Muskulatur, die sich von den Wirbeln über das Schulterblatt zu den Rippen erstreckt, gedehnt
werden. Bleibt der Abstand Scapula—Rückenwirbel erhalten und damit die Rhom-
boidmuslceln außer Funktion, dann muß eine Bewegung der Scapula im Schultergelenk
stattfinden und der M. serratas superficialis vor allem pars posterior sich längen. Bleiblfä
aber die Scapula unbeweglich, so vollzieht sich eine Längenänderung in der Rhomboid-
muskulatar. So weit über diesen Punkt ein Urteil möglich ist, scheint eine geringe Beweglichkeit
der Scapula vorhanden und damit beide Muskelgruppen ähnlich wie heim stehenden
Vogel hei der Atmung beteiligt zu sein.
Die Thoraxerweiterung mit Hilfe der dorsalen Teile wird dann besonders deutlich,
wenn es sich um Vögel handelt, die häufiger als z. B. Hühner oder Tauben diese Erweiterungsform
des Thorax anwenden. Das trifft z.B. bei den Schwimmvögeln zu. Während sie
auf dem Wasser sich bewegen, ist immer das Sternum als relativ fest im Vergleich zu dem
Rücken anzusehen.
Es h a t übrigens den Anschein, daß die Schwimmvögel eine ausgesprochene Breitenänderung
des Thorax aufzuweisen haben gegenüber anderen Vögeln. Besonders deutlich
wird dies hei tauchenden Formen. An einer frischtoten Dampfsehiffente (Tachyeres) war es
leicht, diese Bewegung festzustellen, und beim Polartaucher 0 o lym b u s arcticus) habe ich
diesen Erweiterungsvorgang für die Atemfrequenzmessnngen ausgenutzt.
D ie At emb ew e g u n g b ei m S c hwi mme n .
Die Zusammenhänge zwischen Schwimmen und Atmen sind von mir keiner spezielleren
experimentellen Untersuchung unterworfen worden. Der Bewegungsablauf hei der
Atmung, den ich äußerlich am Tiere niemals direkt beobachten konnte, muß sich wie beim
ruhenden Vogel vollziehen. Das läßt sich leicht aus den bisher entwickelten Theorien
schließen und findet eine experimentelle Bestätigung bei den Tauchversuchen, die m it dem
Polartaucher angestellt wurden. Eine Frequenzänderung wird sich nach der jeweiligen
Beanspruchung des Körpers, nach schnellerer oder weniger schneller Fortbewegung, richten.
D ie A t emb ew e g u n g b e im Ta u c h e n .
Die Fähigkeit der Tauchvögel, lange Zeit unter Wasser zu bleiben, ist schon längst
bekannt; und die Frage, wie lange können die Vögel überhaupt tauchen, h a t zu einer Reihe
von Experimenten geführt, die in fast allen Fällen darauf hinauslaufen, einen Vogel zwangsweise
unter Wasser zu halten und abzuwarten, wann der Tod eintritt. Diese Versuche sind
von Mery schon 1689 vorgeführt worden. Sie wurden in größerem Maßstab von B e r t (1870)
gemacht, der einen Unterschied der Lebensdauer zwischen Land- und Wasservögeln feststellte.
Es seien dann noch die Versuche von R ic h e t (1894) erwähnt, die Gegenbeweise
gegen die BERTschen Annahmen brachten. Alle Versuche haben das gemeinsam, daß sie
den natürlichen Verhältnissen, unter denen sich der Vogel in der Freiheit befindet, nicht
gerecht werden.
Die zweite Frage, die zur Lösung stand, war: was setzt den Vogel instand, so lange (bis
zu 90 Sekunden, Stresemann) unter Wasser zu bleiben*? Die zahlreichen Theorien, die darüber
aufgestellt sind, suchen immer an einer physiologischen Besonderheit, die die Tauch-
vögel von allen anderen deutlich unterscheidet. E inmal soll es das größere Luftfassungsvermögen
sein, das die Tauchvögel zum langen Unterwasserbleiben befähigt. Das wurde von
B e r t (1870) widerlegt, denn er konnte merkwürdigerweise keine Unterschiede in der Luftkapazität
der Lungen und Luftsäcke bei Enten und Hühnern feststellen. B e r t glaubt, durch
seine Versuche vielmehr nachgewiesen zu haben, daß Tauchvögel im Verhältnis zu ihrem
Körpergewicht mehr Blut besitzen als andere. Nach seinen Angaben hat die Ente mehr
Blut (x/3 mehr) als das Huhn und damit auch mehr Hämoglobin. R ic h e t (1894) kann dieser
Anschauung nicht beipflichten: „Ainsi, a priori, l’hypothèse de P. B er t n’est pas défendable.
