also als basale Teile ehemaliger abdominaler Gliedmaßen zu betrachten sind, glaubte ich
offen lassen zu müssen. Seitdem hat nun SNODGRASS überzeugend dargetan, daß eben
diese basalen Teile, die er V a l v i f e r nennt, in der Tat Coxite darstellen und daß die
freien Teile von GVUInnd GmIX, die er als die beiden ersten V a l v u l a p a a r e bezeichnet,
in Übereinstimmung mit meiner Auffassung nichts mit den typischen Teilen von Gliedmaßen
zu tun haben. G]1X („3. Valvnlapaar“) deutet er dagegen als einen distalen Fortsatz
des Valvifer des 9. Segments, was meine Auffassung von der Extremitätennatur
dieses Teils bestätigt.
Bei den Jassiden haben alle Gonapophysen ihre paarige Natur bewahrt. Bei den
meisten anderen Z i k a d e n ist dagegen das hintere mediale Gonapophysenpaar unpaar
geworden. Das laterale hintere Gonapophysenpaar bildet lediglich eine Scheide für den
Legebohrer. Die Psyllinen und Alenrodinen stimmen mit der Mehrzahl der Cicadinen darin
überein, daß GmIX unpaar ist. Der Legeapparat der P s y l l i n e n ist mit einem ä u ß e rs |
verwickelten innenskelettalen Apparat und einer entsprechend reich differenzierten Muskulatur
ausgestattet. Eine genauere Vorstellung von seinem Aufbau und Wirken haben
wir nicht, da in den Arbeiten von M in k iew ic z und S p e y e r nur das Skelett ausreichend
berücksichtigt ist. Sicher ist jedoch, daß das laterale hintere Gonapophysenpaar G l^ bei
den Psyllinen erhalten geblieben ist, allerdings in stark veränderter Form, in Gestalt eines
Paares platter, schuppenförmiger Anhänge an den Seiten des Hinterleibsendes. Schon in
diesem Punkt unterscheiden sich die Psyllinen erheblich von den A l e u r o d i n en, bei
denen jede Spur von ( 111\ verschwunden ist. Bei ihnen besteht der Legeapparat lediglich
aus dem paarig gebliebenen vorderen Gonapophysenpaar G^m11 ,u^ alls dem hinteren medialen
Gonapophysenpaar Gm^, das aber als unpaares Gebilde angelegt wird (W e b e r
1935) und unpaar bleibt. Im letzten Punkt gleichen also die Aleurodinen den Psyllinen,
doch gestattet das keine Rückschlüsse auf eine nähere Verwandtschaft beider Gruppen,
da wir dieselbe Eigenschaft ja auch bei den meisten Zikaden finden. Alles, was uns die
Literatur über den Legeapparat der Psyllinen angibt und was mir eigene, noch nicht veröffentlichte
Untersuchungen zeigten, weist wieder darauf hin, daß die Psyllinen mit ihrem
äußerst verwickelt gebauten und größtenteils ins Innere dés Körpers verlagerten Legeapparat
in einer ganz anderen Richtung differenziert sind, als die Aleurodinen mit ihrem
stark vereinfachten, völlig frei liegenden Legebohrer*).
a) Die vorderen paarigen Gonapophysen (GTn„ Tafelabb. 19,20) stellen sich in der
Dorsal- oder Ventralansicht als im Umriß etwa rechtwinklig dreieckige, am freien Ende
scharf zugespitzte Gebilde dar, deren Basis an den Seiten durch einen Einschnitt deutlich
vom Stamm getrennt ist. Ihre Wände sind größtenteils membranös, besonders auf der
Ventralseite bilden sie umfangreiche, weiche, dünnhäutige Polster, die sich eng aneinander
legen und so den Zutritt zu der zwischen den Basen der Gonapophysen gelegenen GeS
schlechtsöffnung verwehren (Tafelabb. 37, 38. GÖ). DiS^scharfen Spitzen sind ringsum
kräftig skierotisiert und tragen an den Seitenflächen widerhakenartig angeordnete Säge-
zähnchen (Tafelabb. 20 a). Dieser zähnehenbesetzte Teil der Spitze ist bei Trialeurodes
deutlicher vom basalwärts folgenden Teil abgesetzt als bei Aleurodes (Tafelabb. 19 b, c).
