öffnet, ohne die Luftsäcke zu zerstören, so sieht man bei der Inspirationsbewegung des Thorax
die Luftsäcke zusammenfallen, hei den Exspirationsbewegungen des Thorax aber die
Luftsäcke seitlich hervorquellen.
D ie h i s h e r i g e n Vo r s t e l l u n g e n.
Damit ist der von Mix»' (1688) beobachtet« Antagonismus zwischen der. einzelnen Luttsäcken geklärt. Es liegt keine
falsche Beobachtung vor, sondern nur die Lage des Tieres ist e in e „unnatürliche“. Dieser Antagonismus is t schon häuSg
widerlegt aber immer wieder von neuem festgestellt worden So achieibt G h o e b b e ls (1988) von seinen Beobachtungen an
einer Ente- Offnen wir aber das Abdomen, so sehen w ir, ■ bei der Einatmung die abdominalis und aueh die diaphragmatischen
Säcke eingezogen, bei der Ausatmung hingegen aufgeblasen werden.“ Wenn H die selbe Beobachtung wie die«
von Meky vorliegt, so hätte der Versuch auch dieselbe Auslegung w i t t e r t zu erfahren. — Aueh BiER (1801) hat 4^5 Antagonismus
bei geöffneter Bauchhöhle gesehen. Trotz seiner Beobachtung kommt er aber zu den» Sehlnil, daß im Normalfalle
kein Antagonismus, sondern eine gleichzeitige A u f n a h n J p S Abgabe) > r Luft aller L u i t s ä « stattSndet, und zwar im
Rhythmus der Thoraxerweiterungen (und Verengungen).
P a u l B e u t (1870) hat den Antagonismus graphisch aufgetragen. Das Ergebnis wird dadurch nicht zuverlässige!. Wenn
B e b t auch nicht besonders erwähnt, daß dSffVogel bei Aufnahme der Kurven auf dem Rucken l a g , ^ istdäes-aus seinen
Kurven doch zu entnehmen. Der Autagunisnius hätte sich in einen Synchronismus umgewändelt, wenn der Vogel ans der
Rückenlage in die „natürliche“ Lage gebracht worden wäre.
B ra n d e s ’ (1924) h ä tfim e andere Theorie über den Ablauf der Atembewegung entwickelt. Nach Vorstellung
findet eine Schaukelbewegung des Sternums um eine Achse statt, die e t w a » Sterno-Sternal-Gelenke der vierten Rippen
miteinander verbindet. Aber von ein e r derartigen Bewegung habe ich in vi«ö nichts feststellen.können, Auch-fand ich keine
weiteren Angaben in der Literatur darüber. Eine solehe Bewegung ist auch nicht mit d p Ergebnissen aUer3 « f e |U i e h t e n
Experimentalvei-suche in Einklang zu bringen und scheint deswegen wenig wahrscheinlich.
Eine genaue Untersuchung über die Atembewegungen des Tluinix hat Soum (1898) angestellt. Bei seinen Versuchen
wurde das Tier in der Rückenlage gehalten; daher sind sein e Ergebnisse für die Beurteilung des normalen Atmnngsyor-
ganges ■■vEv.m-hK.r Sie zeigen sehr große Ähnlichkeit mit den Resultaten, die ich bei meinen Untersuchungen des m dm
Rückenlage gebrachten Vogels erhalten habe-, eine last parallele Stemumverschiebmlg und geringe Schwankung, des Copa-
coids. SöuM schließt ans seinen Versuchen ein Kleinerwerden des Winkels zwischen Coracold und Sternum bei der Einatmung
Den experimentellen Nachweis bringt er dafür niöht. Meine eigenen expei-imentellen-ihtersnchnngen haben auch
nicht die geringsten Anhaltspunkte für eine S O I « ' Einkniekung im Coraco-Sternal-Gelenk gelieiert; sie ist ü b p j g ä von
vornherein sehr unwahrscheinlich, es wüide n am M dadmeh die Erweiterung, die durch die Abstandsyermehrung zwi-
sehen Sternum und Rücken erzielt wird, wieder z. T. rückgängig gemacht.
Zum Schluß sei nochmals zusammengefaßt: in der „natürlichen“ Lage des Vogels, d. h.
heim Stehen und heim Ruhen auf dem Sternum, findet bei der Einatmung eine allseitige Vergrößerung
desGesamtrumpfvolumens statt; es vergrößert sieh der Sternum-Rückenabstand
und die Breite der Seiten des Rumpfes; es vergrößert sich der Coracoid-Abstand, und im
Coraeo-Sternal-Gelenk findet eine Streckung statt. Bei der Ausatmung setzt der umgekehrte
Vorgang ein. Alle diese Bewegungen finden vollkommen gleichzeitig statt.
