der auf der Dorsalseite die Hinterwand des Thorax bildet und, indem er zu dem dünnen
Hinterleibsstiel überleitet, dem Mittelsegment (1. Abdominalsegment) der Apokriten ähnlich
entwickelt ist (Konvergenz). Das Notum ist zwar im Verhältnis zum Mesono tum (und
zum Metapostnotum) klein und ohne typisches Präscutum, sonst aber wohlgegliedert und
weit größer, als das bei den Homopteren sonst die Regel ist.
2. Das hängt damit zusammen, däß die beiden Flügelpaare voneinander unabhängig
sind, was sonst bei den Hemipteren nicht vorkommt, und daß dementsprechend
die am Notum angreifenden Flugmuskeln auch im Metathorax bedeutenden Umfang
haben. Die Dorsoventralmuskeln, deren einer allerdings ein Sprungmuskel ist, sind sogar
stärker als im Mesothorax, wo ihnen allerdings ein Teil ihrer Arbeit durch den dlmz abgenommen
wird, der im Metathorax fehlt. Die Flügelgelenke zeichnen sich durch das
Fehlen des Tergalspalts und des hinteren Tergalhebels aus, der hintere Gelenkfortsatz des
Scutums ist im Mesothorax als hinteres Tergalgelenkstück abgegliedert, im Metathorax
dagegen nicht, wie denn überhaupt das Gelenk des Hinterflügels mehr dem Typus entspricht
als das des Vorderflügels, das stärker abgeleitet und dementsprechend schwerer
zu deuten ist. Es zeigt einige Ähnlichkeit mit dem entsprechenden Gelenk von Psylla.
3. Das Sternum zeigt im P r o t h o r a x Skleritdegeneration und erinnert (auch in der
Gestalt der weit voneinander entfernt stehenden Furcaäste) stark an das Prosternum der
Aphidinen, ist aber grundverschieden von dem der Psyllinen, das mit der Stechborstenscheide
eine funktionelle Einheit bildet. Das Me s o s t e r n um zeigt zwar, wie das der Zikaden
und Psyllinen, Cryptosternie (Sternalgrat und gabelförmige Furca), aber daneben
ein Fehlen jeder Verbindung mit den Hüften, Schwund des Spinasternits und ganz unvollkommene
Entwicklung der präcoxalen Brücke. Die postcoxale Brücke fehlt (in Übereinstimmung
mit den anderen Homopteren) völlig. Cryptosternie zeigt auch der Me t a -
t h o r a x , aber in Verbindung mit einer Rückbildung der Furcaäste, im Gegensatz zu den
Psyllinen, wo gerade die Metafurca ungewöhnlich riesig ist, und zu den Cicadinen, wo sie
meist normale Größe hat. Die postcoxale Brücke ist im Metathorax als ventraler hinterer
Abschluß des Thorax wohlentwickelt.
4. Die Vorder- und Mittelhüfte haben nur eine pleurale Artikulation, die Beweglichkeit
ist daher, besonders heim Vorderbein, ungewöhnlich vielseitig. Die Hinterhüfte ist
stark vergrößert, basal erweitert und eine typische Spalthüfte, wie sie sonst bei den Homopteren
nicht, wohl aber hei den Neuropteroiden vorkommt. Da sie außer der pleuralen
auch eine sternale Artikulation hat, ist sie relativ wenig beweglich (wozu auch ihre Form
beiträgt) und liefert so an ihrem Distalende (Hüft-Trochantergelenk) den Drehpunkt für
die Sprungbewegung. Wie alle springenden Homopteren, so gehören also auch die Aleu-
rodinen in diesem Punkt zu dem von mir (1933) Hemipterentyp genannten Bautypus.
Man muß indessen innerhalb dieses Typs zwei Ausprägungen unterscheiden, den Psyllinen-
typ, bei dem die an der Trochantersehne angreifenden wichtigsten Sprungmuskeln sternale
Bein- und Coxalmuskeln sind, die von der vergrößerten Furca ausgehen, und den
Cicadinentyp, bei dem an der Trochantersehne ein Dorsoventral-, ein Pleural- und ein
sternaler Beinmuskel angreifen. Zum letzten Typ gehören auch die Aleurodinen, die hinsichtlich
des Skeletts stärker, hinsichtlich der Muskulatur weniger stark spezialisiert sind
als die Cicadinen selbst.
