t e r e s i s t f ü r D ü n n d a rm s a f t n i c h t a n g r e i f b a r . Di e T r y p s i n w i r k u n g
e r f o l g t so r a s c h , d a ß d i e L a r v e n s c h o n d i c h t h i n t e r dem P y l o r u s
f r e i we r d e n . G e r a d e d i e s e s V e r h a l t e n i s t f ü r di e L a r v e l e b e n s n o t w
e n d i g , wi e im n ä c h s t e n A b s c h n i t t ü b e r di e Wa n d e r u n g z u r L e b e r
a u s g e f ü h r t wi rd. Da s ü b e r a u s r a s c h e , i n n e r h a l b e i n i g e r S e k u n d e n
e r f o l g e n d e Au s s c h l ü p f e n im D ü n n d a rm s a f t e w i r d e r s t d u r c h di e
v o r h e r i g e E i n w i r k u n g d e r Ma g e n s ä f t e e r m ö g l i c h t . D e r g a n z e
E x c y s t i e r u n g s p r o z e ß z e u g t v on e i n e r d e n k b a r f e i n e n A n p a s s u n g
de s C h e m i s m u s d e r P a r a s i t e n h ü l l e n a n d i e V e r d a u u n g s s t o f f e des
Wi r t e s s owi e a n di e we i t e r e n L e b e n s b e d ü r f n i s s e d e r La r v e .
Ve r h a l t e n u n d L e b e n s d a u e r a u s g e s c h l ü p f t e r Me t a c e r c a r i e n in
v i t r o : Die befreiten Larven führen lebhafte Kontraktionsbewegungen aus und haben
offensichtlich das Bestreben, sich mit ihren Saugnäpfen an festen Körpern anzuheften.
Glas scheint hierfür weniger geeignet zu sein wie organisches Material. In Ermangelung
einer natürlichen Unterlage heften sich die Larven gegenseitig aneinander fest und bilden
Klumpen, die sich nur unter großer Mühe mit der Präpariernadel trennen lassen. Eine
Abkühlung unter +10° C ha t indessen ein sofortiges Loslassen zur Folge (auf diese Weise
sind die in Abb. 35 photographierten Larven getrennt worden).
Bei dem gegenseitigen Festsaugen bringen sich die Larven manchmal tödliche Verletzungen bei. So beobachtete ich
z. B. mehrmals, daß die Körperwand und ein Teil der Exkretionsblase des Opfers so heftig in den kräftigen B. S. N. eingezogen
wurden, daß letztere nach außen perforierte und d ie Larve in wenigen Minuten einging. In ihrem Bestreben, Halt zu
fassen, ergreifen die Larven zuweilen sogar das eigene, nach vorn umgeschlagene Körperende und scheinen vorübergehend
nicht imstande zu sein, d ie einmal eingesaugte Körperpartie loszulassen.
Ciu r ea (1917) schreibt: „Die aus den Cysten herausgenommenen und in physiologischer
Kochsalzlösung gelegenen OpisthorcJmdew-Larven sind nur einige Stunden am
Leben zu erhalten.“ Ich möchte vermuten, daß diese Kurzlebigkeit der Larven darauf
beruht hat, daß Ciu r ea die Parasiten auf mechanischem Wege von ihren Hüllen befreit
hatte, eine Methode, die fast immer mit einer Verletzung oder inneren Quetschung der
Larven verbunden ist. Die kleinsten Läsionen führen zu einem raschen Absterben. Auf
natürlichem Wege durch Verdauungssäfte zum Ausschlüpfen gebrachte Larven konnte ich
in physiolog. Kochsalzlösung bei Zimmertemperatur tagelang bei +8° C sogar mehrere
Wochen am Leben erhalten. Die längste Lebensdauer, die ich unter diesen Umständen
beobachtete, betrug 21 Tage. Solche Larven scheiden mit der Zeit den granulösen Inhalt
ihrer Exkretionsblase aus und scheinen etwas an Größe abzunehmen.
b) Wa n d e r u n g z u r Lebe r .
