B. Pa/aeoproteus klatti nov. gen. nov. spec.
Die Reste des so zahlreich vertretenen Schwanzlurches machen deutlich, daß es sich
um ein langes Tier handelt, welches einem ständigen Wasserleben vortrefflich angepaßt
war. Die anatomische Untersuchung ergab, daß dieses Tier genetische Beziehungen zu Proteus
anguineus L a u r en t i und Necturus maculosus R a f in e sq u e hat. Die vorhandenen Unterschiede
machen aber ein neues Genus Palaeoproteus nov. gen. erforderlich; und ich benenne
das Tier zu Ehren meines hochverehrten Lehrers Herrn Prof. Dr. B. K la t t , als äußeres
Zeichen meiner aufrichtigen Dankbarkeit für die reiche Förderung, die er mir zuteil werden
läßt, Palaeoproteus klatti nov. gen. nov. spec.
Ehe ich in eine Erörterung der anatomischen Befunde eintrete, will ich einige Ma ß e
voranschicken, um eine Vorstellung über die Größenverhältnisse des Tieres zu geben. Der
größte vollständig überlieferte Rest ist ca. 250 mm lang. Diese Länge dürfte das Maximum
darstellen, welches jene Urodelen erreichten; denn die Rumpfwirbellänge von 5 mm ist
sonst bei keinem Tier festgestellt worden. Das kleinste überlieferte Fossil dieser Art weist
eine Länge von 95 mm auf; im allgemeinen schwankt die Länge der vollständigen Altolme
zwischen 150 mm und 180 mm.
Bei einem Teil der vollständig erhaltenen Palaeoproteus klatti ermöglicht der Erhaltungszustand
des Schädels eine Feststellung der Kondylobasallänge, d. h. der Länge von
der Schnauzenspitze bis zu den Condyli occipitales und wir können daher das V e r h ä l t n i s
d e r K ö r p e r l ä n g e z u r K o n d y l o b a s a l l ä n g e feststellen. Wir finden folgende W erte:
Gesamtlänge1)
Kondylobasal- Kondylobasallänge
länge in °/o der Gesamtlänge
550 95 8,0 8,4
900 122 9,6 7,8
412 134. 8,7 6,5 .
31 135 10,2 7,5
200 145 10,0 6,9
6 150 10,0 6,6
51 165 9,8 5,9
471 165 10,9 6,5
957 174 :10,0 5,7
20 175 11,7 6,7
74 180 11,6 6,4-
323 185 11,0 5,9
210 215 13,5 6,2
211 250 13,4 5,4
Alle Maße in Millimeter.
Diese Zahlen gehen zunächst an, daß auch bei diesen Tieren die relative Schädellänge
mit abnehmender Gesamtgröße steigt, wie ich (1932) dies auch für die Unterarten des Tri-
turux eristatus nach weisen konnte. Es ist nunmehr die Frage, ob die Einzelteile des Schädels
hei verschiedener absoluter Größe im gleichen Verhältnis zueinander stehen, oder ob andere
Verhältnisse vorliegen. Eine endgültige Klärung V'mib
wird durch die ungünstige Erhaltung der meisten
Schädel außerordentlich erschwert. Immerhin ist
es mir bei einer eingehenden vergleichenden Betrachtung
der Keste recht wahrscheinlich, daß der
Gesichtssehädel jugendlicher Tiere im Verhältnis
zur Kondylobasallänge geringer als bei großen
entwickelt ist. Ein Vergleich der Abb. 1 mit den
anderen Schädelbildern des Palaeoproteus klatti
zeigt die Unterschiede anschaulich, und die Übersicht
über die relative Länge der Processus ascen-
dentes intermaxillae auf S. 7 kann al§|'weitere
Stütze unserer Ansicht aüfgefaßt werden; also
auch in diesem Punkte besteht eine Übereinstimmung
Abb. 1. Palaeoprol<
(Rest 332), Sehädelrest
klatti
Tieres.
m it den fü r T ritum s cristätus festgestellten Tatsachen. Aus der obigen Zahlenzusam-
menstellung ist weiter zu entnehmen, daß der S c h ä d e l im V e r h ä l t n i s zur G e s amt l
ä n g e d e r T i e r e recht klein ist. Ich will daher zunächst einige Zahlen für den Olm einschalten:
Gesamtlänge
215
211
192
Kondylobasallänge
20.5
18.5
15,4
Kondylobasallänge
in °/0 der G
9,5
8,7
8,1
Diese wenigen Zahlen beweisen, daß der Olm einen größeren Schädel als der Altolm
des Geiseltales besitzt, wenngleich aus ihnen eine gewisse Ähnlichkeit beider Arten hervorgeht.
Bei der weiteren Betrachtung der Anatomie des Palaeoproteus klatti werde ich darlegen,
daß bei dieser Art ein langer Rumpf und recht kurze Gliedmaßen bemerkenswert sind
und sich so eine gewisse Übereinstimmung im Habitus mit Amphiuma means Ga r d in e r ergibt,
was schon W e ig e l t betont hat. Auch bei dieser Art ist der Schädel im Verhältnis zur
Gesamtkörperlänge recht klein. Doch aus dieser Übereinstimmung ist nur zu schließen: in
beiden Fällen handelt es sich um Formen wühlender Lebensweise, bei denen wohl m it dieser
Biologie kurze Gliedmaßen und eine Erhöhung der praecaudalen Wirbelzahl im Zusammenhang
stehen. Die relative Kleinheit des Schädels ist so zu deuten, daß dieser seine ursprüngliche
Länge behält, während der Beckengürtel nach hinten in ähnlicher Weise verlagert
wird, wie es L ebed insky (1925) beim Teichmolch beschrieben hat. Somit erkennt man wiederum
mit Deutlichkeit die von mir mehrfach betonte Tatsache, daß aus zahlenmäßigen
Vergleichen allein keine systematischen Schlüsse gezogen werden können und eine Betrachtung
der Schädel selbst unerläßlich ist. Um jedoch eine bessere Vorstellung über die Größenverhältnisse
zu vermitteln, will ich noch einige Maße voranschicken. Die Q u a d r a t b
r e i t e