praktisch immer gleich dem umgebenden äußeren Wasserdruck sein. Gegen den Erklärungsversuch
von G r o e b b e l s spricht auch, daß nichttauchende Vögel, wie Apteryx, wohlentwickelte
lange Processus besitzen, während bei Aptenodytes die Verbindung der Processus
mit den Rippen ligamentos bleibt ( B e h r e n s , 1880).
Man ist daher gezwungen, von dieser Anschauung Abstand zu nehmen. Die Bildung
eines Knochenfortsatzes ist gewöhnlich eine Reaktion auf den Zug eines Muskels. Der anatomische
Bau der Processus zeigt, daß sie eingestellt sind auf einen Zug, der in R ichtung der
Fläche der Thoraxwand ausgeübt wird. Diesen Zug aber üben die Atemmuskeln aus. Der
genaue physikalisch-mathematische Beweis wird im myologischen Teil an der entsprechenden
Stelle durchgeführt. Hier sei nur erwähnt, daß diese Anschauung schon früher ausgesprochen
und die eigentliche Bedeutung der Processus erkannt worden ist, aber, wenn
auch einige Male wieder erwähnt, doch keinen Eingang in die Vorstellungen der späteren
Forscher gefunden hat. Schon 1810 weist C u v i e r auf i h r e Bedeutung hin und schreibt: „De
plus, la plus grande partie des cotes vraies ont ä leur portion vertébrale une grande apo-
physe oblique qui passe sur la cöte suivante, renforce ainsi la cage pectorale et fournit
d’ailleurs attache ä des muscles qui donnent plus de force ä ses mouvements.“ M e c k e l
schreibt 1825: „Hauptbestimmung der Rippenanhänge ist also wohl unstreitig die Vergrößerung
der Ursprungsfläche dieser Muskeln“ (der äußeren Zwischenrippenmuskeln).
Schließlich sei C o u e s (1867) angeführt: „While each is thus firmly and unyieldingly connected
with its own rib, it is enabled to assist the intercostal muscles proper in drawing the
succeeding rib towards itself, these slips collectively thus exerting no slight force in the
respiratory movements of the thorax.“
Von den Wi r b e l n ist nur so viel zu sagen, daß ihr Verband mit Ausnahme der
Halswirbel eine ziemlich starre Säule darstellt. Durch die mehr oder weniger weit vorgeschrittene
Ossifikation der Ligamente zwischen den Wirbeln ist eine feste Stütze entstanden,
von der durch Vermittlung der Rippen das gesamte Gewicht des Vogelrumpfes
getragen wird. Die Wirbelsäule selbst wieder wird von dem Becken und den Beinen
gehalten.
Das Be c k e n hat insofern eine Bedeutung fü r die Atembewegung, als es die Verschiebung
des Rückens mitmacht, wenn sich die Wirbelsäule bei feststehendem Sternum bewegt.
Da die Luftsäcke sich unter dem Becken bis zu den Schwanzwirbeln hinziehen, so gehört
eine Abstandsänderung zwischen Becken und Sternum mit zur Atemmechanik. Das Becken
ha t außerdem die Aufgabe, als Ansatzpunkt der Muskeln zu dienen, die an der letzten
Rippe und am caudalen Ende des Sternums inserieren. Dadurch ist seine Bedeutung für
die Thoraxbewegung gegeben. Es ist noch für die Mechanik der Rippen zu beachten, daß
das Becken schmäler ist als der Breitenabstand der letzten Rippen. Eine Verbindung
vom Becken zu diesen Rippen muß also immer so wirken, daß bei der Erweiterung des
Thorax die letzten Rippen ein geringeres Auseinanderweichen zeigen als die weiter vorliegenden.
Deshalb wird die Rippenbewegung ihren deutlichsten Ausschlag an den mittleren
Rippen zeigen. Es sei noch hinzugefügt, daß diese Rippen durchweg am stärksten
sind, die sicherste Articulation und die längsten Processus uncinati besitzen.
Die freien S c hw a n z w i r b e l sind wohl bei jedem Vogel allseitig beweglich. Es war
schon gezeigt, daß unter dem Schwanz sich ebenfalls der abdominale Luftsack hinzieht.
Ein Aufwärtsbewegen der Schwanzwirbelsäule muß deshalb eine Vergrößerung des Abdominalraumes
bewirken. Kleinvögel (besonders Kolibris) nützen diese Möglichkeit für die Ventilation
aus, indem sie beim Sitzen den Schwanz im Rhythmus der Atmung bewegen. Da