Über den Wanderungsweg der OpisthorcTm-Metacercarie zur Leber liegen noch keine
eingehenden Beobachtungen vor. Nur C i u r e a (1917) h a t einige Angaben über den Sitz der
Larven 3, 10 und 24 Stunden nach einer infektiösen Mahlzeit gemacht. E r fand 3 Stunden
nach der Fütterung des Versuchstieres, abgesehen von einigen isolierten Cysten im Magen,
2 freie Larven im Darminhalte und 6 junge Opisthorchiiden (0. felineus und Pseud-
amphistomum danubiense) in der Gallenblase, während die Leber noch frei war. 10 Stunden
nach der Infektion sammelte C i u r e a 13 Larven beider Arten aus der Gallenblase und
1 Exemplar aus der Leber; im Darminhalte wurde keine Larve angetroffen. „Damit ist
erwiesen, daß 10 Stunden nach der Fütterung alle 0 pisthorchiiden-Larven, die im verzehrten
Fischfleische vorhanden waren, in der Gallenblase angelangt sind, und daß die
Wanderung dieser Larven von der Gallenblase nach den Gallengängen der Leber schon
begonnen hat.“ 24 Stunden nach der Infektion war der größte Teil der Larven schon in
der Leber angesiedelt. C i u r e a hat keine Schlüsse auf den eigentlichen Wanderungsweg
aus seinen Beobachtungen gezogen, die hierzu wohl auch kaum ausreichend sind. Wanderungsversuche
versprechen im allgemeinen nur dann ein klares Resultat, wenn es möglich
ist, sehr starke Infektionen auf einmal zu setzen. Infolgedessen sind natürlich-infizierte
Fische mit ihrem für gewöhnlich schwachen Opistk orchis-Bef all hierzu wenig geeignet;
dagegen boten mir meine Versuchsfische mit starker experimenteller Infektion die
Möglichkeit, einmalig große Cystenmengen in einer relativ kleinen Fischmahlzeit zu
verabreichen.
Bei der Wanderung von Wurmlarven vom Darm nach der Leber sind von vornherein
d r e i H a u p t s t r a ß e n naturgegeben. 1. d e r W e g d u r c h di e Ga l l e n g ä n g e ,
2. d u r c h d a s P f o r t a d e r s y s t em und 3. d u r c h di e f r e i e B a u c h h ö h l e n a ch
D u r c h b r u c h d e r Da r m wa n d . W eichen von diesen Wegen schlägt nun die Opisthor-
chis-Larve ein? Um diese Frage zu entscheiden, habe ich mehrere Wanderungsversuche
an Katzen angestellt.
M e t h o d i k : Die Versuchstiere bekamen, nachdem sie mindestens 12 Stunden vorher gehungert hatten, Fischfleisch
vorgesetzt, das eine bestimmte Menge reifer Opisthorchis-Cysten. enthielt. Wurde das ganze Quantum nicht sofort spontan
gefressen, so wurde es den Tieren in den Rachen geschoben. Die Cystenmenge bestimmte ich dadurch, daß ich den ganzen
Fisch fein hackte und dann nach gründlicher Durchmischung mehrere abgewogene Proben unter dem Mikroskop auszählte.
