auch versehentlich die Ligatur des Magenendes ein kle ine s Stück zu weit duodenal war ts gelegt worden, was leicht geschehen
kann.
Bringt man mit Magensaft vorbehandelte Cysten in den frischen Dünndarmfistelsaft
eines Hundes, so schlüpfen die Larven fast schlagartig aus. Das Experiment ist außerordentlich
eindrucksvoll und verblüffend durch die Geschwindigkeit und Konstanz seines
Ablaufes. Unmittelbar nach der Überführung geht zunächst die regelmäßig elliptische
Form der Cyste verloren (T. VI, Abb. 36). Die Larve wird jetzt zu energischen Streckbewegungen
angeregt und die Cystenmembran nimmt scheinbar eine gummiartig dehnbare Beschaffenheit
an. Infolgedessen gibt sie jetzt den Gestaltveränderungen der Larve nach
und wird bei Streckbewegungen lang ausgezogen. Schließlich platzt sie und läßt die Larve
heraustreten. Die Cystenhülle bleibt als zusammengefalteter Rest liegen.
Dieser interessante Schlüpfvorgang und die ihn bedingenden Faktoren verdienen eine
eingehendere Betrachtung. Verfolgt man das Experiment bei stärkerer Vergrößerung, so
wird ersichtlich, daß die Parasitencyste nicht eine einheitliche Haut dar stellt, sondern
aus 2 Hüllen besteht, die sich den Verdauungssäften gegenüber völlig verschieden verhalten.
Zu äußerst liegt eine doppeltkonturierte Schicht, die ziemlich sta rr ist und die
regelmäßige Form der Cyste bedingt. Ih rer Innenfläche ist eine zweite, viel zartere Haut
angeschmiegt von weicher und dehnbarer Beschaffenheit. Sie liegt der äußeren Membran
so dicht an, daß sie für gewöhnlich gar nicht als besonderes Gebilde kenntlich ist. Nur
unter besonderen Umständen tritt sie deutlich in Erscheinung (s. T.V, Abb. 29 d). Unter der
Einwirkung des Dünndarmfistelsaftes wird die äußere starre Hülle in wenigen Sekunden
aufgelöst und verschwindet völlig. Es bleibt nur noch das zarte Innenhäutchen übrig, das
infolge seiner Konsistenz und des jetzt fehlenden äußeren Haltes den Larvenbewegungen
nachgibt und schließlich nach einigen energischen Streckbewegungen des Parasiten einreißt.
Bei dem Schlüpfvorgang spielen also zwei Faktoren eine Rolle, 1. eine Auflösung der
äußeren Lage der Parasitencyste und 2. die Aktivität der Larve selbst. Das innere Cystenhäutchen,
das nach dem Ausschlüpfen liegen bleibt, wird vom Dünndarmsaft nicht angegriffen.
Ich habe solche Häutchen einer 13stündigen Verdauung mit Hundedarmsaft ausgesetzt,
ohne eine Veränderung an ihnen wahrnehmen zu können.
Der Vorgang der Excystierung geht überaus rasch vonstatten, besonders bei Körpertemperatur.
Ich habe in einem Experimente die Schlüpfzeiten von 15 vorher durch Magensaft
isolierten Cysten bei 37° mit der Stoppuhr kontrolliert.
20 Sek. nach Überführung in Darmsaft war d ie 1. Larve frei,
25 „ „ „ „ „ waren insgesamt 3 Larven frei,
30 „ „ „ „ „ „ „ 4 „
39 „ „ „ „ „ „ „ 5
43 „ „ „ „ „ „ „ 6 „
47 „ „ „ „ „ „ „ 7 „
1 Min. 10 „ „ „ „ „ „ „ 11
1 „ 25 „ 1 _ „ „ „ . „ 13 „
1 „ 35 „ „ „ „ „ „ „ 14 „
4 „ „ „ „ „ „ „ 15 „ „
Das Ausschlüpfen setzte also bei 37° schon nach 20 Sekunden ein, nach j. Minute
waren 2/ s der Larven befreit und naeb 1% Minuten so gut wie alle. Bei Zimmertemperatur
verläuft der Prozeß eine Wenigkeit langsamer. E r findet auch noch bei Temperaturen
zwischen 0 und + 10° statt, wenn auch deutlicher verzögert. Bei dieser schnellen Wirkungsweise
des Dünndarmsaftes müssen wir annehmen, daß Opisthorchis-Cysten im Wirte
schon unmittelbar hinter dem Pylorus fre i werden. In der Tat habe ich in meinen im
nächsten Abschnitt besprochenen Tierversuchen stets die Hauptmasse der im Dünndarm
wiedergefundenen Larven im Duodenum angetroffen. Alle im Dünndarm angetroffenen
Larven waren regelmäßig schon ausgeschlüpft, auch wenn im Magen noch geschlossene
Cysten lagen.
