III. Die Speicheldrüsen (Textabb. 9).
Der Speichelapparat der Aleurodinen besteht aus zwei Paaren von Speicheldrüsen,
ihren Ausführgängen und der bereits auf S. 7 beschriebenen Speichelpumpe. Die Zahl der
Drüsen entspricht dem für die Hemipteren im allgemeinen gültigen Typus. Der Speichelapparat
gleicht besonders dem der Aphidinen (Textabb. 9 b) und unterscheidet sich sehr
deutlich von dem der Psyllinen, bei denen nach B r it ta in nur e in P a a r von Speichel-
drüsen vorhanden ist.
1. Die S p e i c h e l d r ü s e n liegen im Thorax und sind ovoid von Form, werden aber
durch die umgebenden Organe, besonders die Flugmuskeln, vielfach etwas deformiert. Das
hintere, erheblich größere Drüsenpaar reicht ziemlich weit in den Mesothorax hinein. Es
kann als Hinterlappen oder Hauptdrüse bezeichnet
werden (Textabb. 9 a, Tafelabb. 22, SpDr2). Das vordere,
kleinere Paar, der Vorderlappen oder die
Nebendrüse (SpDri) liegt im Prothorax und preß®
sieh meist eng an das Vorderende des Hinterlappens.
Beide Drüsen bestehen aus gleichartigen,
ziemlich umfangreichen Drüsenzellen, die um einen
Mittelgang geordnet und von einer feinen Hülle
(Tuniea propria) zusammengehalten sind. Die abweichend
geformten und sich färbenden Deckzellen
des Hinterlappens von Aphis, die ich 1928 beschrieb
(Textabb. 9 b, DZ), Sind bei den Aleurodinen
nicht festzustellen, die Drüsenzellen verhalten
sich hinsichtlich ihrer von der Sekretionsphase abhängigen
färberischen Beaktion und ihres Sekretionstyps
sämtlich wie die Hauptzellen der Speicheldrüsen
von Aphis (HZ): Im Lauf der Sekretbildung
wandelt sich die färberische Beaktion des
Piasmas, die verschiedenen Sekretionsstufen sind
stets nebeneinander vorhanden, die einzelnen Zellen
erscheinen daher z. B. im Hämatoxylin-Eosin-
P räp a ra t teils deutlich rot, teils mehr oder weniger
violett (Textabb. 9 a, rechts). Die Größenunterschiede
zwischen den Zellen des Vorder- und Hinterlappens,
die bei den Larven noch deutlich sind
(W e b e r 1934), sind bei der Imago ausgeglichen.
2. Der kleinzellige Mittelgang, um den sich die
Drüsenzellen des Hinterlappens ordnen, läuft in
den ziemlich dicken, aber englumigen (paarigen)
A u s f ü h r g a n g (AG) aus. Dieser nimmt den ku rzen
Textabb. 9 . Speichelapparat von a) Trialeurodes
vap. b) Aphis fa bae, geflügeltes Weibchen, n.
W e b e r 1 9 2 8 . AG-Ausführgang, DZ-Deckzellen, HZ-
Hauptzellen, SpDrt, 2-Vorder- und Hinterlappen,
VG-Ausführgang des Vorderlappens. In a) sind die
Drüsen rechts längsgeschnitten und die Zellen nach
dem gefärbten Präparat dargestellt.
Ausführgang (VG) des Vorderlappens der gleichen Seite auf, läuft nach vorn und
medialwärts, vereinigt sich mit seinem Partner von der anderen Seite dicht vor den Protraktoren
der Crumena zu einem unpaaren Gang, der schließlich in die Speichelpumpe
mündet (s. S. 8).
B. Der Darm und die Malpighigefäße (Tafelabb. 25 ff.).
Der Aleurodinendarm ist bis jetzt nur von Cary beschrieben worden, dessen Darstellung
Qu a in ta n c e und B a k e r unverändert übernommen haben. Cary hat den wichtigsten
Teil des Darms, die Filterkammer, übersehen und infolgedessen vom gesamten Verlauf
des Darms ein falsches Bild bekommen.
I. Der Vorderdarm.
Der orale Teil des Darms, die Mu n d p um p e (Vorderpharynx), wurde auf S. 10 schon
beschrieben. Ihm schließt sich der kurze, mit einer ausgeprägten Muskulatur versehene
H i n t e r p h a r y n x an, der über den Querarm des Tentoriums wegläuft und in den Ö s o p
h a g u s (Ös) übergeht. Dieser ist ein äußerst enges, dünnwandiges Rohr, dem jede Wandmuskulatur
fehlt. E r reicht vom Kopf bis zur Hinterleibsbasis, erweitert sich dort und
bildet mit einem Teil des Mitteldarms und dem Anfangsteil des Hinterdarms die Filterkammer
(s. u.).
II. Der Mitteldarm.
Aus der Filterkammer geht der Mitteldarm hervor, der einen ziemlich bedeutenden,
gleichmäßig bleibenden Durchmesser besitzt. E r v erläuft in einer großen Schleife zunächst
an der Dorsalseite entlang nach hinten, biegt dann ventralwärts um, erreicht annähernd
die Ventral wand des Abdomens (beim $ den unpaaren Teil der Geschlechtswege), biegt
dorsalwärts um und gelangt so schließlich wieder bis zur Filterkammer, wo er weiter wird
und nach vorn ein P a a r von Blindsäcken entsendet, die bis in den Hinterleibsstiel hineinreichen
und offenbar die MALPiGHischen Gefäße darstellen.
1. Der M i t t e l d a rm (Tafelabb. 27) besteht aus sehr großen, in das Lumen vorspringenden
Zellen, deren Plasma besonders im ventralen Schenkel der Mitteldarmschleife
stets zahlreiche Vakuolen enthält. Die Vakuolen enthalten zum Teil fettähnliche, in Xylol
lösliche, in Nelkenöl unlösliche Tröpfchen. Ob die Vakuoleninhalte resorbierte Nahrungsstoffe
oder wenigstens zum Teil Sekrete darstellen, läßt sich nicht ganz sicher entscheiden,
doch ist das erstere wahrscheinlicher, da bei allen untersuchten Tieren die Vakuolen in
ungefähr gleicher Verteilung festzustellen waren. Die Kerne der Darmzellen sind groß,
meist abgeflacht, länglich-ovoid, chromatinarm und enthalten meist mehrere unregelmäßig
geformte Kernkörperchen. Nach dem Darmlumen zu, das im Dorsalschenkel eng,
im Ventralschenkel weiter ist, werden sie durch eine weniger stark färbbare, dicke Grenzschicht
bedeckt, wie sie für die resorptorischen Teile des Aphididendarms charakteristisch
ist. Auf der Außenfläche läßt sich nur eine ganz feine, strukturlose Tunica propria feststellen.
Muskelfasern konnte ich nicht nachweisen.
2. Die MALP IGHI -Ge f ä ß e sind, wie Tafelabb. 292,4 zeigen, weitlumig wie die angrenzenden
Mitteldarmteile, denen sie auch im feineren Bau ihrer Zellen vollkommen
gleichen (s. auch Tafelabb. 28 a). Vakuolen enthalten die Zellen in der Regel nicht oder
nur in ganz geringer Zahl, die Lumina der MALPIGHI-Gefäße erscheinen im Schnitt inhaltsleer,
im Gegensatz zum Mitteldarmlumen, das reichliche Fällungsprodukte enthält
(Tafelabb. 27). Trotz des recht ähnlichen Baus ist also verschiedenartige Funktion a n zunehmen.