Membranen von den eigentlichen Muskelfasern zu trennen. Eine Betrachtung der Rippen
läßt auch von vornherein eine starke Muskelbeanspruchung nicht erwarten. Die flachen
Seiten der Rippen liegen in der Ebene der Brustkorb wand, in welcher die Rippenmuskeln
angreifen. Die geringe Stärke der Rippen und die verhältnismäßig schwache Ausbildung
der daran inserierenden Muskulatur läßt schließen, daß die Atembewegungen nur mit
einem verhältnismäßig geringen Kraftaufwand vor sich gehen. Auch das muß als Beweis
dafür angesehen werden, daß der Außen- und Innendruck für den Vogelrumpf in jeder
Phase der Atmung nahezu gleich sein muß.
Ein Gesamtüberblick über die Rumpf muskulatur — soweit sie eine Änderung der Rumpfhöhle
hervorruf en k ann— läßt sich einigermaßen anschaulich nur an Hand eines Schemas
gewinnen (Abb. 16, Taf. III), wobei die Muskeln als Geraden von der Mitte ihres Ursprunges
zur Insertionsstelle gezeigt werden. Bei dieser Darstellungsweise sind die verschiedenen
Muskelschichten in eine Ebene verlegt. Dadurch soll die Wirkungsweise der Muskeln anschaulicher
werden. Es kann ja nicht die oberste Schicht ganz getrennt von der unteren
auf den Thorax wirken, sondern wenn eine Veränderung des Körperhohlraumes ein tritt,
werden alle Muskeln, die dazu fähig sind, ihren Teil zu der Arbeitsleistung beitragen, ob
sie in der unteren oder oberflächlichen Schicht liegen.
P h y s i o l o g i e d e r T h o r a x b e w e g e r .
Die nun folgenden Untersuchungen sollten zur Klärung der Punktion der Muskeln
beitragen. Die Betrachtung geht immer von der Frage aus, welche Bedeutung können die
Muskeln für den Atmungsmechanismus haben. Es wird sich dabei bisweilen eine doppelte
Funktion der Muskeln heraussteilen. Dann findet selbstverständlich nur die Funktion Berücksichtigung,
die für die Atmungsarbeit von Wichtigkeit ist. Es wird sich zudem auch
zeigen, daß die Aufgabe der Muskeln sich aus der Topographie nicht eindeutig ablesen
läßt. Dann muß die Klärung der Frage bis zur Beantwortung im experimentellen Teil
zurückgestellt werden.
Mu s k e l n , di e n u r am T h o r a x ans e t z e n .
Es ist ohne weiteres klar, daß denjenigen Muskeln als alleinige Aufgabe die Änderung
des Thoraxvolumens gestellt ist, die nur am Skelett des Brustkorbes entspringen und
inserieren. Nach Maßgabe der Richtung, welche die Bewegungsachse der Rippengelenke
innehält, müssen alle Muskeln, die eine Bewegung der Rippen von hinten nach vorn bewirken,
Einatmungsmuskeln sein. Darunter werden fallen M. scalenus (Nr. 29) evtl. mit
M. teres (Nr. 30), Mm. levatores costarum (Nr. 31) und Mm. costi-sternales (Nr. 33). Über
die Bedeutung dieser Muskeln ist man sich nie im Unklaren gewesen. Anders ist es mit
den Muskeln, die die Zwischenrippenräume ausfüllen und sich vom hinteren Rand zum
vorderen Rand in gekreuzter Faserrichtung erstrecken, den Mm. intercostales (Nr. 24, 32)
und Mm. interappendiculares (Nr. 28). Die Mm. intercostales interni (Nr. 32) laufen vom
hinteren Rand der vorderen Rippe dorsalwärts zum vorderen Rand der hinteren Rippe.
In umgekehrter Richtung, um fast 90° gedreht, verlaufen die Faserrichtungen der Mm.
intercostales externi (Nr. 24). Diese werden noch in zwei Portionen durch die Proc. un-
cinati geteilt, an deren ventralem Rande sie ansetzen. Schließlich ziehen sich die Mm.
interappendiculares costarum (Nr. 28) vom Hinterrand der vorderen Sternalrippe zum oben
und vorn gelegenen Rand der hinteren Rippe. Die Wirkungsweise dieser Zwischenrippenmuskeln
wurde auf Grund physikalisch-mathematischer Überlegungen gefunden und sei
im folgenden dargestellt.
D ie I n t e r c o s t a lm u s k e l n u n d di e P r o c e s s u s u n c i n a t i . Es seien (Abb. 17)
AA' und BB' ein Rippenpaar, das mit der Geraden AB (der Wirbelsäule) derartig gelenkig
verbunden sei, daß eine Bewegung der Rippen in der Zeichnungsebene erfolgen kann. Die
Stellung AA', BB' sei die exspiratorische. Nach vorn geschoben soll AA" und BB" dasselbe
Rippenpaar in Einatmungsstellung veranschaulichen. Es ist deutlich zu erkennen, daß der
senkrechte Abstand der Linien AA und BB" kleiner ist als der entsprechende Abstand
AA" zu BB . D. h. also, der Abstand der Rippen vergrößert sich, wenn sich die Rippen
von der Ausatmungsstellung in die EinatmungsStellung bewegen.
Abb. 17. Ein- u nd Ausatmungsstellung Abb. 18.
eines Rippenpaares. Skizze zur Erläu te ru n g d e r Tabelle I.
Von den Punkten A und B aus sind nun (Abb. 18) auf allen vier Geraden gleichmäßige
Abstände aufgetragen und mit —5, §¡1-4* 3 usw. über 0 nach 1 , 2, 3 usw. bezeichnet.
Es ist nunmehr der Abstand von 0 auf der Geraden A A' nach — 5 auf der Geraden BB' abgemessen
worden, auf genau dieselbe Weise der Abstand von 0 bis —4 usw., bis alle Abstände
vom Punkte 0 auf der Geraden AA' zu den Punkten —5 bis 10 auf der Geraden BB'
festgestellt sind.
T a b e l l e I.
Ausatm ungsstellung Einatmungsstellung Differenz
0 b is —5 54,5 45 - 9 , 5
—4 49,5 41 - 8 , 5
—3 44,5 37,5 . —7 -
—2 40 34,5 - 5 , 5
—1 35 32 —3
30 30 0
26 29 3
2 22 28,5 6,5
3 17,5 29 11,5
4 14 30,5 16$
5 12 32,5 20,5
6 11,5 35 23,5
7 13 38 25
8 16 41,5 25,5
9 20 45 25
10 24,5 49 24,5