Stadiums fehlt, so bleiben von den bekannteren Formen für unsere Betrachtung nur Clonorchis
sinensis und Fasciola hepática übrig. Nur bezüglich der letzteren Art verfüge ich
über einige eigene, bisher aber noch nicht abgeschlossene Beobachtungen, die ich zum
Vergleiche mit der OpisiTiorcMs-Wanderung angestellt habe.
Mit dem Invasionsweg von Clonorchis sinensis haben sich M u k o y am a (1921 und 1922)
und F a u s t und K h a w (1927) befaßt. M u k o y am a , dessen Arbeiten mir nur in Referaten
zugänglich waren, infizierte Kaninchen, Hunde und Meerschweinchen mit Clonorchis-
Cysten und verfolgte das Schicksal der jungen Würmer in verschiedenen Zeitabständen.
Nach einer Mindestzeit von 6 Stunden fand er die Larven im Gallengange, und zwar ausschließlich
dort. Eine Unterbindung des Ductus choledochus verhinderte eine Besiedelung
der Leber. Künstlich aus der Cyste befreite und in die Leibeshöhle eingespritzte Meta-
cercarien führten keinen Leberbefall herbei. M. zog aus seinen Beobachtungen den Schluß,
daß die jungen Clonorchis im Duodenum aus ihrer Cyste befreit werden und dann durch
die Öffnung des Gallenganges innerhalb der Gallenwege in die Leber eindringen. Zu einem
ähnlichen Ergebnis kamen F a u s t und K h a w nach Versuchen an Katzen und Meerschweinchen.
Allerdings trafen diese Autoren die jungen Würmer erst 22 Stunden nach
der Fütterung im Ductus choledochus und erst nach 3 Tagen in den proximalen Gallengängen
an. An diesen Versuchen fällt eine abnorm langsame Entleerung des Magens auf,
die vermutlich auch auf die Wanderung zur Leber verzögernd eingewirkt hat. Selbst nach
14 Stunden lag noch die Hauptmasse der cystenhaltigen Fischmahlzeit im Magen einer
Katze, während in meinen Versuchen nach 2V2 Stunden sich nu r noch etwa ein Drittel
der Mahlzeit und nach 5 Stunden überhaupt nichts mehr im Magen befand. Ich möchte
vermuten, daß F a u s t und K h a w ihre Versuchstiere vielleicht mit zu großen Nahrungsmengen
belastet haben. Bezüglich des Mechanismus der Wanderung sind die beiden Verfasser
zu ähnlichen Schlußfolgerungen gekommen wie ich bei meinen Versuchen mit
Opisthor chis. „Our ohservations lead us to the believe th at it is an active migration.
I t seems probable that this is a chemotactic reaction.“ Es war eigentlich von vornherein
zu vermuten, daß 2 so nahe verwandte Formen wie Opisthorchis und Clonorchis sich auch
beim Befalle des Endwirtes ähnlich verhalten werden.
Uber den Einwanderungsweg von Fasciola hepática sind die Meinungen von jeher
weit auseinander gegangen. Die alte Ansicht L e u c k a r t s (1886—1901), daß die jungen Egel
durch die Gallengänge ein wandern, die kürzlich noch von F a u s t (1929) vertreten worden
ist, hatte sehr an Wahrscheinlichkeit eingebüßt, als von L u t z (1893) erkannt worden war,
daß die Jugendformen während der ersten Zeit ihres Leberaufenthaltes überhaupt nicht
die Gallengänge bewohnen, sondern im Parenchym umherwandern. L u t z nahm vielmehr
eine Invasion mit dem Pfortaderblute an, und im gleichen Sinne haben sich später R a i l -
l i e t , Moussu und H e n r y (1913) sowie Compes (1923) ausgesprochen. Auch N ö l l e r
(1925) und N ö l l e r und S c hm id (1927) haben diese Ansicht vertreten, ohschon der in
den Versuchsprotokollen der letzten Arbeit häufige Befund junger Egel in der Leibeshöhle
auch an eine dritte Möglichkeit denken läßt. Dieser dritte Weg wurde zum ersten Male
von S s in i t z in (1914) durch Experimente gestützt, nachdem er schon vorher von G e r-
l a c h , M a y und S p i n o l a vermutet worden war. Nach der vorläufigen Mitteilung S s in i t -
z in s , der eine abschließende Arbeit offenbar bisher nicht gefolgt ist, durchbohren die 2