Keines der Versuchstiere zeigte Erbrechen. Je eine Katze wurde 2'.%, 5, 10 und 20 Stunden nach der Mahlzeit durch Chloroform
Narkose getötet. Nach Eröffnung der Bauchdecken wurde die Leibeshöhle ca. 6—8mal sorgfältig mit physiologischer
Kochsalzlösung ausgespült und das abgesaugte Spülwasser in Meßzylindern gesammelt. Dann eröffnete ich die Pfortaderwurzel,
so daß das Blut aus den Mesenterialgefäßen und rückläufig aus den Pfortaderästen der Leber in die Leibeshöhle
floß, die gleichzeitig mit einer Lösung von Natrium citricum versetzt wurde. Dieses Blutgemisch wurde ebenfalls abgesaugt
und zur Weiteruntersuchung aufbewahrt. Nun nahm ich nach doppelter Unterbindung der beiden Enden den Magen heraus
und darauf den ganzen Dünndarm mitsamt der anhängenden Leber. Die obersten 15 cm des Dünndarms wurden nach
doppelter Ligatur abgetrennt. Dieses Stück ist in meinen Protokollen als „Duodenum“ bezeichnet. Der übrige Dünndarm
wurde in eine obere und untere Hälfte geteilt und getrennt untersucht. Nun unterband ich den Ductus choledochus unmittelbar
an seiner Austrittsstelle aus dem Darm und an seinem gegenüberliegenden Ende, ferner den Ductus cysticus und
D. hepaticus an ihren Eintrittsstellen in den gemeinsamen Gallengang. Die aus dem Ductus hepaticus hervorgehenden Äste
wurden unmittelbar an ihrer Eintrittstelle ins Lebergewebe abgebunden. Nach Herauslösen der unverletzten Gallenblase aus
ihrem Leberbette wurden darauf die einzelnen Abschnitte der unteren Gallengänge auseinandergeschnitten, so daß ich
1. den D. choledochus, 2. die Gallenblase mit dem D. cysticus und 3. den D. hepaticus mit seinen freien Ästen getrennt
untersuchen konnte. Die einzelnen Abschnitte wurden dann mit einer feinen Schere aufgeschnitten und die Schleimhaut
darauf noch mit der Kante eines Objektträgers abgeschabt, so daß praktisch keine im Lumen sitzende Larve der Beobachtung
entgehen konnte. Der Leber wurde nach Feststellung ihres Gesamtgewichtes ein kleines Stück aus der Basis des rechten
Lappens entnommen und für histologische Zwecke fixiert. Der Rest wurde entsprechend dem Verlaufe der Hauptgallengänge
in mehrere Teile zerlegt. Durch Streichen mit den Fingern in der Richtung nach der Basis wurde der Inhalt der Gallengänge
ausgequetscht und in einer Glasschale mit NaCl-Lösung abgespült. Darauf wurde durch einen senkrecht zu den
Gallengängen geführten Scherenschnitt eine dünne Leberscheibe abgetragen und der restliche Teil abermals gequetscht
und abgespült. Dieser Vorgang wurde solange wiederholt, bis alle Leberteile ausgepreßt und in dünne Scheiben zerlegt
waren. Das Spülwasser wurde dann nach dem Herausfischen der Leberscheiben in einen Meßzylinder gefüllt und das
Sediment durch wiederholten Flüssigkeitswechsel solange gereinigt, bis ein klarer Bodensatz vorhanden war. Die durch
ihre lebhaften Bewegungen sofort ins Auge fallenden Larven ließen sich ohne Schwierigkeit aus dem portionsweise untersuchten
Sediment herauspipettieren. Mit dieser Methode gelingt e s praktisch, alle erwachsenen Trematoden aus einer Leber
ednzusammeln (auch Schistosomen lassen sich auf d iese Weise unschwer aus der Leber gewinnen). Von den kleineren
Opisthorchis-Jugendformen blieb dagegen ein Teil in den Leberscheiben sitzen, konnte aber wenigstens teilweise durch eine
Nachbehandlung mit der Gaze-Anreicherungsmethode gewonnen werden, die F ü l l e b o r n (1925) zur Anreicherung von
Nematodenlarven angegeben hat. Die bei 37° sehr beweglichen Larven fielen genau wie Nematodenlarven aus der feingehackten
Lebermasse durch die Maschen der Gaze hindurch. Freilich dürfte auch hierbei noch ein kleiner Teil der Larven
im Gewebe Zurückbleiben. Der durch die Gaze mit hindurchgegangene Organdetritus wurde, um die Auffindung der Larven
zu erleichtern, 10 Minuten mit Hundedarmsaft verdaut, ohne daß die Parasiten hierdurch nennenswert geschädigt
wurden. Die Zahl der durch Gazeanreicherung isolierten Larven betrug ungefähr die Hälfte der durch die vorausgehende
Quetschung gewonnenen. Beide Mengen zusammen ergaben die Gesamtzahl der in der Leber wiedergefundenen Larven. (Das