Zweiter Hauptteil. Die inneren Organe.
Die folgende Beschreibung der inneren Organe bezieht sich auf die Gattungen Aleu-
rodes u n d Trialeurodes. Wo außer den Größenunterschieden noch andere Verschiedenheiten
Vorkommen, ist dies ausdrücklich erwähnt.
A. Die Drüsen.
Die auffälligsten Drüsen des Aleurodinenkörpers sind die Wachsdrüsen; außer ihnen
haben wir noch die Speicheldrüsen und die Kittdrüse des Legeapparates zu behandeln.
I. Die Wachsdrüsen.
Während bei der Aleurodinen 1 a r v e Wachsdrüsen ausschließlich amKörperrand und
auf der Rückenfläche verteilt anzutreffen sind, liegen die imaginalen Wachsdrüsen, die
sich unter der Haut des letzten Larvenstadiums aus undifferenzierten Epidermispartien
herausbilden (W e b e r 1934), ventral am 3.—6. Hinterleihsring. Es handelt sich um t y p
i s c h e D r ü s e n p l a t t e n , deren Verteilung und Form oben bereits beschrieben und in
Tafelabb. 18 und 22 ahgebildet wurde. Der feinere Bau ist aus Tafelabb. 24 ersichtlich.
Die prismatischen Drüsenzellen (DrZ) bilden ein einschichtiges Pflasterepithel,
sie erscheinen, von der Fläche gesehen, 6eckig. Bei Aleurodes sind die Sechsecke
annähernd gleichseitig, bei Trialeurodes sind sie, wie Tafelabb. 22 zeigt,
in der Querrichtung in die Länge gezogen. Bei den Geschlechtern zeigen sich
keine Unterschiede der Umrißform. Die innere (basale) Fläche der Drüsenzellen
wölbt sich leicht nach der Leiheshöhle vor, eine Grundmembran
läßt sich nicht nachweisen. Der Zellkörper erscheint (Textahb. 8) bei jungen
Tieren von Sekretblasen angefüllt, nur der apikale, streifig differenzierte Teil
bleibt in der Regel frei. Bei älteren Tieren sind die Sekretblasen spärlich (Tafelabb.
24c), der streifig differenzierte Teil erstreckt sich weiter basalwärts
und die Zellen erscheinen insgesamt etwas niedriger. Die Form der Zellkerne,
die je ein deutliches Kernkörperchen enthalten, richtet sich nach der Form
der Zellen, hei Aleurodes sind die Kerne kugelig, bei Trialeurodes ovoid.
Die vollkommen ebenen Apikalflächen der Drüsenzellen werden von einer
Textabb. 8.
Wachsdrüsenzelle
eines jungen
Weibchens
von Aleurodes
brassicae im
Schnitt mit Sekretvakuolen.
Cuticula überzogen, die im Schnitt deutliche Streifenstruktur und feine, warzenförmige,
äußerst dicht stehende Fortsätze zeigt. Die letzteren sind, wie in der Flächenansicht erkennbar
ist, in regelmäßigen Reihen derart angeordnet, daß die gesamte Cuticula einer
Drüsenplatte ein durchlaufendes, außerordentlich regelmäßiges Muster von drei einander
überkreuzenden Schraffensystemen zeigt. Zur Funktion der Wachsdrüsen und der Verteilung
des Wachses s. W e b er 1931.
II. Die Kittdrüse des Legebohrers (KDr, Tafelabb. 25, 26).
Die unpaare Kittdrüse gibt sich durch eine cuticulare Intima zweifelsfrei als Hautdrüse
zu erkennen. Ihrem Bau nach stellt sie eine typische H o h l d r ü s e mit Sammelraum,
Ausflihrgang und Entladungsmechanismus dar.
1. Der Sammelraum (SR) ist birnenförmig, ihm sitzen die großen, fast kugelförmigen,
einander aber gegenseitig etwas abplattenden Dr ü s e n z e l l e n (KDrZ) in e i n e r Schicht
derart an, daß der Drüsenkörper insgesamt einer kugeligen Traube gleicht. Die Kerne
der Drüsenzellen liegen basa||>|hre Zellkörper werden größtenteils von einer Sekrethöhle
eingenommen (in Tafelabb. 26 weiß gelassen), das Plasma ist an den Rand gedrängt. Die
Intima des Sammelraums zeigt keine besonderen Strukturen, das Sekret diffundiert offenbar
trotz ihrer recht bedeutenden Dicke durch sie hindurch, wie das ja für die Hautdrüsen
der Insekten die Regel ist.
2. Am Ausgang des Sammelraums erweitert sich die Intima zuerst zu einem Chitinkragen
(Kr) und geht dann in den A u s f ü h r g a n g über, der zunächst eine Strecke weit
blasige Erweiterungen zeigt und daher perlschnurähnlich aussieht, dann aber glatt und
sehr eng wird, die unpaare Gonapophyse in ihrer ganzen Länge durchsetzt und auf ihrer
Spitze ausmündet. Bis in die Spitze hinein wird die Intima des Ausführgangs von einem
Epithelzylinder umgehen, erst in der äußersten Spitze verschwindet das Epithel (Tafelabbildung
20). An dem blasenförmig differenzierten Teil des Ausführgangs entlang laufen,
von dem Chitinkragen ausgehend, Längsmuskeln und bilden eine allmählich verstreichende
Muskelscheide (MSch) um den Gang. Der Sinn der blasenförmigen Erweiterungen ist offenbar
darin zu suchen, daß sie eine Verkürzung des Ausführgangs unter dem Druck der sich
kontrahierenden Längsmuskeln ermöglichen. Folge der Muskelkontraktion wird jedenfalls
die Entladung einer gewissen Menge Sekret aus der unpaaren Gonapophyse sein. Zellkragen,
Ausführgang und Muskelscheide bilden zusammen einen sinnreichen Spritzapparat,
der aus der unpaaren Gonapophyse eine Injektionsspritze macht. Die Ausgangslage wird
offenbar nach der E rschlaffung der Muskeln durch die eigene Elastizität der Intima wiederhergestellt.
3. Was die v e r g l e i c h e n d e Mo r p h o l o g i e der Kittdrüse anlangt, so ist sie mit
den bei vielen anderen Insekten vorkommenden meist als Kittdrüsen wirkenden, paarigen
ektodermalen Anhangsdrüsen des weiblichen Geschlechtsapparates nicht gleichzusetzen.
Sie mündet ja nicht, wie es hei jenen der Fall ist, in die ektodermalen Teile der Geschlechtswege,
sondern vielmehr auf einer Gonapophyse. Vergleichbar ist die Drüse dagegen
mit der ebenfalls unpaaren und kugeligen Drüse der Psyllinenweibchen, die allerdings
nicht auf der Spitze, sondern auf der Ventralfläche der unpaaren Gonapophyse ausmündet
und keinesfalls als Kittdrüse, sondern wahrscheinlich als Schmierdrüse gedeutet
werden kann. Di e s i s t e i n e r d e r we n i g e n P u n k t e , in d e n e n d i e A l e u r o d
i n e n e i n e a u f f ä l l i g e s p e z i f i s c h e E i g e n s c h a f t m i t d e n P s y l l i n e n
t ei l en. Ehe man daraus aber weitere Schlüsse zöge, müßte man zunächst genauere Kenntnis
über die drüsigen Teile des Geschlechtsapparates der Zikadenweibchen haben als wir
sie heute besitzen.