erlaubte den Schluß, daß die Infektion während des Versuchs erworben war. Da die betreffenden
Schnecken mit keinen anderen Trematoden-Eiern als solchen von 0 . felineus in
Berührung gekommen waren, so konnte der Cercarienbefall nur von letzteren herrühren.
Eine Bestätigung der Opisthorchis-Natur meiner Cercarien erbrachten die folgenden
Versuche, in denen zuerst Fische und dann mit diesen Katzen infiziert wurden. Die Fisch-
zwischenwirte fü r 0 . felineus sind nach Ciu r e a (1916) folgende Cypriniden: Aland (Idus
melanotus), Schleie (Tinea tinca), Karpfen (Cyprinus carpio), Barbe (Barbus barbus),
Brachse (Abramis brama), Blicke (Blicca björkna), Plötze (Leuciscus rutilus), und Rotfeder
(Scardinius erythrophthalmus). Aland und Schleie seien als Hauptzwischenwirte anzusehen.
Sie wurden deshalb in meinen Versuchen vorwiegend verwendet. Von Tinca tinca
standen mir 3—4 cm lange Jungfische der gewöhnlichen Grünschleie und etwas größere
Exemplare der Goldvarietät Tinca tinca var. chrysitis zur Verfügung. Sie w urden teils von
einer Fischzüchterei, teils von einer Berliner zoologischen Handlung bezogen und erwiesen
sich, wie wiederholt untersuchte Kontrolltiere zeigten, als frei von Metacercarien. Am ausgiebigsten
machte ich von der Goldorfe (Idus melanotus var. orfus), einer gelbroten Spiela
rt des Alands, Gebrauch. Sie stand mir in unbegrenzter Zahl aus einem Parkteich zur
Verfügung, der sich als schneckenfrei erwies. Infolgedessen fielen, wie zu erwarten, auch
alle Kontrolluntersuchungen auf Metacer carien, negativ aus. Wider Erwarten erwies sich
der gewöhnliche Goldfisch (Carassius auratus), der nach F au st und K h aw ein Zwischenwirt
für Clonorchis sinensis ist, als ungeeignet, Opisthorchis zu übertragen. (Über Versuche
mit dieser und anderen Fischarten wird weiter unten berichtet werden.) Die Schleien
und Goldorfen wurden in kleinen Glasgefäßen mit frisch geschlüpften Cercarien aus Bi-
thynia leachi zusammengebracht. Unter dem Präparier-Mikroskop konnte beobachtet
werden, wie die Cercarien in die Haut des Körpers und der Flossen eindrangen. Ein Teil
der Fische wurde in gewissen Zeitabständen untersucht, um die Einwanderung der
Larven, ihre Encystierung und Entwicklung zur reifen Metacercarie zu studieren. Die
anderen Fische dienten Infektionsversuchen an Katzen und anderen End wirten. Wie später
noch ausführlich dargestellt werden wird, dauerte die Entwicklung im Fisch bis zum Stadium
der infektionsfähigen Metacercarie knapp 6 Wochen. Stadien, die 5 Wochen a lt oder
jünger waren, führten zu keiner Infektion des Endwirtes.
Am 1. September 1932 fütterte ich zwei Katzen je mit der Hälfte einer Goldorfe, die
40 Tage vorher mit Cercarien infiziert worden war. Der Kot beider Katzen war vorher
mit Telemann-Anreicherung untersucht und frei von Opisthorc/m-Eiern befunden worden.
Die eine Katze wurde 11 Tage später geopfert. In den Gallengängen der Leber fanden sich
295 und in der Gallenblase vier junge 0. felineus von 1—2 V2 mm Länge. Die Fortpflanzungsorgane
waren schon wohlentwickelt und ein Teil der Würmer enthielt bereits einige
Eier in den oberen Abschnitten des Uterus. Die andere Katze begann etwa einen Monat
nach der Fischmahlzeit Opisthorchis-~Eiier auszuscheiden, zunächst spärlich, dann in großer
Zahl. Bei ihrer Tötung am 24. November 1932 sammelte ich aus der zerstückelten Leber
191 erwachsene Katzenleberegel. Damit w a r der Entwicklungskreis geschlossen und endgültig
erwiesen, daß die auf experimentellem Wege gewonnenen Sporocysten, Redien, Cercarien
und Metacercarien tatsächlich Stadien von 0 . felineus waren.