Als ich isolierte Cysten aus physiologischer Kochsalzlösung versehentlich mit einer
Pipette aufsaugte, die vorher mit Hundedarmsaft benetzt worden war, schlüpften die
Larven unbeabsichtigt aus, obwohl die Verunreinigung nur sehr gering sein konnte. Diese
Zufallsbeobachtung gab Anlaß, die Grenze der Wirksamkeit stark verdünnter Darmsaftlösungen
zu erproben. Frischer Darmfistelsaft wurde in bestimmten Verhältnissen mit
0,9%iger Kochsalzlösung verdünnt und in einer Menge von 3 ccm bei 37° mit einigen isolierten
Cysten zusammengebracht. Das Ergebnis überstieg bei weitem meine Erwartungen:
In einer Vertiüimur.g 1 :1 0 schlüpften alle Cysten praktisch ebenso schnell aus wie im konzentrierten Saite.
Verdünnung 1 :100: nach 3 Minuten waren die ersten 2 Larven irei, nach 4 Minuten insgesamt 8. Die 5 restlichen
Schlüpften innerhalb der nächsten 15 Minuten.
Verdünnung 1 :1000: nach 10 Minuten zeigte sich eine leichte Deformation der Hüllen. Nach 15 Minuten waren die
ersten 2 Larven ausgeschlüpft, nach 30 Minuten die 6 übrigen.
Verdünnung 1 :1 0 000: Nach einer Stunde beginnende Deformation der Hüllen, nach 1 % Stunden schlüpften die 2 ersten
Larven, und nach 3 Stunden waren 7 Larven frei von insgesamt 9 Cysten.
In einer Verdünnung 1 :100 000: nach 13 Stunden war von 11 Cysten noch keine ausgeschlüpft und auch keine Deformation
der Hüllen eingetreten, obwohl die Larven sieh ins zum Schlüsse gut bewegten
H u n d e d ü n n d a rm s a f t w a r s o m i t i ms t a n d e , s e l b s t n oc h i n e i n e r
V e r d ü n n u n g 1 :1 0 000 Op i s t h o r e h i s -C y s t e n z um A u s s c h l ü p f e n zu b r i n gen.
E i n e V e r d ü n n u n g j|g l00000 w a r wi r k u n g s l o s .
Alle bisherigen Versuche, Opisthorchis-Cysten durch Darmfistelsaft zum Ausschlüpfen
zu bringen, sind mit Cysten ausgeführt worden, die entsprechend den Verhältnissen bei
natürlicher Infektion mit künstlichem Magensaft vorbehandelt waren. Um eine etwaige
Einwirkung des letzteren auf die Cystenhülle zu prüfen, habe ich zum Vergleich noch
zwei Versuche oh ne Ma g e n s a f t -V o r b e h a n d l u n g ausgeführt. Die Cysten wurden
zunächst mit der Präpariernadel aus der Fischmuskulatur befreit; in dem ersten Versuche
wurde von jeder Cyste auch noch die bindegewebige Kapsel mechanisch entfernt, im
zweiten blieb sie erhalten.
1. V e r s u c h : 8 Cysten, die nur noch von der vom Parasiten gebildeten Hülle umschlossen
waren, wurden bei 37° C. in Dünndarmfistelsaft gebracht. Nach 5 Minuten waren
4 Larven zur Hälfte ausgeschlüpft, d. h. sie ragten mit einer Körperhälfte aus der Hülle
heraus. Nach 8 Minuten waren 4 Larven teilweise und 2 vollständig ausgeschlüpft. Nach
17 Minuten waren 3 Larven teilweise und 3 vollständig frei. 2 Exemplare lagen noch innerhalb
ihrer Hüllen. Nach IV2 Stunden waren alle Larven ausgesehlüpft. Eine Befreiung
aus der Cyste in Dünndarmsaft ist also auch ohne Magensaft-Vorbehandlung möglich,
erleidet aber eine deutliche Verzögerung und verläuft in ganz anderer Weise als sonst.
Während des ganzen Prozesses bleibt die regelmäßige elliptische Kontur der Cyste erhalten.
Nach 3—5 Minuten beginnen die ersten Larven an einer kleinen umgrenzten Stelle
der Hülle, gewöhnlich an einem der Pole auszutreten, ohne daß die Larve zunächst deutlich
aktiv beteiligt ist. Es sieht aus, als ob die Larve „herausquillt“, ähnlich wie ein Mira-
eidium aus dem Ei. Manchmal geht der Kopf, manchmal das Hinterende voran. Beim
Passieren der engen Öffnung wird die Larve sanduhrförmig eingesehnürt. Wenn die Larve
Zoologica, Heft 86. g