Der Atlas als Träger des Kopfskeletts weist gegenüber den übrigen Rumpfwirbeln m annigfache
Veränderungen auf. Ihm fehlen die vorderen Zygapophysen. Die Abb. 13 A-M©
vermitteln einen anschaulichen Eindruck seines Baues. Cranial und ventral befinden sich
am Atlas die Gelenkflächen für die Condyli occipitales, die einen breiten zahnartigen Fo rtsatz
zwischen sich einschließen. Nach oben zu sitzen seitlich nach hinten vorspringende Fortsätze
an, welche ebenfalls die Entstehung aus zwei Elementen erkennen lassen, es sind die
rudimentären Processus transversi. Die hinteren Zygapophysen springen ziemlich weit nach
Abb. 14. Palaeoproteus klalti (B, C, E Rest 447, D Rest 40). A Atlas (Rest 1489); B 4. 5. 6. Rumpfwirbel; C 7. 8. Rumpfwirbel;
D 10.11. Rumpfwirbel; E 27. Rumpfwirbel.
Abb. 15. Palaeoproteus klatli, Schwanzwirbel.
hinten vor, dorsal steigt der Neuralbogen etwas stärker als bei den übrigen Rumpfwirbeln
an, so daß die Neurapophysen stärker hervortreten.
Die Wirbel des Schwanzes (Abb. 15) zeichnen sich gegenüber den Rumpf wirbeln durch
eine bedeutendere Ausbildung der unteren Bögen aus. Zunächst ist der Neuralbogen der
Schwanzwirbel noch dem der Rumpfwirbel ähnlich. Vordere und hintere Zygapophysen
sind an den vorderen Schwanzwirbeln wohl entwickelt, Processus transversi fehlen. An den
schlanken, sanduhrförmigen Wirbelkörpern setzen unten die unteren Bögen an, die vom
3. Sch wanzwirbel ab ventral verschmolzen sind. Ihre Gestalt ist auch beim gleichen Tier
nicht konstant. Meist fallen sie cranial ziemlich senkrecht ab, sind sodann nach hinten zu
S-förmig geschwungen und enden mit einem mehr oder weniger spitzen Fortsatz, der über
das hintere Wirbelende vorspringt. Diese Form der vorderen Begrenzung v ariiert; die S-förmige
Schwingung kann gleich am Wirbel körper beginnen. An den vorderen Sch wanzwirbeln
sind, wie erwähnt, vordere und hintere Zygapophysen vorhanden, an den späteren
Wirbeln werden sie nicht mehr ausgebildet. Vom 10. Schwanzwirbel an sind sie meist nicht
mehr zu erkennen. Dann gleichen sich oberer und unterer Bogen sehr weitgehend; schließlich
verschwinden auch diese, so daß nur noch der Wirbelkörper erhalten bleibt, was bei
einem Rest besonders deutlich zu sehen war, da bei diesem die letzten Wirbel des Schwanzes
nachgewiesen werden konnten. Dies führt gleichzeitig die oft recht gute Erhaltung der
Reste vor Augen (Abb. 15).
Ich habe schon oben die Gesichtspunkte, welche den systematisch bedingten Wert der
Wirbelform urodeler Amphibien beleuchten, hervorgehoben; trotzdem soll jedoch ein Vergleich
der Palaeproteus-Wirbel mit rezenten Wirbeln angeschlossen werden, um die Übereinstimmung
mit Proteus und Necturus zu zeigen, wenngleich diese Übereinstimmung
durch ähnliche Entwicklungsstufe und gleiche Lebensweise bedingt sein könnte. Auch beim
Olm sind die Wirbelkörper tief amphicoel und sanduhrförmig. Der oben flache Neuralbogen
hat ein gabelförmiges caudales Ende. In der Mitte des Wirbelkörpers setzen die
Processus transversi an; mit dem Wirbelkörper ist das Capitulum durch eine ventrale
Lamina verbunden, die Vereinigung beider ist besonders an den hinteren Wirbeln beacht
lieh. Es ist weiter bemerkenswert, daß die Processus transversi nicht sehr stark ausgebildet
sind und auch das Tuberculum an den hinteren Rumpf wirbeln nur in Form einer
schmalen Knochenleiste ausgebildet ist. Die dorsale Spange des Querfortsatzes dient ja zur
ausgiebigeren Befestigung der Rippen und mit der schwachen Ausbildung der Processus
transversi beim Olm wird auch die mangelnde Ausbildung der Rippen in Zusammenhang
stehen. Auf der Ventralseite des Wirbelkörpers erkennt man einen unpaaren Fortsatz, die
Hypapophyse, die besonders in der Seitenansicht sichtbar ist.
Necturus gleicht in der Dorsalansicht der Wirbel Proteus. E r unterscheidet sich von
diesen durch die mächtigere Ausbildung der Processus transversi§1- er besitzt ja auch
stärkere Rippen als Proteus §8- und das Fehlen von Hypapophysenfortsätzen an der
Unterseite des Wirbels.
In einer späteren Arbeit werde ich über meine Untersuchungen über die Morphologie
der Wirbel rezenter Schwanzlurche berichten. Hier will ich nur mitteilen, daß sich vielleicht
aus der Form des Neural- und Haemalbogens systematische Anhaltspunkte ergeben.
Die meist amphicoelen Wirbel der Hynobiiden, Ambystomen und Plethodontier besitzen
einen oben meist flachen Neuralbogen, aber sie weisen auf der Ventralseite des Wirbelkörpers
oft Hypapophysenrudimente auf, was fü r Pseudotriton auch Miv a r t (1870) hervorhebt.
Bei den Gattungen der Salamandriden konnte ich nie solche Hypapophysenreste
nachweisen; aber meist zeichnen sich diese Arten durch stark entwickelte Neuralbögen aus,
obgleich auch Arten mit flachen Neuralbögen festgestellt werden konnten, die wohl als p rimitiver
aufzufassen sind. Es ist mir auf Grund meiner Untersuchungen wahrscheinlich,
daß die Verschiedenheiten vor allem als Zeichen eines verschiedenen Entwicklungszustandes
gedeutet werden können. M. W. sind aber unsere Kenntnisse über die Ontogenie des
Urodelenwirbels noch nicht ausreichend, um zu klären, ob Hypapophysen als larvale Reste
zu deuten sind. Diese Auffassung hat einige Wahrscheinlichkeit, da wir gerade bei den
perennibranchiaten Formen Proteus anguineus und Palaeoproteus klatti Hypapophysen
vorfinden, und daß weiter gerade bei Arten, bei denen der amphicoele Wirbelzustand zeitlebens
vorherrscht, Hypapophysenrudimente beobachtet werden konnten.
Fassen wir diese Befunde zusammen, um sie mit den Beobachtungen an Palaeoproteus
zu vergleichen, so kommen wir zu dem Schluß, daß der Wirbelbau dieser Art sich in
den Rahmen der Urodelenwirbel einfügt, ohne systematische Besonderheiten zu besitzen.
In anatomischer Hinsicht ist die Ausbildung der Hypapophysen bemerkenswert.
Über die R i p p e n des Palaeoproteus klatti vermag ich nur wenig zu berichten. Fünf
Rippen konnte ich in dem gesamten M aterial finden, eine davon ist eine Sacralrippe. Diese
erstaunlich geringe Zahl erhaltener Rippen steht jedoch wohl mit der Tatsache in Zusam