
Polysemia Beziehungen zu Tylototriton, aber daneben müssen andere Beste zu den Gattungen
Salamandra, Triturus, Euproctus und Proteus in Beziehung gebracht werden. E s
l e g e n a l s o di e s p ä r l i c h e n U r o d e l e n r e s t e d a v o n Z e u g n i s ab, d a ß b e r e i t s
in m i t t e l t e r t i ä r e n S c h i c h t e n e ine U r o d e l e n f a u n a l ebt e, di e d e r h e u t i ge
n a u ß e r o r d e n t l i c h ä h n l i c h i s t . Auch der Best aus der Kreide, Hylaeobatrachus
croyi, fügt sich dem Bahmen der rezenten Urodelen ein, während der permische Lyso-
rophus vollkommen abweicht und zu keiner der lebenden oder fossilen Schwanzlurcharten
in Beziehung gebracht werden kann. Die Beste des Karbon sind zu schlecht erhalten, um
in ihren verwandtschaftlichen Beziehungen beurteilt werden zu können. Sie führen uns nur
deutlich vor Augen, daß die Ordnung der Schwanzlurche ein bedeutendes Alter aufweisen
kann, was auch in phylogenetischer Beziehung bedeutungsvoll ist und im Verein mit den
Funden des Tertiärs zeigt, daß die Entfaltung der Schwanzlurche nicht erst in tertiären
Zeiten erfolgte, wie manche Forscher, so B o l k a y (1928), anzunehmen geneigt sind.
E. Zur Systematik der rezenten Schwanzlurche.
Es ergibt sich also, daß die fossilen Formen der Schwanzlurche zur Entwicklung
stammesgeschichtlicher Vorstellungen nur wenig Grundlagen liefern. Daher sind wir darauf
angewiesen, hei unseren Schlüssen über die Phylogenie der Urodelen erstlinig auf die
rezenten Vertreter zurückzugehen, und ich will hier die wesentlichsten Gesichtspunkte zusammenstellen.
Auf Grund eingehender Untersuchungen des Lautübertragungsapparates
h a t R e e d (1920) Vorstellungen über die Stammesgeschichte der Schwanzlurche entwickelt,
welche besonders D u n n (1922) erweitert und ergänzt hat. Aus diesen Arbeiten geht jedoch
hervor, daß viele Schwanzlurcharten im Bau des schalleitenden Apparates Ähnlichkeiten
zeigen, die als Parallelentwicklungen gedeutet werden müssen, was den Wert des Merkmales
für systematische Schlüsse herabsetzt. Es ergibt sich aber zunächst auf Grund
unserer bisherigen Kenntnisse mit Deutlichkeit, daß die alten systematischen Gruppen der
Perennibranchiaten und Derotremen nicht als natürliche Gruppen angesehen werden können.
Diese Auffassung ist zwar schon häufiger bestätigt worden; bereits T s c h u d i (1835)
und H. v. M e y e r (1845) haben auf die Zwiespältigkeit der Gruppe der Derotremen hingewiesen;
V e r s l u y s (1909) berichtete über eingehende anatomische Untersuchungen, welche
darlegen, daß Perennibranchiate und Derotremen sich unabhängig voneinander aus verschiedenen
Urodelen entwickelt haben. In neuerer Zeit hat derselbe Forscher (1925) da rauf
aufmerksam gemacht, daß bei Triturus-vulgaris-Sehlägen Neotenie erblich bedingt zu
sein scheint. Unsere Erkenntnisse über die Wechselbeziehungen der Hormonalorgane und
der Metamorphose setzen uns instand, diese Erscheinungen zu klären. Gegen die Auffassung,
daß die Perennibranchiaten als primitive Formen zu deuten sind, hat F r a n z
(1927) mit Recht angeführt, daß der Typus der Amphibien an Land entstanden sein muß.
Aber immer wieder finden wir die alten Anschauungen angeführt; ich habe aus diesem
Grunde diese Gesichtspunkte noch einmal zusammengestellt.
Die Arten der Ordnung der Caudata fasse ich in 3 Unterordnungen zusammen: die
Cryptobranchoidea, die Ambystomoidea und die Salamandroidea. Zu den Cryptobranchoi-
dea rechne ich in Übereinstimmung mit D u n n und N o b l e die Familien der Hynobiiden
und die mit ihnen in engem genetischem Zusammenhang stehenden Cryptobranchidae.
In der Unterordnung der Ambystomoidea sind die A rten der amerikanischen Ambystomen
zusammengefaßt, welche in manchen Punkten eine gewisse Mittelstellung zwischen Cryptobranchoidea
und Salamandroidea einnehmen. Die letzte Unterordnung umfaßt die meisten
Arten der Schwanzlurche und hat das größte Verbreitungsgebiet. Ich zähle zu dieser
Unterordnung der Salamandroidea die Familien der Salamandridae unter Einschluß von
Proteus, Necturus, Orthophyia, Palaeoproteus, Amphiuma und die Plethodontidae. An dieser
Zusammenfassung ist bemerkenswert, daß ich die bisher in Unterordnungen unsicherer
Stellung vereinigten Proteiden und Amphiuma zu den Salamandridae stelle. Die Ana-
Zoologica, Heft 87.