Medial und dorsal verläuft von der Spitze bis zur Basis ein stark skierotisiertes Band (B),
das in den proximalen zwei Dritteln eine längslaufende Aussparung zeigt, in die eine
*) Funktionell gleichen allerdings beide Legebohrertypen einander darin, daß sie lediglich mit der äußersten Spitze
der beteiligten Gonapophysen ein kleines, nur für die Aufnahme eines Eistiels bestimmtes Loch in Pflanzengewebe stoßen
(vgl. S. 61).
Schiene von GmIX p aßt (Führung, s. unten). An der Basis artikuliert das Skleritband mit
dem paarigen Teil des unten beschriebenen Strebenapparates, nach den Seiten läuft es auf
der Dorsalseite in einen Skleritstreifen (Str) aus, der bis zur Seitenkante der Gonapophyse
reicht. Im distalen Drittel der Gonapophyse sitzen auf der Dorsalseite, den Skleritkanten
genähert, zwei Sinneshorsten (1, 2), die nach der Spitze des Legebohrers hin gebogen sind
und ohne Zweifel Tastborsten dar stellen (s. S. 61).
b) Die unpaare Gonapophyse (GmIX) ist in der Dorsal- bzw. Ventralansicht gleichschenklig
dreieckig, die beiden Schenkel, die Seitenflächen, die, wie Tafelabb. 19 zeigt,
mit dem unpaaren Teil des unten beschriebenen Strebensystems artikulieren, sind stark
skierotisiert und tragen jederseits in ihren basalen zwei Dritteln die Schiene, die mit der
beschriebenen Aussparung der paarigen Gonapophysen zusammen die Führung des Legebohrers
besorgt, d. h. ein Auseinandertreten seiner Teile verhindert, ohne doch eine gegenseitige
Verschiebung in der Längsrichtung zu hemmen (Tafelabb. 20). Die Dorsal- und die
Ventralfläche dagegen sind größtenteils membranös, die letztere besteht sogar aus stark
gefalteten, weichen, sehr dünnen Membranen (Tafelabb. 20). Nur der Spitzenteil (etwa 1U)
ist auch auf der Dorsalseite fest skierotisiert. Der Umfang der Skierotisierung ist bei
Aleurodes und Trialeurodes etwas verschieden (vgl. Tafelabb. 19 b, c). Die Spitze selbst
läuft sehr genau spitz kegelförmig zu, die äußerste Spitze ist ringsum skierotisiert, sie
wird vom Ausführgang der Kittdrüse KDr (s. S. 45) durchbohrt und bildet also eine
Kanüle. Auf der Dorsalseite sitzen im skierotisierten Teil bei Trialeurodes zwei (3, 4), bei
Aleurodes 1 P a a r (3) nach der Spitze hin gebogener Tastborsten. Sägezähne sind nicht
vorhanden, die Spitze des Anhangs ist völlig glatt (Tafelabb. 20).
c) Das Strebensystem, das auf der Rückenseite sich an die Basen der Gonapophysen
anschließt, liegt zum Teil an der Oberfläche, zum Teil erstreckt es sich apodemartig ins
Innere hinein. Es besteht aus einem unpaaren, torbogenähnlichen Gebilde (uSt), dessen
beide Schenkel mit den Basen von GmTX ein Schar- i-----—----, 30Bjlor“-----—=* niergelenk bilden. Sie liegen oberflächlich, während
der dem After genäherte Verbindungsteil, dessen
Form aus Tafelabb. 19 hervorgeht, mit seinen flügelartigen
Verbreiterungen in die Leibeshöhle hineinreicht.
Oberflächlich gelegen sind auch die paarigen
Teile des Strebensystems, die aus jederseits einem
schlanken, mit der Basis der Medialfläche von GV11I
artikulierenden Skleritstab Sta und einem flacheren,
mit dem unpaaren Teil des Strebensystems und dem
Stab Sta artikulierenden Gebilde (Fla) bestehen. Die
beiden letztgenannten Teile stehen im spitzen Winkel
zu einander und können, wenn dieser Winkel sich
ändert, Gvm gegen Gmlx in der Längsrichtung verschieben.
Der unpaare Teil uSt bildet das Widerlager
für diese Bewegungen.
d) Verursacht werden die Bewegungen durch
einen verhältnismäßig sehr einfachen Muskelappa-
rat (Textabb. 7). Ein Muskelpaar (Mi) geht von den
Seiten des 8. Sternums an die Distalenden der paarigen
ie Flächenansicht des
Trialeurodes
gesehen, du:
skierotisierte Teile
kreuzschraffiert, Muskeln längs
Näheres s. Text.
ffiert.