hat (Tafelabb. 11, 12). Der dritte Zug (m. retr. maxs) entspringt am verbreiterten Teil des
Hinterarms des Tentoriums und greift am Artikulationshebel H2 der Maxillarborste an.
Die Differenzierung des Retraktors ist ausgesprochener als bei den Psyllinen, den Aphi-
dinen und den Cocciden (Textabb. 3), das Übergreifen des einen Muskelzugs auf den Artikulationshebel
finden wir bei diesen 3 Gruppen ebenso wenig wie das Entspringen des
anderen Zugs am Epicranium. In dieser Hinsicht wie in dem komplizierten Bau des mandibularen
Artikulationshebels gleichen die Aleurodinen den Cicadinen, bei denen allerdings
auch ein mandibularer Retraktor seinen Ursprung am Epicranium nimmt (n. BÖRNER
1929).
Trotz der aus Textabb. 3 ersichtlichen Unterschiede in der Muskelversorgung der
Stechborsten der verschiedenen Homopterengruppen ist das Zusammenarbeiten der Stechborsten
beim Stich und Rückzug offenbar so ähnlich, daß ich mich auf meine früheren
Schilderungen beziehen kann.
III. Die Stechborstenscheide (Labium, Tafelabb. 1).
Die Stechborstenscheide ist 4gliedrig. Das Grundglied ist weichhäutig und einfach
zylindrisch. Die folgenden Glieder, die jeweils ein wenig in die vorhergehenden eingeschoben
sind, sind bis auf eine eingefaltete, zum folgenden Glied hinüber führ ende Gelenkhaut
fest skierotisiert und bilden an ihrer Vorderseite eine Rinne, die sich in der üblichen
Weise um den aus dem Vorderkopf herausstehenden Teil des Stechborstenhündels schließt,
so daß dieses höchstens an der Spitze frei zutage tritt. Der Boden der Rinne ist im Endglied
ziemlich weich, basalwärts wird er dicker und härter und am Distalende des Basalglieds
setzt er sich in einen aus der Crumena der Larve durch Streckung und Versteifung
entstandenen (W e b e r 1934) festen, hohlen, am Ende verbreiterten, innenskelettalen Stab
fort. Dieser Stab, der seiner Herkunft wegen als C r um e n a (Cru) bezeichnet werden
soll, ist so lang, daß er durch- eine Lücke des Bauchmarks bis in den Dorsalteil des Prothorax
vorstößt, an seinem verbreiterten Ende greift ein hei ändern Homopteren fehlendes
P a a r starker Muskeln an, die ihren Ursprung an der Hinterkante des Hypopharynx
haben (Tafelabb. 1 a) und die die Crumena vorzustoßen vermögen, also als Protraktoren
der Crumena (m. protr. cru.) zu bezeichnen sind. Außerdem besitzt die Stechhorstenscheide
folgende Muskeln:
m. retr. labi. Der erste Retraktor der Stechborstenscheide entspringt am Vorderrand
des Mesonotums und greift an der Seitenwand des Basalglieds an, ist also ein dorsoven-
traler Intersegmentalmuskel (Tafelabb. 11, Oisms). E r vermag, indem er das Basalglied
handschuhfingerartig einstülpt, die Borstenscheide etwas zu verkürzen, m.retr.lab^, der
zweite Retraktor (besser Verkürzer) der Borstenscheide, der vom Hinterrand des Hypopharynx
zum Proximalrand des 2. Glieds geht (Tafelabb. lh), wirkt z. T. ähnlich wie der
erste, zieht aber vor allem das 2. Glied in das 1. zurück.
