubweise denkt, dann wäre das Fehlen von Samenfäden im Uterus
einigermaßen verständlich. Da Opisthorchis keinen Cirrus besitzt, so ist vorwiegend an
eine Selbstbefruchtung in der von LOOSS beschriebenen Art zu denken, d. h. das Sperma
gelangt zunächst in das durch seinen äußeren Sphincter verschlossenen Genitalatrium und
tritt dann unmittelbar in den Uterus über. Sehr schön läßt sich bei jungen Opisthorchis
der von LOOSS studierte Wimperbesatz der inneren weiblichen Geschlechtskanäle beobachten.
Der Strom der Flimmerbewegung verläuft im Keimgange stets vom Ootyp und
vom Ovarium weg in Richtung nach der Abgangsstelle des Receptaculums seminis, genau
wie es Looss bei den Distomen der Fische und Frösche beschrieben hat. Der Wimperbesatz,
der die proximale Hälfte des LAURERschen Kanals einnimmt, zeigt dagegen ein wechselndes
Verhalten, je nach dem Reifezustand der Würmer. Seine Bewegung ist im 9-Tage-
Stadium ausschließlich nach innen, d. h. nach dem Receptaculum seminis gerichtet. Bei
11 Tage alten Würmern erfolgt der Schlag in der proximalen Hälfte der bewimperten
Strecke nach innen, in der distalen nach außen und nach 20 Tagen hat sich die Bewegung
völlig und endgültig nach außen umgekehrt, zeigt also jetzt erst den von Looss geschilderten
Zustand. Wiederholt konnte ich beim 20-Tage-Stadium beobachten, wie Samenfäden
und Überreste der Eibildung mit dem Flimmerstrom durch den LAURERschen Kanal nach
außen befördert wurden. In dieser Tätigkeit besteht nach Looss bekanntlich die HaupU
funktion dieses Kanales. Nicht ohne weiteres verständlich ist es, warum der Cilienschlag
bei Opisthorchis vor der Zeit der Befruchtung nach innen gerichtet ist, es sei denn, man
wolle die von der üblichen abweichende Anschauung vertreten, daß die Samenfäden durch
den LAURERschen Kanal hindurch Eingang ins Innere finden.
Von den übrigen Teilen der Fortpflanzungsorgane des heranreifenden und erwachsenen
Wurmes verdient noch das Genitalatrium eine besondere Besprechung, weil es von
einer Gruppe sehr augenfälliger, bisher noch nicht beschriebener Drüsen umgeben ist. Das
Genitalatrium ist ein kleiner, länglicher Hohlraum, in dessen inneres Ende die männlichen
und weiblichen Leitungswege einmünden. Seine äußere Öffnung befindet sich
unmittelbar vor dem B.S.N. Um das Genitalatrium herum liegen in strahlenförmiger
Anordnung zahlreiche große Drüsenzellen von langgestreckter, keulenförmiger Gestalt.
Eine nähere Untersuchung erweckte den Eindruck, daß diese Drüsen nicht wie echte
Prostata-Drüsen in den Endabschnitt der männlichen Leitungswege, sondern in das beiden
Geschlechtern gemeinsame Genitalatrium einmünden. Eine ganz sichere Entscheidung hierüber
war mir bisher noch nicht möglich. Einige dieser Drüsen durchsetzen mit ihren
Ausführgängen auch die äußere Körpercuticula und münden in der unmittelbaren Nachbarschaft
des Genitalporus nach außen, verhalten sich also ganz wie Hautdrüsen. Daß
die Leistung dieses Zellkomplexes mit der Geschlechtstätigkeit in Zusammenhang stehen
dürfte, geht nicht nur aus seiner Lage, sondern auch daraus hervor, daß die Drüsen
gleichzeitig mit dem E in tritt der Geschlechtsreife ihre volle Ausbildung erhalten, im
Metacercarien-Stadium dagegen noch fehlen.