bis 3 Stunden nach der Cystenfütterung im Darme des Versuchstieres befreiten Distomen
die Darm wände, kriechen 4—14 Tage innerhalb der Leibeshöhle auf der Oberfläche der
Organe, auch der Leber, umher und bohren sich schließlich in letztere, die die besten E rnährungsbedingungen
bietet, ein. In den ersten 4 Tagen war die Leber stets noch frei von
jungen Distoma. Die hieraus gefolgerte Durchwanderung der freien Bauchhöhle wurde
von S h i r a i (1925 und 1927) auf Grund zahlreicher Versuche bestätigt. S h i r a i fand
auch als Residuen einer Auswanderung aus dem Darme hämorrhagische Fleckchen auf
der Darmserosa, sowie im Schnittbild der Darm wände junge Würmer und zahlreiche
Bohrkanäle. 2 Meerschweinchen wurden parabiotisch so vereinigt, daß die beiden Bauchhöhlen
kommunizierten. Nach Cystenfütterung des einen Tieres war 3 Tage später auch
die Leibeshöhle und Leber des anderen Tieres befallen. Neben dem Hauptwanderungswege
durch die Leibeshöhle läßt S h i r a i als Ausnahme auch den Weg über das Pfortadersystem
gelten. Zu dem gleichen Ergebnis kam S u z u k i (1931). E r spritzte bei Ziegen, Meerschweinchen
und Kaninchen durch künstliche Verdauung aus den Cysten befreite Larven
in den Ductus choledochus, die Gallenblase, die Pfortader und die Bauchhöhle ein. Während
die Injektion in die Pfortader und Bauchhöhle zur Leber in vasion führte, blieb die
Einspritzung junger Egel in das Gallensystem ohne Resultat, sei es, daß die jungen
Würmer durch den Gallenstrom hinausgeschwemmt oder durch die chemische Wirkung
der Galle getötet wurden. Auch S u z u k i betrachtet den Weg durch die Leibeshöhle als
den natürlichen. In diesem Sinne hat sich kürzlich auch S h a w (1932) auf Grund seiner
Versuche ausgesprochen.
Die wiederholt beobachtete p r ä n a t a l e Infektion der Leber neugeborener Lämmer
und Kälber mit Fasciola ist von verschiedenen Autoren als Beweis für eine Wanderung
auf dem Blutwege angesehen worden. Meines Erachtens ha t es aber ebenso viel Wahrscheinlichkeit
für sich, daß die beweglichen und bohrlustigen Jugendformen von der
Leiheshöhle aus in die Foeten eingedrungen sind, sei es durch die Tubenöffnung oder die
Wand des graviden Uterus hindurch. Auch der häufig erhobene Befund junger Egel in den
Mesenteriallymphdrüsen und anderen Bauchorganen wird ohne weiteres verständlich,
wenn der natürliche Invasionsweg durch die Peritonealhöhle führt und seihst eine Lungeninvasion
dürfte auf diesem Wege nach einem Durchtritt durch das Zwerchfell möglich
sein.
Zum Schlüsse berichte ich noch über einige 1931 ausgeführte e i g e n e E x p e r i m
e n t e m i t F a s c i o l a h e p a t i c a , die die Einleitung zu einer größeren, aus Zeitmangel
bisher aber nicht weiter geführten Versuchsserie bilden sollten. Da meine Beobachtungen
gerade die Zeit 24 und 48 Stunden nach der Infektion treffen, in der das Verhalten der
jungen Würmer noch ungenügend bekannt ist, so dürften sie geeignet sein, eine Lücke
auszufüllen.
1. Ein Meerschweinchen wurde mit 200 Fasciola-Cjsten gefüttert und 24 Stunden
später getötet. Bei der Ausspülung der Leibeshöhle tra f ich 11 junge Egel an; in einer
kleinen Menge mit der Spritze auf gesaugten Pf ortader blutes waren keine Würmer enthalten,
ebensowenig in der Gallenblase und im Ductus choledochus. Aus der feingehackten
Leber konnten mit der FÜLLEBORNschen Gazeanreicherungsmethode keine Egel gewonnen
werden, auch die histologische Untersuchung eines Leherstückchens ergab keine Parasiten.
Im Dünndarmlumen wurden weder Cysten noch freie Egel angetroffen. Die verhältnismäßig
kleine Zahl von 11 ausschließlich in der Leibeshöhle wiedergefundenen Würmern
läßt daran denken, daß sich die Mehrzahl vielleicht noch im Innern der Darm wände verborgen
hielt.