Se ite
Vergleich der A tem m u sk e lg ew ich te ............................................................. 46
b) Die Atembewegungen beim Flug 50
1. Die bisherigen T h e o r i e n ....................................................................................50
2. Die eigenen E xpe rimente....................................................................................54
T h o r a x b ew e g u n g ...................................................................................................*4
Coracoidbewegung ............................................................................................*6
Allseitige Erweiterung des R u m p f e s ............................................................. 57
3. Ablauf der Atembewegungen beim R u d e r f lu g ....................................... 58
Einfluß des Flügelschlages auf d ie A tm u n g ...............................................59
Die Atemmuskeln ..................................................................................
Verallgemeinerung der E r g e b n i s s e .....................................................
4. Segelflug und A t m u n g ...........................................................................
5. Singen beim F l u g e ...................................................................................
g c h l u ß ...............................................................................................................................................64
Z u sam m en fa s su n g .................................................................................................................
N a c h t r a g ............................................ 67
L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s .........................................................................................................
Einleitung.
Eine seit alters bestaunte Leistung des tierischen Organismus ist der Flug der Vögel.
Der dazu erforderliche Kraftaufwand setzt einen ungemein lebhaften Stoffwechsel voraus,
der sich außer in der Herztätigkeit in der Größe der Lungenventilation am auffälligsten
wider spiegeln muß.
P r o b l ems t e l l u n g : Es setzt deshalb in E rstaunen, daß B a e r (1896) zu der Annahme
kommt, der Vogel führe beim Fliegen keine starken Thoraxbewegungen aus, sondern es
bleibe im Gegenteil der Brustkorb vollständig unbewegt, und es finde nur durch den Flügelschlag
eine Ventilation der Luftsäcke in der Umgebung des Schultergelenkes statt. Da durch
diese Bewegung nur ein kleiner Teil des Luftsacksystems in Tätigkeit gesetzt wird, so ist es
fraglich, ob diese Anschauung, die rein spekulativ gewonnen wurde, dem einfachsten
physiologischen Gesetz standhält, daß große Leistungen großen Stoffumsatz bedingen.
Aber B a e r s Theorie ha t in fast allen Lehrbüchern, in physiologischen und vergleichend
anatomischen Werken Eingang gefunden. Zwar hat es nicht an Kritikern gefehlt.
R. H e s s e (1910) h a t B a e r s Theorie abgeändert und gesagt: „daß von Zeit zu Zeit Luft aus
den Säcken entleert wird, und dies geschieht wohl durch Zusammenziehung der Bauchmuskeln;
direkte Beobachtungen darüber liegen nicht vor“. Auch B e t h e (1925) kann B a e r s
Theorie nicht beistimmen: „Ehe nicht ein sicherer Beweis dafür geliefert ist, daß
aktive Atembewegungen beim Fluge fehlen, wird man das Wahrscheinlichere annehmen,
daß nämlich die normalen Atembewegungen weitergehen.“
Experimentelle Untersuchungen hat nach dem Erscheinen der BAERschen Arbeit erst
G r o e b b e l s (1932) angestellt, wobei er B a e r s Annahme widerlegen und eine Bewegung des
Thorax beim Fluge nachweisen konnte. Aber seine darauf aufgebaute physiologische Theorie
kann nicht mit der Myologie in Einklang gebracht werden und widerspricht dem Bewegungsablauf
in den Rippengelenken.
Man sieht also, daß von einer Lösung des Problems: Flug und Atmung immer noch
keine Rede sein kann. Deshalb habe ich versucht, auf Grund neuer Methoden diesen Schwierigkeiten
beizukommen und war beim Abschluß meiner Untersuchungen nicht wenig erfreut,
von anderer Seite theoretisch Forderungen aufgestellt zu sehen, die durch meine Ergebnisse
befriedigt werden: B e erens (1932) sagt, im Fluge müsse eine höhere Atemfrequenz
auftreten als in der Ruhe, und D o t t e rw e ic h (1933) schließt auf Grund seiner Rußversuche,
„daß die Ventilationsbewegungen des Fluges nicht prinzipiell anders zu verlaufen scheinen
als in der Ruhe“.
Herr Prof. Dr. S t r e s e m a n n , Kustos der ornithologischen Abteilung des Zoologischen Museums Berlin, machte mich auf
die Unzulänglichkeit unserer Vorstellung über den Ablauf der Atembewegung der Vögel aufmerksam; ich verdanke ihm
Problemstellung und Anregung zu dieser Arbeit. Es ist mir deshalb ein inneres Bedürfnis, hierfür meinen besten Dank auszusprechen.
Ich habe Herrn Prof. Dr. S t r e s e m a n n ebenso zu danken für die dauernde Förderung und ausgiebigste Unter-
Zoologica, Heft 88. 1