Der Zeitpunkt, in dem die F o r t p f l a n z u n g s t ä t i g k e i t einsetzt, d. h. erstmalig
Opisthorchis-Eier abgelegt werden, dürfte bei Katzen und Hunden zwischen der dritten
und vierten Infektionswoche liegen. Die ersten Eier habe ich frühestens nach 26 Tagen
im Kote nach weisen können; ich vermute aber, daß schon vorher einige Eier ausgeschieden
werden, die wegen ihrer Spärlichkeit dem Nachweise entgehen. Wenigstens deutet
hierauf der Zustand des 20-Tage-Stadiums hin, in dem der Uterus bereits bis in seinen
muskulösen Endabschnit mit Eiern angefüllt ist.
Nachdem jetzt der gesamte Entwicklungszyklus vom Ei bis zum abermaligen Auftreten
von Eiern verfolgt worden ist, stelle ich noch die Mindestzeiten zusammen, die die
einzelnen Entwicklungsabschnitte bei annähernd natürlichen Sommertemperaturen beanspruchen.
1. E n tw i c k l u n g i n d e r S c h n e c k e von
der Aufnahme von Opisthorchis-Kiern bis zum
Austritt von Cercarien: ca. 2 Monate
2. E n tw i c k l u n g im F i s c h von der Cer-
carien-Invasion bis zum Auftreten infektionsfähiger
Metacercarien: knapp 6 Wochen
3. E n tw i c k l u n g im E n d w i r £ von der
infektiösen Fischmahlzeit bis zur Ausscheidung
von Eiern im Kote: 3—4 Wochen
H i e r a u s e r g i b t s i c h e i ne Mi n d e s t d a u e r de s g e s amt e n Z y k l u s
v o n 4—4V2 Mo n a t e n .
e) S p e z i f i t ä t des E n d w i r t e s .
Die Wirte von Opisthorchis felineus sind nach B r a u n der Mensch, die Katze, der
Hund, der Fuchs und der Vielfraß (Gulo borealis). G u e r r i n i (1913) beobachtete in Italien
(Brescia) eine Spontaninfektion bei einem zahmen Kaninchen.
Ich habe experimentell außer Katzen und Hunden auch 1 Ka n i n c h e n , 1 Me e r s
c h w e i n c h e n , 1 Af f e n (Macacus cynomolgus) und zahlreiche w e i ß e M ä u se ohne
Schwierigkeiten infizieren können. Während im Kaninchen und Meerschwein sich die
Würmer zu normaler Größe und Reife entwickelten, erreichten bei Mäu s e n nur ganz
vereinzelte Parasiten eine Länge von 5 mm und den Zustand normaler geschlechtlicher
Reife und Eiproduktion. Selbst 4 Monate nach der Infektion maßen die meisten Exemplare
nur 2 bis 3 mm. Die Hoden waren rudimentär geblieben und der Uterus enthielt keine
oder nur spärliche Eier. Die kleinsten Exemplare von ca. 1 mm Länge waren trotz einer
Infektionszeit von 4 Monaten etwa auf dem Entwicklungszustand der Metacercarie stehen
geblieben. In auffallendem Kontraste zu der sexuellen Unterentwicklung stand bei vielen
Exemplaren die besonders mächtige Ausbildung, Füllung und Schlängelung der Darmschenkel.
Versuche, 1 Schaf, 1 Igel und 4 Ratten zu infizieren, verliefen ergebnislos.
Looss (1896 und 1899) hat eine ägyptische Opisthorchis-Art, 0. geminus, aus den
Gallengängen von Vögeln (Milvus parasiticus, Anas boschas fera und Circus aeruginosus)
beschrieben, die morphologisch mit 0. felineus Riv. so gut wie völlig übereinstimmt. Da
die let&te Art in Katzen und Hunden sowie wildlebenden Säugetieren Ägyptens nicht
anzutreffen war, neigte Looss mehr der Anschauung zu, daß 0 . geminus trotz seiner morphologischen
Übereinstimmung mit 0 . felineus als besondere Art aufzufassen sei, erwartete
eine endgültige Lösung der Frage aber erst von Fütterungsexperimenten. Zu solchen ist
jetzt nach der experimentellen Darstellung des ganzen Lebenszyklus von Opisthorchis Ge