5. Was sonst von der Muskulatur zu sagen ist, ergibt sich aus der Tabelle auf S. 31.
Auch nach den Ergebnissen der Untersuchung des Thorax sind wir in Übereinstimmung
mit dem, was die Morphologie des Kopfes uns gelehrt hat, zu der Feststellung berechtigt,
d a ß d i e A l e u r o d i n e n de n P s y l l i n e n , den Annahmen von Q u a i n t a n c e
und B a k e r , sowie von B ö r n e r entgegen, k e i n e s f a l l s n ä h e r v e r w a n d t s i n d a l s
de n C i c a d i n e n . Im Gegenteil, mit den letzteren teilen sie viele Merkmale von Körperabschnitten,
die bei den Psyllinen nach ganz anderer Richtung und offenbar von einem
relativ frühen Ausgangszustand aus spezialisiert sind; und von den Cicadinen unterscheiden
sie sich im wesentlichen durch Eigentümlichkeiten, die offenbar jüngerer Herkunft
sind.
C. Das Abdomen.
Die cuticulare Hülle des Hinterleibs der Aleurodinen besteht auch bei den Aleurodes-
Arten, die sich sonst durch verhältnismäßig starke Sklerotisierung und Pigmentierung
vor anderen Formen (etwa Trialeurodes) auszeichnen, zum weitaus größten Teil aus farblosen
Membranen. Sie zeigt, mit anderen Worten, alle Anzeichen einer Skleritauflösung
(Skleritdegeneration, S n o d g r a s s , vgl. W e b e r 1933 S. 189), der außer einem System von
Spangen an der Hinterleibsbasis, Resten der Terga, den Rahmen der ventralen Wachsdrüsenplatten,
den festen Teilen des Afterapparates und der Genitalanhänge alle skierotisierten
Teile zum Opfer gefallen sind. Die bezeichnende Begleiterscheinung der Skleritauflösung,
das starke Variieren des Umfangs der erhalten bleibenden Skleritteile, das man
am Hinterleib der Aphidinen gut beobachten kann, tritt auch bei unseren Objekten, besonders
an den Tergalplatten, hervor.
Der Rückbildung der Sklerotisierung entsprechend ist auch die abdominale Muskulatur,
die bei der Larve noch gleichmäßig wohl entwickelt ist, bei der Imago, abgesehen
von den Muskelgruppen der Hinterleibsbasis, der Genitalanhänge und des Afterapparates
verhältnismäßig sehr schwach und im P räp a ra t daher nur äußerst schwer auffindbar. Es
ist daher möglich, daß trotz eingehender Untersuchung von Totalpräparaten und Schnittserien
die im folgenden enthaltene Aufzählung der Muskelzüge nicht ganz vollständig ist.
Da die beiden Geschlechter nur hinsichtlich der Ausbildung der ersten zwei Hinterleibsringe
vollständig übereinstimmen, ist eine getrennte Behandlung des Männchens und
des Weibchens notwendig. Die folgende Beschreibung des weiblichen Hinterleibs bezieht
sich auf die Art Aleurodes brassicae, mit der Al. chelidonii vollkommen, und Trialeurodes
fast vollkommen übereinstimmen. Nur die Sklerotisierung und besonders die Pigmentierung
sind bei letzterer Gattung schwächer.
I. Das Abdomen des Weibchens.
1. Der Stamm (Tafelabb. 18).
a) Das erste Abdominalsegment bildet einen Hinterleibsstiel, d. h. es ist englumiger
und vor allem in der Höhendimension ungleich schwächer als die folgenden Segmente
(Tafelabb. 18a). In der Breite ist der Unterschied nicht so auffällig, aber immer noch
deutlich genug (Tafelabb. 18 c). Der Hinterleibsstiel besteht aus einem unpaaren, dorsalen
Membranpolster von rechteckigem Umriß (Tx), aus einem P a a r von Seitenpolstern und
aus einem unpaaren Ventralpolster, das, wie Tafelabb. 18 b zeigt, nur durch je eine seichte
Zoologica, Heft 89.