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Kontakt, d. h. Ausschlag des Schreibhebels nach unten, der Ausatmung, in der anderen Kurve
bedeutet der Ausschlag nach unten Einatmung, wie sieh aus der Versuchsanordnung ergibt.
Der Zweck dieser Zerlegung in zwei Kurven war, die Atmungsbewegungen genauer
festlegen zu können.
In Abbildung 84 ist ein Teilabschnitt aus den Flugversuchen bei der Taube vergrößert.
Abbildung 85 zeigt das Entsprechende fü r die Krähe. Daraus läßt sich ablesen:
V --------------------------------------V----------------------------— ---------- P ----------------------------------------------V------------------------------------------------V Sekunden
t Z s i S m u n f
— 'n jan rT n jin r-in ’-u r-irirTJ-u-irLTirL
Abb. 84. Teilbild A aus Abbildung 82. Flugversuche mit der Taube.
________ y____ ___________________y Sekunden
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J v u - L r ^ r i n n r T - r r - i = ^ S e n "
Abb. 85. Teilbild A aus Abbildung 83. Flugversuche mit der Krähe.
1. während des Fluges findet eine rhythmische Brustkorbbewegung statt;
2. fast regelmäßig fällt Flügelsenken mit Einatmung und Elügelheben m it Ausatmung
zusammen;
3. das Zusammenfallen der beiden Bewegungen von Brustkorb und Flügel steht nicht
immer von vorneherein fest, sondern spielt sich erst nach ein oder zwei Flügelschlägen ein;
4. die Atemfrequenz ist bedeutend gestiegen; sie beträgt etwa 6,5 pro sek. bei der Krähe
und 7,5 pro sek. bei der Taube. Das stellt im Vergleich zu den ruhenden Tieren eine Frequenzerhöhung
um ca. 1400% dar, d. h. der Vogel hat während des Fluges 14mal mehr Atembewegungen
ausgeführt als in der Ruhe.
Aus der Einstellung der Kontakte für den Versuch konnte geschätzt werden, daß die
Thoraxbewegungen nicht wesentlich größer sein können als in der Ruhe. Man kann also wohl
als gesichert annehmen, daß eine erhöhte Lungenventilation beim fliegenden Vogel vor allem
durch Frequenzsteigerung erreicht wird.
Es s e i darauf aufmerksam gemacht, daß die Kurven nicht Auskunft darüber geben können; t S l lange d iftEih- und
Ausatmungsphase, sowie der Auf- und Abschlag, des Flügels dauert- das ist abhängig v on der Einstellung der Kontakte, wie
sich aus der Versuchsanordnung leicht ergibt Ferner ist auf Grund der Kurven’nicbts über die Größe der Bewegungen aus-
Zusagen. Der Bau eines Apparates, der diese Angaben machen sollte, e rw ie s sich leider als zu teuer.
C o r a c o i d b ewe g u n g : Es war weiter oben gezeigt worden, daß bei elektrischer
Reizung der Mm. pectorales die Coracoide auseinanderweichen. Es ist also zu erwarten, daß
während des Fluges bei Kontraktion der großen Brustmuskeln eine Erweiterung im Abstande
der Oberarmgelenke voneinander stattfindet^Diese Annahme konnte dann auch
durch das Experiment als Tatsache festgelegt werden. Die Versuche wurden an einer
Krähe ausgeführt. Die Anordnung war im Prinzip dieselbe wie die vorige; es wurde wieder
durch elektrische Kontakte sowohl die Flügejschlagfrequenz wie auch die Änderung
in der Entfernung von Rücken und Sternum auf die Signalschreiber eines Kymographions
übertragen. Dazu kamen noch die Messungen der Coracoidbewegungen. Zu diesem Zweck
wurden an die Klammern der Coracoide dünne Kupferdrähte so befestigt, daß sie sich bei
der Erweiterung der Coracoide berührten und damit einen d ritten elektrischen Stromkreis
schlossen, der einen Signalschreiber bediente. Die Anordnung der Schaltung entspricht wieder
der der Abbildung 66.
Abbildung 86 zeigt das Ergebnis einer solchen Versuchsanordnung. Darin gibt die
oberste Zeile die Sekunden an. In der zweiten Zeile, die die Abstandsänderung Sternum-
Becken wiedergibt, bedeutet ein Ausschlag nach unten Ausatmung, nach oben dagegen Einatmung.
Die dritte Zeile stellt das Kesultat der Coracoidbewegung dar. Kontakt sollte dann
eintreten, wenn die Coracoide sich auseinander bewegten; demnach bedeutet Ausschlag nach
oben Verengung und Ausschlag nach unten E rweiterung der Coracoide. Schließlich ersieht
man aus der untersten Kurve die Flügelschlagfrequenz; Heben des Flügels, d. h. Kontaktstellung,
erwirkt den Ausschlag nach unten, Senken dagegen nach oben, da in dieser Lage
Abb. 87. Kurvenausschnitt von der Breitenänderung des Thorax während des Fluges von einer Krähe.
kein K ontakt auftritt. Nach Ausweis der K urven fällt zeitlich E rweiterung des Becken-Sternum
Abstandes, Erweiterung des Coracoidabstandes und Senken des Flügels zusammen; also
eine klare Feststellung der Tatsache, die auf Grund der vorhergehenden Experimente und
Überlegungen zu erwarten war.
Al l s e i t i g e E r w e i t e r u n g des R ump f e s : Das Experiment sollte schließlich
noch eine dritte Frage beantworten: ob eine allseitige Erweiterung des Thorax beim Fluge
eintritt? Es sollte darüber Auskunft geben, ob, wie G r o e b b e l s meint, eine Entfernung von
Sternum und Rücken voneinander mit einer Kompression beim Flügelaufschlag und umgekehrt
stattfindet, oder ob nicht vielmehr entsprechend den anatomischen und physiologischen
Verhältnissen eine allseitige Erweiterung des Thorax beim Flügelabschlag erfolgt.
Die Versuchsanordnung, bei der wieder die Signalschreiber die Flügelbewegung und
die Zeitmarken auf den Rotationsapparat, wie oben dargelegt, übertragen, zeigt dadurch
eine kleine Änderung, daß jetzt die Breitenvermehrung des Körpers gemessen wurde. Um
den Brustkorb des Tieres ist ein federnder Draht gelegt, der Kontakt gibt, wenn der Thorax
sich weitet.
Das Ergebnis dieses Experimentes, das an einer Krähe durchgeführt wurde, zeigt Abbildung
87. Darin bedeutet die oberste Zeile die Breitenänderung und zwar Ausschlag nach
unten Erweiterung und Ausschlag nach oben Verengung des Thorax. Die zweite Zeile gibt
Zoologica, Heft 88. 8