m. add. labi. Der erste Adduktor der Borstenscheide unterstützt den letztgenannten
Muskel, kann aber auch das Labium nach hinten an den Körper legen helfen. E r geht vom
hinteren Teil des Proximalrands des 1, Glieds nach dem Proximalteil der Hinterwand des
2. Glieds (Tafelabb. 1 a, b) und ist wahrscheinlich dem von mir (1928) als m. add2 be-
zeichneten Muskel von Aphis homolog, m. add. labi. Der 2. Adduktor der Borstenscheide
geht vom Proximalrand des 2. nach dem Proximalrand des 3. Glieds (Tafelabb. 1 a, b),
entspricht vermutlich dem m. add.3+ 4 von Aphis und vermag wie dieser das 3. Glied in
das 2. einzuziehen und das Labium nach hinten zu beugen. In entsprechender Weise wirkt
m. add. labz, der 3. Adduktor der Borstenscheide, der bei Aphis kein Homologon hat, im
3. Glied (Tafelabb. 1 c).
m. abd. lab., der einzige Abduktor der Borstenscheide, dessen Lage aus Tafelabb. 1 c
hervorgeht, kann dem letzten Muskel bei seiner einen Tätigkeit entgegenwirken, beim Einziehen
des 4. Glieds unterstützt er ihn.
m. trans. labi, 2, 3, die drei Transversalmuskeln der Borstenscheide, entspringen sämtlich
dicht nebeneinander an der Rückwand des 3. Glieds und gehen, fächerartig auseinanderstrebend,
an die Seitenwände der Rinne, in der das Stechborstenbündel läuft. Sie
wirken, soweit sie sich auf das 3. Glied beschränken, ohne Zweifel in dem Sinn, wie ich
das fü r die entsprechenden Muskeln von Aphis (m. transi—5) vermutete, d. h. sie vermögen
die Rinne zu dehnen und so hei bestimmten Phasen der Bewegung des Borstenbündels
den Druck, den die Rinne auf dieses ausübt, zu lösen. Der Teil des Transversalmuskels,
der ins 2. Glied zurückreicht (m. transi), mag außerdem zur Verkürzung des Labiums beitragen.
Eine Punktion, wie die von K em p e r für einige der Transversalmuskeln von Cimex
vermutete (Heraustretenlassen der Stechborsten aus der Rinne) kommt hier höchstens
nebenbei in Betracht, da im Gegensatz zu Cimex und anderen Wanzen die Stechborsten
normaler weise niemals die Rinne verlassen.
Die Stechhorstenscheide wird nämlich heim Saugen nicht geknickt, sondern sie verkürzt
sich im gleichen Maße, wie das Borstenbündel ins Pflanzengewebe eindringt (W e b e r
1931). Das kann so weit gehen, daß die Oberlippe das Endglied des Labiums erreicht, und
geschieht einerseits durch teleskopartiges Ineinanderschieben der Glieder des letzteren,
andererseits durch Umstülpung des weichhäutigen Basalglieds in die Leiheshöhle hinein.
Der ganze Vorgang, der teils durch die beschriebenen Muskeln, teils einfach durch den
Druck, den der Kopf beim tieferen Eindringen des Borstenbündels auf das Labium ausübt,
ermöglicht wird, gleicht sehr dem Verhalten der Borstenscheide bei saugenden Aphi-
dinen, das von Da v id so n und von mir (1928, 1930) untersucht wurde. Es kommt aber
die Tätigkeit der Crumena dazu, die die Borstenscheide stabiler macht und deren Protraktoren
sich im Verlauf der Verkürzung der letzteren stark dehnen müssen. Durch
Kontraktion der Muskeln kann dann im Bedarfsfall das Borstenbündel rasch aus dem
Pflanzengewebe gerissen werden, was die Flüchtigkeit der Aleurodinen erhöht.
Zu erwähnen ist noch, daß das Endglied der Stechhorstenscheide, das an seiner Spitze
wie gewöhnlich eine Sensillengruppe träg t (SO, Tafelabb. la ) bei Trialeurodes vapo-
rariorum im Verhältnis zur Dicke etwa zweimal so lang ist als das von Aleurodes bras-
sicae (s. Tafelabb. 22). Überhaupt ist bei der letzteren Art die ganze Borstenscheide relativ
dicker und plumper als hei der ersten.
Ferner ist noch zu sagen, daß von den Vorderarmen des Tentoriums 3 Muskelpaare
(m .a n ti,2,s, Tafelabb. 1, 11) ausgehen, die an den Proximalrändern der Basalglieder der
Antennen angreifen. Auch ein ganz schwacher m. tentorii, d. h. ein Muskel, der vom Ten-
torium nach dem Vertex geht, und der z. B. auch bei den Psyllinen vorkommt, ist vorhanden.
IV. Allgemeines über den Kopf.