leben angepaßt sind, wie die Proteiden, und andererseits Arten, die ein fast völlig terrestrisches
Leben führen wie die Plethodontier. Pie Stammesgeschichte dieser Tiere ist zwar
häufiger besprochen worden. Während die der Plethodontier von D u n n (1926) weitgehend
geklärt werden konnte, ist die der Salamandridae trotz der Arbeiten B o l k a y s (1928) und
N o b l e s (1930) m. E. nicht befriedigend gelöst. Ich war nun in der Lage, die Anatomie fast
sämtlicher Salamandridae, auch recht seltener Arten, zu untersuchen. Daher will ich hier
die auf Grund dieses reichen Materials, dessen Veröffentlichung zum Teil noch an anderer
Stelle erfolgen wird, gewonnenen Vorstellungen über die phylogenetischen Zusammenhänge
der Arten dieser Familie ausführlicher darlegen.
1. Salamandridae.
N o b l e hält den Besitz eines Arcus frontotemporalis, hoher Neuraphophysen und langer
Rippen mit deutlichen Tubercularfortsätzen für Kennzeichen eines primitiven Sala-
mandriden. Seine Gründe scheinen mir nicht stichhaltig, um diese Auffassung aufrecht
erhalten zu können. Ich habe oben dargelegt, daß die Tubercularfortsätze bei fast sämtlichen
Arten der Salamandridae beobachtet werden können, und daß ihre Ausbildung auch
innerhalb der gleichen Art recht verschieden stark sein kann. Weiter hielt ich es für wahrscheinlich,
daß Cryptobranchoidea und Ambystomoidea die Tubercularfortsätze nicht erkennen
lassen. Bei der Betrachtung der Wirbelgestalt mußte ich feststellen, daß Cryptobranchoidea
und Ambystomoidea oben flache Neuralbögen besitzen. Hohe Neurapophysen
finden wir dagegen bei höheren Salamandriden. Diese Merkmale sind somit nicht als Zeichen
der Primitivität aufzufassen. Was den Arcus frontotemporalis anbetrifft, so muß
darauf hingewiesen werden, daß dieser den auch nach N o b l e s Ansicht als primitiv aufzufassenden
Unterordnungen der Cryptobranchoidea und Ambystomoidea fehlt. Es gibt
keinen Anlaß dafür, daß in der Unterordnung der Salamandroidea gerade dieses Merkmal
die primitiven Formen auszeichnen sollte. Gehen wir vielmehr von der Erkenntnis
aus, daß Hynobiiden und Ambystomiden als primitive Typen zu deuten sind, wozu die
anatomischen und biologischen Befunde die hinreichende Sicherheit geben, so müssen wir
feststellen, daß paarige Zwischenkiefer, das Fehlen eines knöchernen Schläfenbogens und
das Fehlen von Paroccipitalecken als Merkmale primitiver Formen aufgefaßt werden
müssen.
Innerhalb der Familie der Salamandridae erkennen wir, daß die Gattung Salamandra
L a u r e n t i (Abb. 29) diese Eigenarten aufweist. Diese weicht von den Ambystomen vor
allem in der Stellung der inneren Zahnreihen ab. Auch die zu Salamandra in engen genetischen
Beziehungen stehenden Gattungen Mertensiella W o l t e r s t o r f f und Chioglossa
B o c a g e weisen diese Eigenarten auf. In der Biologie zeigen diese Tiere verschiedene Anpassungen
an ein terrestrisches Leben. Während bei Mertensiella caucasica W a g a 1) und
Chioglossa lusiiannica B o c a g e die Eier im Wasser abgelegt werden, bringt Salamandra
salamandra lebende Junge zur Welt, die meist als Larven abgesetzt werden oder aber auch,
so bei Salamandra salamandra f. hernadezzi W o l t e r s t o r f f , oft als fertige Salamander
geboren werden können. Das ist auch bei Salamandra atra der übliche Vorgang. Bei Mertensiella
caucasica und Chioglossa lusitannica deutet aber die Ausbildung von Oberarmwülsten
bei die als Begattungshilfsorgane dienen, auf eine höhere Entwicklung als
Salamandra. Wir sind zu der Annahme berechtigt, daß sie aus Salamandra-’áhnlichen Vor-
*) Briefliche Mitteilung von Dr. W o l t e r s t o r f f .
Abb. 31 A. Abb. 31 B.
ndra maculosa. Schädel. A von oben, B von unten, C seitlich, D von hinten.