werden, wenn sie beim Stehen die Wirbelsäule aus der horizontalen Lage in die aufrechte
erheben, z. B. die Alken und Pinguine. Jetzt hängt an dem Brustkorb die ganze Last der
Rumpfmuskeln und der Eingeweide. Gegen diese abwärts ziehende Kraft müssen bei der
Einatmung die Rippen gehoben werden. Dagegen werden bei der Ausatmung Rippen und
Sternum in die Ausgangsstellung durch die Schwerkraft zurückgezogen.
Die verschieden starke Belastung kann entweder dadurch zum Ausdruck kommen, daß
die Muskeln, die die auftretenden Kräfte zu überwinden haben, stärker werden oder dadurch,
daß die Muskeln einen günstigeren Ansatz an den zu bewegenden Knochen finden.
Im allgemeinen wird beides Hand in Hand gehen.—-Es w ar oben gezeigt worden, daß lange
Processus uncinati für die Wirkungsweise der Mm. intercostales .externi von Bedeutung
sind. Verhältnismäßig lange Processus findet man bei den Schwimmvögeln. Die Tauch-
vögel, die noch längere Hakenfortsätze besitzen, weisen darauf hin, daß sie noch mehr an
Abb. 77. Vorderer Teil der Wirbelsäule und
der Vertebralrippen von oben gesehen von
Spheniscus demersus.
I und II = erste und zweite Halsrippe.
24 — Mm. intercostalejs externi.
29 = M. scalenus.
31 = Mm. levatores costarum.
lg. t. = Ligamentum trianguläre.
P. u. = Processus uncinatus.
V. == ,V ertebralrippen.
Abb. 76. Seitenansicht des vorderen knöchernen
Thorax von Dryobales major.
I und II i i erste und zweite Halsrippe.
G. = Gelenk zwischen erster Sternalund
Vertebralrippe.
P. u. = Processus uncinatus.
I Sternalrippe.
V. = Verlebralrippe.
das Wasser leben angepaßt sind. Wenn schließlich wie bei Colymbus arcticus ein Stehen
auf dem Lande überhaupt nicht mehr möglich ist und damit die Schwerkraft immer bei
dem Einatmungsgeschäft überwunden werden muß, nehmen diese Knochenfortsätze besondere
Längen an. Es war schon oben d arauf hingewiesen, daß bei der Samtente, Oidemia fusca,
die Hakenfortsätze weit dorsal an den Vertebralrippen ansetzen, was für die Kraftwirkung
der Einatmungsmuskeln nachweislich von Vorteil ist. — Die mächtigsten Processus uncinati
hat wohl der Pinguin, das besagt, daß die Pinguine zu den Vögeln gehören, die besonders
große Einatmungsarbeit leisten müssen. Das ist leicht einzusehen: schwimmt ein
Pinguin im Wasser, so hat die Einatmungsmuskulatur den Kücken gegen die Schwerkraft
zu heben, steht er am Lande, so ist die noch größere Arbeit zu leisten, den gesamten Rumpf
außer dem Rücken zu heben. — Lange Processus haben alle Vögel mit aufrechter Körperhaltung,
z. B. auch die Alken. Unter diesem Gesichtspunkt läßt sich, so weit ich sehe, die
funktionelle Bedeutung immer einwandfrei deuten: ist die Einatmungsarbeit groß, so sind
die Processus lang, ist sie klein, so vermindert sich ihre Länge. Das ist ein ganz allgemeiner
Grundsatz und ist selbstverständlich kleinen Schwankungen unterworfen. Es spielen
eben noch andere Momente gleichzeitig mit: die Stärke der Muskeln.
Es sei noch auf eine Besonderheit bei den Spechten hingewiesen, die — während sie
an den Bäumen hämmern -ffH auch ihre Wirbelsäule in eine mehr oder weniger vertikale
Lage bringen. Damit ähnelt ihre Haltung der der Pinguine. Deshalb hat sie ihren Niederschlag
gefunden nicht so sehr in der Länge der Processus uncinati — die immerhin an
Länge mit denen der Schwimmvögel verglichen werden können ? ■ als vielmehr in der
außerordentlichen und bedeutenden Verstärkung der zweiten Halsrippe. Dies konnte ich
beim großen Buntspecht, Dryobates major, feststellen (Abb. 76). Besonders das ventral-
wärts gelegene Ende ist stark verbreitert und gibt damit den Einatmungsmuskeln große
Ansatzflächen. Dazu kommt noch, daß von diesem Ende ein starker mit bandartiger Fascie
umgebener Muskel (M. teres?) .zu einem wohlausgebildeten Gelenk zwischen der ersten
Abb. 78. Der M. abdominis externus bei Telrao urogallus.
P. u. = Processus uncinatus. 1.1. = trabecula lateralis.
!§. = Sternalrippen. t. i. = trabecula intermedia.
V | == Vertebralrippen.
Abb. 79. Der M. abdominis externus bei
Chauna chavaria.
S. = Sternalrippen.
V. = Vertebralrippen.
24. == Min. intercostales externi.
Sternal- und Vertebralrippe hinzieht. Damit ist ein Herabsinken der ganzen Thoraxwand
über ein gewisses Maß hinaus unmöglich. In der Ausatmungsstellung wird die ganze Last
des Rumpfes ohne besonderen Energieaufwand durch diese zweite falsche Rippe und das
zur ersten echten Rippe hinziehende Band von der Wirbelsäule getragen. Es tritt also
eine mehr oder weniger vollkommene Ruhezeit für die Einatmungsmuskeln in der Exspirationsstellung
ein, was für die Arbeitsleistung dieser Muskeln von Wichtigkeit sein
muß.
Unter demselben Gesichtspunkt ist auch die eigentümliche Bildung der ersten Halsrippen
von Spheniscus demersus zu beurteilen (Abb. 77). Die erste falsche Rippe bildet