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Fig. 1. 2. 3. Dorotüea irecknifinii, IT", Jalir alt, aus Annckcnsen, Amis Celle, gebürtii;, wird zu Ende des M.ii 1829 wegen
einer bcdc.ilenden Cesciwulsl, die das ganze Gesiebt enlslcUt, von ihren AcUem zu mir geliraclil. Sie isl in holicni Grade abgemagert,
mil bleicher Hautfarbe, lilutlccreii Lippen; matt, eben noch im Stunde, mehrere liiiadert Seiintlc zu gelicci. Puls klein, weich,
Blntniaiigel miheileiiteiid, 100 — 105 in der .Minute, niclit aussetzend; die Ilaul trocken, welk. — Sie hat eine 2 Tiiasle dicke Ge^
schwulst in der reclileii Seite des Gesichts, vom foterkiefer her entstünden, die sich vom reclilCD Processus zijgomalicus Iiis zum linken
Winkel des Unlerkiefers «¡.fr diis Kinii weg erstreckt und den ganzen Unlcrkierer scheinbar vorgeschoben hat, s.
terlippe 2 Zoll weit von der Oberlippe weggedrängt ist; nach hinten erstreckt sich der Tumor Lis zum Kehlkopfe, iia
Mimdhiihle so weil hinein, dass sie iici stets weil geolfnelcn. .Mimde überall den Giiumen berührt und die Zunge ganz ir
Seite des Halses berabgedriingt hat, wo man sie hinler und unter dem linken Winkel des Unlerkiefers sich bewegen füll
nicht durch den Jluod, sondern nur durch die Nase, aber hier frei, athmen. Ein züher Sjieichel fliesst ihr beständig aus dem Munde i
sie kann essen und trinken, wenn sie sich kleine Krümchen Brot mit dem Finger zwischen Tumor und Gaumen weg in der linken
Seile der Backe bis zur Zungenspitze schiebt oder Flüssigkeiten dabin laufen, dann schluckt sie nach mehreren vergeblichen Versuchen
hinunter. Sie kann nicht sprechen — bringt mit weinerlichem Tone nur unverslilndliche Laute hervor.
Der Tumor ist ausserlich hart, elastisch anzufühlen in seinem ganzen Umfange, nur in der Gegend des Kehlkopfs etwas weicher.
Die Haut der Backen, des Kinns, des Halses über der Geschwulst ist nirgends geröthet; mir einzelne stärker ausgedehnte Gcsichlsvouen
laufen darüber hinweg. In der Mundhöhle bat die Geschwulst nach der rechten Backe hin eine gUlle, beinahe weisse, ans
mehreren Wösten von der Grösse der Pulereier bestehende Oberfläche ? nach der linken Seite und nach hinten zu, sowie vorn an der
Spitze ist die etwas weichere, aber nicht fungóse, sondern gleichfalls wulstige Oberfläche mit blassen Granulationen besetzt, die m.in
jedoch ziemlich roh befühlen kann, obue Schmerzen oder Blutung zu erregen — von dieser granulirenden Flüche sind zu verschiedenen
Zeilen grosse Stücke weggescbaitteu, um das Einbringen von Speisen möglich zu machen, — sie sind nicht wieder mit der feinern
Mundhaut überzogen, die die noch unbeschädigte mehr cartilaginös harte Oberfläche des Tumors bedcckl. Die Backcnzähiie der
rechten Seite fchlcu gäuzlich, die Schneide- und Backenzahoe der linken Seite sitzen, so weit man sie fühlen kann, locker in der
Geschwulst eingepflanzt, ganz hinter den linken Mundwinkel hinüber gedrängt. Auf der hintern Partie der granulirenden Oberflächc
des Tumors in der Mundhöhle fühlt man einzelne feine bewegliche, nicht scharfe Knochenspilzen. Die vordere Partie des Tumors
hinler der stark vorgetriebenen Unterlippe, noch von der inneren Mundhöhlenhaut bedeckt, hat keine solchen Hnochenspitzen, fühlt sich Halt
und nicht so hart an als die in der rechten Backe liegenden Wülste. Die Backenhaut ist fest angespannt, über dem Wulste aber oft
damit versvachsen. - Die ungeheure Ausdehnung der Geschwulst erlaubt nur eine geringe Bewegung des Unterkii-fers; an der rechten
Seite scheint die Auftreibung des Knoclicns sich bis zum Proc. cowhjhxdeus hinauf zu erstrecken, an der linken Seile jciloch
noch nicht bis zum Winkel des Unterkiefers, den man durch die abgemagcrlo Haut deutlich fÜhU.
