Muskel an den verschiedenen Atmungsbewegungen beteiligt ist, sollen die nun folgenden
experimentellen Untersuchungen ergeben. Hier sei nur noch die Feststellung gemacht, daß
die so gute Sicherung der Atmungsbewegung und die so komplizierte Anordnung der Muskeln
einen Rückschluß auf die große Bedeutung des lebenswichtigen Atmungsprozesses zuläßt.
B. Experimentelle Untersuchungen.
In dem einleitenden Grundversuch war gezeigt worden, daß die Erweiterung des Rumpfes
eine Relativbewegung ist; entweder hebt sich dabei der Rücken oder aber die Bauchfläche
des Körpers wird gesenkt. Es bleibt nun als Aufgabe festzustellen, ob auch die
Atembewegungen so erfolgen, und wie dabei im einzelnen die Knochenbewegungen vor sich
gehen.
D a s E x p e r ime n t . Es wurden zu diesem Zweck Metallklammern angefertigt, die
an Hand von Skeletten für die einzelnen Knochen genau passend zugefeilt wurden. An die
Klammern waren Metallstifte angelötet, an denen später die einzelnen Instrumente durch
Schrauben befestigt werden konnten. In dieser Weise wurde je eine Klammer für die Cora-
coide, je eine fü r die Furculae, eine Klammer für die vordere Spitze und eine für das hintere
Ende des Sternums angefertigt. Das Becken erhielt eine Doppelklammer, und schließlich
konnte an die Processus spinosi der Brustwirbel ebenfalls eine entsprechende Klammer angebracht
werden. Diese Klammern wurden einer Taube operativ eingesetzt und zwar so,
daß die Stifte etwa V2 cm aus der Haut nach außen herausragten. Nach einigen Tagen wurden
an die hervorragenden Stifte Drähte befestigt und so gegeneinander gelegt, daß die
Bewegung der Knochen zu erkennen war. Da es sich herausstellte, daß die Furcula am
dorsalen Ende die Bewegung der Coracoide im ganzen mitmachte, wurde von der weiteren
Untersuchung der Bewegung dieses Knochens Abstand genommen.
Die visuell auf diese Weise erkannten Bewegungen sollten nunmehr graphisch auf-
getragen werden, um einen genauen Bewegungsablauf zu erhalten, um die zeitlichen Anfangs
und Endpunkte zu erkennen und um schließlich etwas über die absolute Größe der
Bewegung aussagen zu können.
„ S c h i e f e E b e n e . “
Deshalb wurde eine Apparatur zusammengestellt, die als Versuchsanordnung: „Schiefe
Ebene“ bezeichnet werden soll. Es handelt sich dabei um einen Holzapparat (Abb. 44),
dessen wichtigster Teil die schiefe Ebene ist, eine Gleitbahn (a), auf der sich ein Schlitten
(b) bewegen läßt. Durch die doppelte Holzsäule (c) konnte mit Hilfe von Klammerschrauben
die Neigung der schiefen Ebene von wenigen Graden bis fast 90 gegenüber
der Horizontalen eingestellt werden. In einer Schiene war der Schlitten so befestigt, daß
bei jeder Neigung ein fester Halt gewährleistet war, aber trotzdem ein Herabgleiten des
Schlittens nicht gehindert wurde. Das Herabgleiten wurde durch einen Rotationsapparat
(d) reguliert, dessen Umdrehungszahl geändert werden konnte. Ein feiner Kupferdraht
verband, über zwei Rollen laufend, Rotationsapparat und Schlitten. Der Draht ließ keine
elastische Federung zu; dadurch wurde eine einwandfreie Übertragung der Geschwindigkeit
des Rotationsapparates gewährleistet. Der Schlitten trug eine leicht auswechselbare
Spiegelglasscheibe (e), von der Größe 50 x 25 cm. Die Länge der Gleitschiene war etwas
Abb. 46. Die Bewegungskurven d e r Thoraxknochen d e r ruhig stehenden Taube.
Becken.
Brustwirbel
H 'J |
f r
h in tere s
Sternumende
vorde res ^fieben*Ausatmung
Ste rnumende
S e n k en sEinatmung
. '■ • V. - • . . : -
■ ' ¡ g l p f -----------■ '
Abb. 47. Ausschnitt aus Abb. 46 in n a tü rlich e r Größe. Abb. 48. Die Kurven von Abb. 47 sind auf
gleichen Anfangspunkt gebracht.