Ich habe 1933 die m ir charakteristisch erscheinenden Schädelmerkmale einiger Schwanzlurchgattungen
angegeben, und wenn man diese Zusammenfassung für Tylototriton A n d
e r s o n vergleicht, so ergibt sich eine weitgehende Ähnlichkeit mit den Schädelbesonderheiten
dieses fossilen Urodelen und auch die Diagnosen A n d e r s o n s (1878), N o b l e s (1928)
und F a n g und C h a n g s (1932) zeigen die große Übereinstimmung des Schädelhaues dieses
fossilen Tieres mit dem Schädelbau der rezenten Gattung Tylototriton A n d e r s o n . Wie ich
noch weiter zeigen werde, fügt sich auch im Bau des übrigen Skeletts dieser Geiseltalmolch
dem Rahmen der Eigenarten der Tylototritonen ein, so daß diese Art zur Gattung Tylototriton
bezogen werden muß. Ich benenne sie zu Ehren von Herrn Prof.,Dr. J . W e i g e l t ,
dem ich als meinem paläontologischen L ehrer Dank schulde, Tylototriton weigelti nov. spec.
2. Die Wirbel, Rippen und Gliedmaßen.
Ehe ich jedoch den Schluß über die systematische Zugehörigkeit dieses Molches durch
einen eingehenden Vergleich rezenter Arten erhärte, will ich die übrigen überlieferten Reste
beschreiben. Die Wi r b e l s ä u l e (Abb. 20) im Ganzen ist nur mäßig erhalten. Es ist aber
deutlich, daß w ir die Reste von 11 Wirbeln vor uns haben. Der Atlas ist nur in Bruchstücken
angedeutet, die es nicht ermöglichen, über seine Gestalt nähere Aussagen zu machen. Von
den übrigen Wirbeln sind besonders der 2., 7., 8. und 9. Wirbel recht gut erhalten. Diese
besitzen verhältnismäßig hohe Processus spinosi, was auch besonders in der Seitenansicht
eines Wirbels der Grube Leonhardt sichtbar ist. Oben sind die Processus spinosi ziemlich
breit und Löcher und Schrunden geben Veranlassung zu dem Schluß, daß auf ihnen Hautdrüsen
lagerten. Ih r hinteres Ende ist ziemlich tief gegarbelt und der spitz auslaufende vordere
Teil des folgenden Wirbels greift hier ein. Die derben Processus transversi, mit dem
Wirbelkörper durch eine Knochenplatte verbunden, sind schräg nach hinten gerichtet. Es
konnte nicht einwandfrei festgestellt werden, ob die Wirbel opisthocoel oder amphicoel
waren; Bruchstücke aus der Grube Leonhardt machen einen schwach opisthocoelen Wirbel
wahrscheinlich.
Die R i p p e n des Tieres sind recht gut erhalten, und auf der Abb. 21 sind die der rechten
Seite wiedergegeben. Es handelt sich um verhältnismäßig sehr lange Rippen, die einen
deutlichen Tubercularfortsatz besitzen. Auf der linken Körperseite sind die vordersten zwei
Rippen n ur im Abdruck erkennbar. Die 3. Rippe weist einen derben Tubercularfortsatz auf,
der sich im proximalen Drittel der Rippe befindet und nach außen zu gebogen ist; der übrige
Teil der Rippe ist lang und wenig nach unten gekrümmt. Die folgenden Rippen zeigen zunächst
das gleiche Bild; der Tubercularfortsatz ist jedoch bei den folgenden Rippen immer
weiter distalwärts verschoben. Die proximale Gabelung der Rippe ist deutlich, aber nicht
tief, da die Verknöcherung der Rippen sehr stark ist. Auch von den Rippen der rechten
Körperseite weist die 3. den besten Erhaltungszustand auf und weicht von der zugehörigen
linken nicht ab. Die beiden vorangehenden sind ebenfalls lang, nach unten wenig gebogen,
der Tubercularfortsatz ist n ur sehr gering ausgebildet. Während die auf die 3. folgenden.
Rippen nur im Abdruck erkennbar sind, ist die 10. erhalten. Ihre Form ist auffällig. Sie
ist distal nicht nach unten gekrümmt, sondern nach oben gebogen, was auch bei der 9. —
nach dem Abdruck zu schließen — schon angedeutet ist.
