d) Zusammenfassung.
Fassen wir diese Darlegungen in kurzen Zügen zusammen, so finden wir: Äußere Befruchtung
und langes Wasserleben, Fehlen der Paroccipitaleeken am Schädel sind Kennzeichen
primitiver Schwanzlurche, der Cryptobranchoidea. Aus einem solchen Stamm entwickelten
sich die Ambystomen, denen ebenfalls die Paroccipitaleeken fehlen, die aber in
einer inneren Befruchtung eine höhere Entwicklung erkennen lassen. Auf einen Amby-
stomo-ähnliehen Stamm sind die Salamandroidea zurückzuführen. Dieser Unterordnung
gehören die höchstentwickelten Schwanzlurche an, die in zwei große Familien zusammenzufassen
sind: die Salamandridae und die Plethodontidae. Die Plethodontier, aus einer
iSaiamandra-ähnliehen Form entstanden,, besitzen keine Paroccipitaleeken und weisen in
verschiedenen Anpassungen hohe Spezialisationen an ein terrestrisches Leben auf, was als
ein Zeichen hoher Entwicklung gedeutet werden kann. Unabhängig von den Plethodon-
tiern entwickeln sich die Salamandridae, in dem Besitz nach hinten vorspringender Par-
occipitalecken und eigenartiger Begattungsbiologien hohe Entwicklungen zeigend. Zu den
Salamandridae gehören auch die Gattungen Proteus, Necturus, Amphiuma und Siren,
deren systematische Stellung bisher unsicher war.
Im Interesse einer klareren Anschauung erscheint es mir ratsam, diese Vorstellungen
in Form eines Denkschemas zur Darstellung zu bringen. Dieses Denkschema will nicht
als „Stammbaum“ gewertet sein. Wir erhalten das Bild, welches in Abb. 35 entworfen ist.
Bei dieser Zusammenstellung zeigt sich zunächst die bemerkenswerte Tatsache, die
ich schon oben einmal hervorgehoben habe, daß die meisten fossilen Formen sich dem
Rahmen der heute lebenden Gattungen zwanglos eingliedern und somit der Schluß A b e l s
berechtigt erscheint, daß diese für die Stammesgeschichte ohne weitere Bedeutung sind.
Doch eines zeigen die fossilen Schwanzlurche mit deutlicher Klarheit: für die Ordnung der
Urodelen muß ein hohes erdgeschichtliches Alter angenommen werden; bereits zu Beginn
des Tertiärs sind Gattungen der Schwanzlurche in ihrer heutigen Besonderheit vorhanden.
Dies lehren uns sowohl die fossilen Tylototritonen mit Sicherheit, außerdem kann aus der
heutigen geographischen Verbreitung mancher Arten dieser Schluß bestätigt werden,
wie ich noch ausführen werde.
Ò r ie r p e to n
W. Herre: Die Schwanzlurche der mitteleocänen Braunkohle des Geiseltales.