III. Morphologie und Biologie der einzelnen Entwicklungsstadien.
1. Das Opisthorchis-Ei.
Die Bier des Katzenleberegels sind bereits bei ihrer Ablage und schon kurz vorher,
wenn sie noch in den Kmhibsc.hnit.ten des Klerus lagern, reif, d. h. sie enthalten ein voll-
entwiekeltes Miracidium. Sie gelangen mit dem Gallenstrom durch den Ductus choledo-
ehus in den Darm und werden mit den Faeces entleert.
Das Opisthorchis-Bi (T. I, Abb. X und 2 a) ist schlank-oval und von gelblich-bräunlicher
Farbe. Seine Größe wird von B ra u n und von F au st und K h aw mit 30:11 y, von B a r -
k e r , B r u m m und B avlis mit 26—30 y : llS -1 5 y., und von R in d f l e is c h mit 25—35 y.
• 10— 15 y. angegeben. Von mir gefundene Werte stimmen am ehesten mit den Angaben
R in d f l e is c h s iiherein. Die Ausmessung von 60 lebensfrischen Eiern aus der Gallenblase
eines ostpreußischen Katers, dessen Leber ausschließlich mit O .felineus befallen war, ergab
eine Länge von 26,B®6,5 y., im Mittel 30,0 y. und eine größte Breite von :13,5-Bl6,0 y.,
im Mittel 14,6 y. Der Durchmesser in der Ebene der Deckelöffnung schwankte zwischen
6 und 9 y (Mittel 7,1 y). Ähnliche Werte brachte die Messung von 30 Opisf horch is Kiern
aus einem menschlichen Stuhle. Das Material stammte von einem Anwohner des Kurischen
Haffes und war in ’^ i g e m Formalin fixiert. Die Eilänge betrug in diesem Falle 25,5 bis
•'3,7 y (Mittel 29,4 y), die Breite 13,0—-jlft.S y (Mittel 14,1 y) und der Durchmesser der
Deekelöffnung 5,fM^p,0 y (Mittel 6,7 y).
Aus diesen Zahlen ergibt sich ein Breite-Länge-Yerhältnis von -gig- beim Katzenmaterial
bzw. -jgg- beim menschlichen. F a u st und K h aw (1927) haben auf die Bedeutung
dieser Proportion bei der Unterscheidung gewisser Opisthorchiiden- und Heterophyiden-
Eier aufmerksam gemacht. Bei Glonorchis- Und Metagonimus-Eiern betrage dieses Verhältnis
bei solchen von Opisthorchis und Metorchis yj- oder mehr.
Die Eischale ist bilateral-symmetrisch gebaut. Siegst auf einer Seite etwas abgeflacht,
so daß das auf der Seite liegende Ei (T. I, Abb. 2 a) unsymmetrische Umrisse aufweist. Eine
durch beide Eipole gelegte Längsachse teilt das Ei in 2 ungleiche Abschnitte, einen
kleineren mit wenig gewölbtem Umriß und einen größeren Abschnitt mit stärker gewölbter
Kontur. Wird das E i aus dieser Stellung um 90° gedreht, so erscheint es vollkommen
symmetrisch (T. I,Abb. lb ) . An der Asymmetrie nimmt auch die Trennungslinie zwischen
Schale und Deckel teil. Die Ebene der Deekelöffnung ist nämlich etwas nach der flacheren
Seite der Eischale zu geneigt. Infolgedessen steht die Deckelnaht bei seitlicher Betrachtung
des E ies nicht rechtwinkelig, sondern etwas schräg zur Längsachse des Eies (T. I, Abb. 2 a).