S y n c h r o n i smu s d e r A t e m b e w e g u n g .
Ich habe dies mit folgender Versuchsanordnung nachzuweisen versucht: die Änderungen
der Abstände wurden auf elektrische Signalsehreiher übertragen. Ein Kymographion
nahm die Einzeichnnngen der Signalschreiher a u f . Dem Vogel wurde ein elektrischer Kontak
t auf dem Rücken angebracht, der dann Stromschlnß anzeigte, wenn der Rücken-Sternum-
Abstand sich vergrößerte. Durch Umlegung eines leichten federnden Bügels wurde die Breitenänderung
des Thorax festgestellt. Auch hierbei stellte sich Stromschluß ein, wenn der
Thorax sieh erweiterte. Schließlich wurde die Änderung der Coracoid-Abstände voneinander
gemessen, wiederum so, daß hei dem Anseinanderweichen der Coracoide der Stromkreis
geschlossen war. Alle diese Einzeichnungen wurden gemeinsam auf das Kymographion
übertragen, dazu noch durch ein Sekundenpendel die Zeitmarken (Abb. 66).
In der Abbildung 67, die das Ergebnis dieses Versuches darstellt, sind immer vier Zeilen
gemeinsam zu lesen; dabei ist die oberste Zeile die Sekundenaufzeichnung; die zweite
Zeile gibt ein Bild von der Bewegung der Coracoide; die dritte Zeile spiegelt die Breitenänderung
des Thorax wieder, und die letzte Zeile gibt Aufschluß über die Änderung des
Sternnm-Rüeken-Abstandes. Der Stromkreis ist dann geschlossen, wenn die Kurve nach unten
aussehlägt. Ein Blick auf die Abbildung zeigt, daß alle drei Kurven die Aussehläge der
Einatmungs- und Ausatmungsbewegung gleichzeitig anzeigen.
Abb. 66. Schema der Versuchsanordnung zur Festlegung des
chronismus der Atembewegung.
Abb. 67. Ausschnitt des Kurvenbildes vom
Synchronismus der Atembewegung.
I-—'IV = 4 Versuchsabschnitte.
5yn- Kurvenausschlag nach oben = Ausatmung.
Kurvenausschlag nach unten = Einatmung.
Aus der Beschreibung der Versuchsanordnung ergibt sich von selbst die Abhängigkeit der Länge des Stromschlusses
von der relativen Nähe der elektrischen Kontakte. Wollte man deshalb ganz gleichmäßige Anfangs- und Endpunkte der Ein-
und Ausatmung erhalten, so müßte man eben so lange die Abstände der Kontakte ändern, bis alle übereinstimmten. Dadurch
wäre aber an der Bedeutung der Kurve nichts geändert. Es wird also besonders darauf aufmerksam gemacht, daß
aus diesen Kurven weder die Größe der Bewegungen noch ein Vergleich der Einatmungs- und Ausatmungsablaufszeiten,
weder in denselben Kurvenzeilen noch mit verschiedenen Zeilen möglich ist. Die Kurve zeigt nur, daß das Mittel der Einoder
Ausatmungskurven übereinstimmt.
Dem Kurvenblatt liegt der Ausschnitt einer Versuchszeit von 600 Sekunden zugrunde
(Taube).
U n t e r s u c h u n g e n d e r A t emb ewe g u n g e n bei v e r s c h i e d e n e n
L o k om o t i o n s a r t e n .
Nachdem in den bisherigen Untersuchungen ein Bild von den Thoraxbewegungen in
großen Zügen und der Unterschied zwischen der Atemmechanik in der normalen und Rückenlage
gegeben wurde, soll nunmehr versucht werden, die Atembewegungen in allen na tü rlichen
Bewegungsformen festzustellen und auf Grund der anatomisch-physiologischen Verhältnisse
zu erklären. So soll der Vogel beim Stehen und Liegen, beim Gehen und Fliegen,
beim Schwimmen und Tauchen den Versuchen unterworfen werden. Grundsätzlich aber soll
eine Trennung der Versuchsreihe derart gemacht werden, daß auf der einen Seite die Atembewegungen
während des Fluges, auf der anderen die Atmungsbewegungen bei allen ändern
Formen der Lokomotion zur Untersuchung stehen. Es ist der Unterschied darin zu sehen,
daß hei der einen Bewegung der Vogel einen widerstandsfähigen Untergrund hat, auf den