Bei dem typischen Stück ist hinter dem Schädel ungefähr in der Höhe des 2. Wirbels
jederseits eine Knochenplatte vorhanden, die rechte übertrifft die linke an Größe. Die beiden
Knochen sind als Reste des S c h u l t e r b l a t t e s zu deuten. Ich habe das rechte Schulterb
latt sorgfältig vom Paraffin gelöst und von außen und innen gezeichnet. In der Ansicht
von außen sehen wir, daß wir einen Scapularest vor uns haben. Bruchflächen machen deutlich,
daß oben und unten Teile weggebrochen sind. Eine starke, wenngleich schmale Aufwölbung
befindet sich am caudalen Rand; eine breitere nicht so hohe Rundung kann am
cranialen Teil beobachtet werden. Ein weiteres Schulterblattrudiment fand ich bei einem
Rest der Grube Leonhardt. Von diesem ist jedoch nur die Innenseite zu sehen; es sind aber
auch Reste des Coracoids und Procoracoids vorhanden. Am gleichen Stück sind auch H u me
r u s und Reste von R a d i u s und U l n a erhalten; beim Typ finden wir auf der linken
Körperseite ebenfalls Reste dieser Knochen. Sie sind recht derb ausgebildet und lassen den
Schluß zu, daß das Tier verhältnismäßig gut zum Laufen befähigt war. Vom Becken ist
nur bei einem Rest der Grube Leonhardt die rechte Hälfte festzustellen. Die Medianlinie
ist gerade, der craniale Rand gebogen, am äußeren caudalen Ende befindet sich ein Fortsatz.
b) Die Schädel rezenter Schwanzlurcharten.
1. Tylototriton verrucosus ANDERSON.
Um den Schluß, daß dieser Schwanzlurch des Geiseltales tatsächlich auf die Gattung
Tylototriton bezogen werden muß, zu erhärten und die Stellung des Tylototriton weigelti
innerhalb dieser Gattung zu klären, erscheint es mir angebracht, die Anatomie der Tylototritonen
einer eingehenden Besprechung zu unterziehen. Dabei wird ein Vergleich mit
den Rippenmolchen angefügt, da beide Gattungen manche Übereinstimmungen auf weisen.
Über die Anatomie von Tylototriton verrucosus haben wir Angaben von A n d e r s o n (1878),
R i e s e (1905), B o l k a y (1928), N o b l e (1928) und F a n g und C h a n g (1932). Mir stand der
Schädel, welchen B o l k a y abgebildet und beschrieben hat, dank dem Entgegenkommen von
Herrn Dr. W. W o l t e r s t o r f f zur Verfügung. Das Tier ist von A n d e r s o n 1880 in Momien,
Yunnan erbeutet und 1899 in den Besitz Dr. W o l t e r s t o r f f s gelangt. Außerdem ermöglichte
mir Herr Dr. E. A h l die Präparation eines Tieres des Berliner Museums, welches C .
S c h n e i d e r in Yunnan gefangen hat. Beide Schädel zeigen nicht unbeträchtliche Unterschiede,
die gerade im Hinblick auf Tylototriton weigelti recht interessant sind und eine
ausführliche Besprechung der Schädel rechtfertigen. Außer diesen Schädeln konnte ich die
Röntgenaufnahme eines in Catein, Burma, gesammelten Tieres aus dem Besitz des Magdeburger
Museums von W e r n e r 1922 erhalten und eines Tylototriton andersoni B o u l e n g e r
aus Okinawa, Jap an (Sammlung G e y e r ) heranziehen. Es seien zunächst die Maße vorangeschickt:
Tylototriton VOrrUOOSHti KimtlyiilbaHailüiigr Quadrat breite tt‘i^%gomaticbreite
coll. And. (A) 1.4,7 , .15,5 14,2
coll. Schneid. (B) 15,5 16,1 16,1
coll. Wern. (C) 11.,4 13,3 13,3
Schon aus diesen Zahlen geht hervor, daß der Schädel des Tylototriton verrucosus
breiter als lang ist. E r ist ziemlich flach, halbelliptisch; die wohl gerundete Regio otica ragt
wenig nach hinten hervor. Der Schädel des Tieres B (Abb. 22) unterscheidet sich vom Schädel
A durch eine stärkere Rundung, was der Regio olfactoria dieses Schädels rostral ein
breiteres Aussehen verleiht. Die Ossa maxillaria von Tylototriton verrucosus sind nicht
sehr hoch; sie steigen ziemlich steil an und sind daher von oben nur wenig sichtbar. Sie
sind mit außerordentlich langen Processus posteriores ausgestattet. Diese erreichen das
Zoologica, Heft 87. ' 5