A posteriori, l’expérience directe vient l’infirmer. En effet, sur les canards, ayant
perdu beaucoup de sang, j ’ai constaté que la durée de l’asphyxie était encore très longue.“
-— K ru s e (1922) stellt durch seine Versuche fest: „In a comparative study of the oxygen
capacity of the blood of seven ducks and eight chickens, it was found that the duck has an
average capacity of 3 cc. p. 100 cc. or 5 per cent more than chicken . .. I t is therefore evident
th at the oxygen blood capacity of the duck is greater. Incidentally it was observed that the
weight of heart and lungs relative to body weight was also greater for the duck.“ — L a-
picqtje (1889) hat auf den hohen Eisengehalt der Leber bei Enten hingewiesen. Und
Sc h a rn k e (1933) hat gezeigt, daß die guten Tauchvögel (Lumme, Polartaucher) besonders
viel Eisen in der Leber aufspeichern, woraus er eine Beziehung zwischen dem Tauchver-
mögen und dem Eisengehalt des Blutes bzw. der Leber ableitet.
Die Tatsache, daß ein Teil der Schwimmvögel zum Tauchen befähigt ist, während die
anderen nicht tauchen können, stellt ein neues Problem in den Vordergrund. Es war nicht
schwierig, diesen Unterschied auf das spezifische Gewicht der Vögel zurückzuführen. Das
spezifische Gewicht scheint bei allen Vögeln unter 1 zu liegen, und damit können alle Vögel
ohne Ruderbewegung schwimmen. Der Vogelkörper wird also, in Wasser getaucht, wie ein
Kork nach oben gerissen, wenn er keine besonderen Einrichtungen besitzt, um dem Auftrieb
entgegenzuwirken. Diese besitzt der Tauchvögel einmal in der aktiven Ruderbewegung
der Beine und Flügel, zum anderen in seinem größeren spezifischen Gewicht; der gute Taucher
liegt tiefer im W asser als der schlechtere.
F. E. Sch u lz e (1911) nimmt an, daß der Tauchvögel durch seinen besonders langen
Rippenkorb (Alken und Pinguine) in der Lage ist, eine Kompression auf die Luftsäcke
auszuüben. Die Luft wird dadurch zusammengedrückt und das spezifische Gewicht erhöht.
E r denkt dabei auch an eine Regulierung des spezifischen Gewichts durch wechselnde Kompression
der Luftsäcke. Auch Gro eb b el s (1932) steht auf dem Standpunkt, daß bei den
Tauch vögeln das spezifische Gewicht unter Wasser durch die Luftsäcke v ariiert werden
könnte.
Aus den Untersuchungen über die Amplitude der Thoraxbewegungen ergibt sich, daß
eine aktive Volumenänderung des Rumpfes nicht in großem Umfange ausgeführt werden
kann. Auch besitzen die Inspiratoren und Exspiratoren keine so große Kraft, um einen bedeutenden
Druck auf die Luftsäcke auszuüben (zur Kompression des Luftvolumens auf die
Hälfte wäre eine Atmosphäre pro Kubikzentimeter notwendig). Dem experimentellen Nachweis
der ScHULZEschen Annahme werden deshalb große Schwierigkeiten gegenüberstehen,
weil mit wachsender Tauchtiefe auch eine Druckerhöhung in den Luftsäcken zu erwarten
ist; wegen der schwachen Atemmuskeln ist eine Differenz zwischen Außen- und Innendruck
nicht gut vorstellbar. Es kann aber auf Grund der anatomischen Verhältnisse und der theoretischen
Überlegung der ScHULZEschen Annahme kaum zugestimmt werden.
Um den ganzen Fragenkomplex der Lösung näher zu bringen, wurden eine Reihe von
Versuchen durchgeführt, die, wie bei den früheren Experimenten, das Erweitern und Verengen
des Thorax auf elektrischem Wege auf die Signalschreiber eines Kymographions
übertrug. Dem Polartaucher, der zu diesen Versuchen ausgewählt wurde, wurden am Ster