Bei den nun folgenden Untersuchungen beschränkt sich die Darstellung auf die Kra ftwirkungen
der Mm. intercostales externi. Auf die Mm. intercostales interni fände dasselbe
im umgekehrten Sinne Anwendung, wobei allerdings die Untersuchungen über die Processus
uncinati unberücksichtigt bleiben müssen.
In Abbildung 27 seien AA' und BB' zwei Rippen, die um A und B, deren Verbindung
die Wirbelsäule darstellt, in der Zeichnungsebene beweglich sein sollen. Pi P 2 sei eine Faser
Abb. 21.
4., 5., 6. Rippe von
Chauna chavaría.
Abb. 22.
2., 3., 4. Rippe von
Opisthocomus hoazin.
Abb. 23.
1., 2. Rippe von
Nyclicorax violaceus.
Abb. 24.
, 4. Rippe von
Columba.
Abb. 25. Abb. 26.
3., 4., 5. Rippe von 3., 4. Rippe von
Colymbus imber. Spheniscus demersus.
der Mm. intercostales externi. Der Muskel sei gespannt, und es sollen die Kräfte untersucht
werden, die der Muskel auf die Punkte Pi und P 2 und damit auf die Rippen ausübt. Die
Rippe BB' sei zunächst als feststehend angesehen. Durch die Kra ft k tritt nun in A ein Drehmoment
auf von der Größe #A*=; ak sin a. Zerlegt man k in die Komponenten ki und k2, k2
in Richtung A'A und ki senkrecht dazu, so erhält man ein Drehmoment von der Größe
# A = aki, das die hintere Rippe AA' nach vorne zu drehen sucht, während sich die Kraft
k2 als Druck auf das Gelenk A in Richtung der Rippe A'A auswirkt. Die beiden Drehmomente
sind einander gleich, da ki = k sin a.—Die Muskelfaser (Abb. 28) wirkt aber nun
auch auf die vordere Rippe BB', und zwar mit einem Drehmoment # B = — bk sin ß. Voraussetzung
sei in diesem Falle, daß AA' feststeht. Durch Zerlegung der Kraft - k tritt ein Drehmoment
# B= ^ b k i auf, da die andere Kraftkomponente eine Zugkraft auf die Rippe BB' ausübt
und deshalb auch wieder für die Bewegung der Rippe verloren geht. Das Drehmoment
—bki greift in B an und sucht die Rippe BB nach hinten zu drehen. Bei Vergleich der beiden
Drehmomente zeigt sich, daß #A größer ist als #B, daa> b. Dasselbe ergibt ein Vergleich
der beiden Ausdrücke # A = a • k • sin a und # B= ’— b • k • sin ß. Da <£ a = ß, unterscheiden sich
die Ausdrücke ihrer absoluten Größe nach nur durch die Faktoren a und b.
Abb. 30. Die Bedeutung d e r Processus un cinati
fü r d ie Kraftwirkung d e r Mm. in te rcostales
exte rni.
Abb. 31. Die Bedeutung des v erschiedenen
Muskelansatzes an d e r
h in te re n Rippe fü r d ie Rippenbewegung.
Abb. 32. Die Bedeutung des verschiedenen
Muskelansatzes am Processus uncinatus
fü r d ie Rippenbewegung.
Die folgende Zeichnung (Abb. 29) soll verdeutlichen, wie die Wirkungsweise der Mm.
intercostales externi auf eine Rippe sich ergibt, wenn sieh die Rippe zwischen zwei Mm.
intercostales externi befindet. Der Verlauf der Muskelfasern zwischen den Rippen sei parallel
und der Ansatz in gleicher Höhe. Von P '2 aus entsteht in A2 ein Drehmoment von der
Größe #1 = ak sin a, von P 2 aus ein anderes von der Größe #2 = — bk sin ß. Danach wirkt
auf A2 insgesamt# = ak sin a—bk sin ß. Nach Zerlegung in Komponenten ist # j|g j a k i — bki
oder # = k i ( a—b). Das also ist die resultierende Größe des Drehmoments, die durch die
Mm. intercostales externi auf jede Rippe ausgeübt wird. Sie ist positiv und dreht die
Rippen nach vorne. Man sieht leicht ein, daß # um so größer wird, je größer die Differenz
zwischen a und b ist, d. h. je weiter die Ansatzpunkte der Muskeln auseinander rücken.
Dasselbe Resultat ergab sich auf Grund der oben angeführten Kurven. Die Größe k ändert
sich nur durch Dickenwachstum des Muskels.