menhang, daß der Wirbelbau wahrscheinlich macht, daß der Altolm nur eine sehr geringe
Kippenzahl besaß. Bei zwei der Rippen konnte einwandfrei nachgewiesen werden, daß sie
zum 2. und 3. Rumpfwirbel gehörten, eine weitere Rippe ist als wohl zum 4. Wirbel gehörig
zu deuten, die übrige ist etwas verschoben und kann an einem 5. bis 7. Wirbel gesessen
haben. Proximal sind die Rippen deutlich zweiköpfig, dem Tuberculum und dem
Capitulum entsprechend. Die 2. Rippe ist außerordentlich derb entwickelt, bei der 3. Rippe
ist distal ein deutlicher Tubercularfortsatz festzustellen, der bei den übrigen Rippen nicht
anzutreffen ist.
3. Die Gliedmaßengtirtel.
Gleich den Rippen sind Gliedmaßen nur bei wenigen Tieren vorhanden. Nur bei Rest
323 sind beide Vordergliedmaßen erhalten. Die Be i n e sind im V e r h ä l t n i s z u r K ö r p
e r l ä n g e sehr kurz, was folgende Zahlen deutlich machen:
Nummer Gesamtlänge >Humeruslänge Humeruslänge in /0
& 6 der Gesamtlänge
6 150 2,7 1,8
74 180 3,0 1,6
323 185 3,0 1,6
Der H um e r u s ist ein ziemlich gleichmäßig runder Knochen, von irgendwelchen
Processus ist an ihm kaum etwas festzustellen. Auch Radius und Ulna sind gleichmäßig
runde Knochenstäbe, die dicht aneinander liegen. Der Karpus wird knorplig entwickelt
gewesen sein; irgendwelche Knochenreste waren nicht festzustellen. Die Metacarpalia und
Phalangen sind meist nur unvollständig erhalten. Bei Rest 200 ist jedoch einwandfrei,
daß 4 Vorderzehen entwickelt waren und vor den Metacarpalia des 2. und 3. Fingers
2 Phalangen vorhanden sind, deren vordere an einer distalen Verbreiterung als Endglied
erkannt werden kann.
Das S c h u l t e r b l a t t ist bei 2 Resten erhalten. Seine Größe ist selbst im Vergleich zu
den Gliedmaßen recht unbedeutend. Die überlieferten Reste des Schulterblattes haben annähernd
die Gestalt eines Dreieckes. An der sehr schmalen, ventralwärts gerichteten Stelle
ist der Knochen verhältnismäßig dick; und diese Stärke erhält sich an den beiden in diese
Spitze zusammenlaufenden Rändern. Die cranial gerichtete Kante ist ziemlich stark nach
außen vorgewölbt; zur Mitte des Schulterblattes fällt die Erhöhung ab, hier ist das
Schulterblatt flach; auf der anderen Seite verdickt sich der Knochen wiederum, diese Verdickung
erreicht jedoch nicht die Breite der anderen Seite. Die dorsale Kante des Schulterblattes
ist ein wenig nach oben gerundet.
Ein genauer Vergleich der überlieferten Schultergürtelteile mit dem Schultergürte]
rezenter Schwanzlurche macht deutlich, daß dieser Teil der Scapula entspricht, und daß
seine Entwicklung besonders mit dem Scapulaabschnitt des Schulterblattes vieler rezenter
Salamandriden große Ähnlichkeit aufweist. Deren Schulterblatt ist aber in höherem Grade
verknöchert, da bei diesen Arten auch Procoracoid und Coracoid knöchern ist. Auch bei
Proteus anguineus und Necturus maculosus ist der Großteil des Schulterblattes knorplig und
nur ein Scapulaabschnitt knöchern. Aber dieser weist in seiner Gestalt im Vergleich zu
Palaeoproteus Unterschiede auf, da er bei diesen Arten nur als ein flacher Knochenstab
an den Enden etwas verbreitert, entwickelt ist. Diese anatomischen Besonderheiten des
Schulterblattes sind aber nicht nur den „Proteiden“ eigen, sondern wir treffen den gleichen
Bau des Schulterblattes auch bei Amphiuma means. Auch diese Art zeichnet sich dadurch
aus, daß die Extremitäten im Verhältnis zum Körper außerordentlich gering entwickelt
sind und zur Fortbewegung des Körpers nur im bescheidenen Umfange herangezogen werden
können. Amphiuma vollendet seine Metamorphose ebenfalls nicht, sondern verharrt
auch auf einem jugendlichen Entwicklungszustand. Somit können wir schließen, daß der
geringe Verknöcherungsgrad des Schulterblattes dieser Arten mit dieser Tatsache im Zusammenhang
steht. Auch die geringe Entwicklung des Palaeoproteus-Sehulterhlattes findet
unter diesem Gesichtspunkt eine Erklärung. Darüber hinaus verdient aber gerade das
Schulterblatt dieses Urodelen eine besondere Beachtung. Bei meinen Untersuchungen über
Abb. 16. Palaeoproteus klatti (A Rest 118, B Rest 700), Becken und Hinterbeine.
die Morphologie des Schulterblattes der rezenten Schwanzlurche, über die ich in Kürze berichten
werde, konnte ich feststellen, daß so aufgewölbte derbe Ränder der Scapula, wie
ich sie für Palaeoproteus klatti beschrieben habe, nu r bei Arten der Salamandriden beobachtet
werden können, während das Schulterblatt der Hynobiiden, Ambystomen und Ple-
thodontier anders beschaffen ist. Wir haben auf Grund des Schädelbaues den Schluß gezogen,
daß Palaeoproteus in genetischer Beziehung zu Proteus und Necturus steht, aber in
vielen Punkten eine weitergehende Entwicklung erkennen läßt. So auch im Bau des Schulterblattes;
und dies ist außerordentlich bedeutungsvoll, wie ich später noch darlegen werde.
Die Kleinheit der Gliedmaßen zeigt an, daß diese im Dienst der Fortbewegung nur
wenig Verwendung gefunden haben, und auch ihr Bau erhärtet diesen Schluß. Abb. 21
zeigt z. B., daß Urodelen, die zu einem Landleben gut befähigt sind, derbe Processus und
Cristae am Humerus aufweisen, die einer kräftigen Beinmuskulatur Ansatz gewähren.
Vergleichen wir damit die Extremitäten von Amphiuma means, so finden wir, daß Cristae
am Humerus kaum entwickelt sind und Unterarm und Unterschenkelknochen dicht nebeneinander
lagern, an den Enden kaum verbreitert. Es ist die gleiche Ausbildung, die wir
fü r den Altolm beschrieben haben. Hieraus ergibt sich mit Sicherheit, daß die Gliedmaßen
wohl mehr als Balancierorgane, denn als aktive Fortbewegungsorgane gedient haben.
Der B e c k e n g ü r t e l ist bei einigen Tieren recht gut erhalten (Abb. 16). Der Sacral-
wirbel, der 38. Rumpfwirbel, unterscheidet sich von den vorangehenden durch eine stärkere
Entwicklung der Processus transversi. Eine breite ventrale Lamina liegt dem Capitulum
an; Hypapophysen konnte ich bei diesem Wirbel nicht beobachten. Dem Processus
transversus sitzt eine nicht sehr kräftige Sacralrippe auf. An diese schließt sich das Ileum;
dies ist nach außen gebogen, oben und unten etwas verbreitert. Zwischen den Ilea finden
Zoologie», Heft 87. 4