6. Der Raum, der vom Epipharynx nach vorn, von der Hypopharynxspitze nach
hinten, von den Laminae mandibulares und den maxillaren Stechborsten nach den Seiten
abgegrenzt ist und der durch die Mundknöpfe in sich so gefestigt ist, daß von seinen
Wänden nur die durch die Maxillarborsten gebildeten Teile Eigenbewegungen auszuführen
imstande sind, muß im Sinne meiner an B u r g e s s und E idm a n n anschließenden Definition
(1933) als Mundhöhle (MH) bezeichnet werden. Von einer Präoralhöhle kann wegen des
Zusammenschlusses der Stechborsten und der sie umgebenden Teile kaum die Rede sein.
Indem Hypopharynx, Epipharynx und Laminae mandibulares verwachsen und zu einer
Röhre zusammentreten, bilden sie, dicht oberhalb der Mundknöpfe beginnend, den Anfangsteil
des Darmkanals, den ich Mundpumpe (MP) oder V o r d e r p h a r y n x nenne*).
Der Boden der Mundpumpe ist stark skierotisiert und trogförmig, das elastische Da.ch
senkt sich in den Boden hinein und kann von Dilatatoren (m. dil.), die serial hintereinander
vom Postclypeus entspringen, vom Boden abgehoben werden, wobei der für das
Saugen nötige Unterdrück entsteht. Die Einzelheiten, die im wesentlichen gleich sind wie
hei den Psyllinen, entnehme man den Tafelabb. 1—3 und 5. Der H i n t e r p h a r y n x (Ph),
der allmählich in den einfach röhrenförmigen O e s o p h a g u s übergeht und über den
Querarm des Tentoriums wegzieht, besitzt keine Dilatatoren, aber, wie Tafelabb. 2 a zeigt,
eine ausgeprägte Ringmuskulatur.
7. Das Tentorium besteht, wie bei den Homopteren gewöhnlich, aus einem bockartigen,
4beinigen Gestell, dessen Beine a u s je e in em P a a r von Vorder-und Hinterarmen
bestehen und von einem Querarm zusammengehalten werden. Die V o r d e r a rm e (Ttv,
Tafelabb. 1) entspringen mit sehr breiter Basis von der Randleiste des Postclypeus, werden
rasch schlank und streben dorsalwärts und nach hinten, wo sie sich mit den H i n t e r a
r m e n (Tth) vereinen. Wie Tafelabb. 2 zeigt, entspringen diese Hinterarme als platte
Gebilde von der Stelle, wo die Basen der Laminae maxillares mit dem Hypopharynx Z u sammenstößen.
Seitlich grenzen an sie unmittelbar membranöse Streifen, die zu den Post-
genae hinübergehen und deren skierotisierte Ränder (R) einerseits mit dem Tentorium
verschmelzen, andererseits mit der Postoccipitalleiste (poc. L) Verbindung aufnehmen.
Von den Stellen, wo die Vorder- und die Hinterarme und diese Randleisten verschmelzen,
erhebt sich als teilweise verbreiterter Bogen der Qu e r a rm des Tentoriums (Ttq). Das
.ganze Tentorium ist weniger umfangreich und vor allem weniger in die Breite entwickelt
als das der anderen Homopteren. Sogar das Tentorium der Aleurodinenlarven entspricht
mehr dem Typus (W e b e r 1934) und erfährt die Verschmälerung und die Abflachung der
paarigen Arme erst bei der Umbildung zur Imago.
8. Die Bewegungen, die das Stechborstenbündel beim Stich in das Pflanzengewebe
und beim Rückzug ausführt, werden im Gegensatz zu den Angaben von H a r g r e a v e s dadurch
ermöglicht, daß an den Stechborstenhasen, bzw. an den Artikulationshebeln Muskeln
(Pro- und Retraktoren) angreifen, deren Zahl und Verteilung aus den Tafelabb. 1,
2, 4, 5 und der Textabb. 3 hervorgehen.
m. protr. mand., der Protraktor der mandibularen Stechborste, entspringt an der Lateralwand
der Lamina mandibularis und greift an dem gebogenen dorsalen Arm des mandibularen
Artikulationshebels Hi derart an, daß er die Borste sehr wirksam vorstoßen
kann. E r gleicht also dem homologen Muskel der Aphiden und Cocciden (Textabb. 3 c, d),
*) Snodgrass bezeichnet das, was ich Mundhöhle nenne, den Raum zwischen Hypo- und Epipharynx, als Präoralhöhle
und nennt das geschlossene Rohr, von dem Dilatatoren an den Clypeus gehen und das ich im Anschluß an Eidmann Vorderpharynx
nenne, Mundhöhle.
der ebenfalls an dem allerdings einfachen Artikulationshebel ansetzt. Bei den Psyllinen,
wo der Hebel fehlt, setzt der Muskel an der Borste selbst an und diese wird sozusagen als
Ersatz fü r den fehlenden Hebel durch einen eigenen Muskel (m. add., Textabb. 3 b), der
allen anderen Homopteren fehlt, an der Mundpumpe befestigt.
m. protr. max. Der Protraktor der maxillaren Stechborste entspringt an der Seitenwand
der Lamina maxillaris und greift an der Stechborste selbst an. Dasselbe Verhalten
zeigt er auch bei allen anderen Homopteren, nu r bei den Psyllinen greift er etwas auf den
Artikulationshehel über.
m. retr. mand. Der Refraktor der mandibularen Stechborste entspringt am Vorderarm
des Tentoriums (Textabb. 1) und greift, genau wie das auch bei den anderen Gruppen
der Fall ist, an der Basis der Mandibularborste selbst an.
m. retr. max. Der Refraktor der maxillaren Stechborste zerfällt in drei Züge. Einer
davon (m. retr. max\) entspringt an dem verbreiterten Teil des Querarms des Tentoriums
Psylla
Textabb. 3. Schemata zur vergleichenden Morphologie der Stechborstenmuskulatur. Links ist jeweils die Mandibularborste
mit ihren Muskeln dargestellt, rechts die Maxillarborste. Die angrenzenden Skelett-Teile sind ebenfalls wieder gegeben.
Abkürzungen s. S. 65.
Pseudococcus
und geht zur medialen Seite des Chitinfortsatzes (Chf) an die Basis der Maxillarborste
(Tafelabb. 4 b). An der anderen Seite dieses Fortsatzes greift der zweite Zug (m. retr.
maxi) an, der aber viel länger ist als der erste und seine Ursprungsstelle am Scheitel