Sie hat bei diesem höchst traurigen Zustande noch guten Appetit, issl und trinkt fast -Ifn ganzen Tag hindurch, weil
e Alles
nur in sehr geringer Quantität in den Schlund bringen kann. Ihr Schlaf isl gut, sie liegt mit dem Kopfe re.hls seitwärts,
gen der Schwere der Geschwulst, Iheils wegen des Stelen Ausilusses von Speichel, der am leichtesten ans dem über der (¡escbw-.ilst fest
angespannten rechten Mundwinkel ablaufen kann. — Sie hal läglidi regelmässig ofl'eaen Leib, keine Schweisse. Nirgends an ihrem
Körper sind ähnliche Geschwülste oder andere Drüsenanschwellungen zu entdecken. Ihre grosse Abmiigcrnng, grosse Schwäche und
die dauernde Irritation im Pulse siheiuen nur eine Folge dieses örtlichen Uebels zu seyn.
Ueber ihren früheren Gesundheitszustand und die Entstehung der Krankheit erzählten mir die Aeltern Folgendes:
Sie isl die älteste von 3 Geschwistern. Von gesunden Aeltern geboren, war sie als Kind immer frisch und gesund, überstand
die gewöhnlichen acuten Kinderkrankheiten leicht und ohne nachbleibende Kränklichkeit. Sie hat nie an Kopfaussehlägen, an Hautausschlägen
irgend einer Art gelitten. Nur im Frühjahr 1827 litt sie 4 - 5 Wochen lang an geringen Drüsenanschwellun.'en im lljlse
der Beschreibung nach an Tonsillavanschwellung, die jedoch ohne Arzneien von selbst leicht verging. Die Menstruation hal sich
bis jetzt noch nicht eingcslelll - auch ihre Mutter wurde erst im l'J. Jahre menstruirt. — Sie scheint auch schon vor ihrer jetzigen
Krankheit von zierlichem Körperbau gewesen zu seyn; ihre Brüste sind kaum ausgebildet, an der Puhisgegend nur «enig feine Hairrc
In ihrem U. Mr e trat sie als Magd auf einem Bauernhöfe in Dienst und blieb bei den oft schweren Landarbciren immer'gesuiid;
ihr Körper schicn sich dabei im gehörigen Grade zu entwickeln. — Im j. 1828 bekoniml sie Schmerzen im 3, Backenzaliii
des Unterkiefers rechter Seite, nachdem der Zahn schon einige Zeit hohl gewesen, Nach 8 Tagen lässl sie sich den Zahn ausziehen;
wie gewöhnlich ist ein kleines Knochenstückchen daran. Der Schmerz des Ausziehens war nicht besonders gross, die Nachblutung
gering, die Zahnschmerzen kehrten nicht wieder. — Im August 1828 zeigt sie der Müller zuerst eine etwa hasel.mssgrosse
weiche, rolhe Geschwulst im rechten Unterkiefer aus der Alveole an der Slelle hervortretend, wo (1 Monate vorher der Zahn au¡>"-e'
zogen war, sehmerzlo.s, etwas beweglich zwischen den übrigen Backenzähnen, nicht blutend. Bis zum Anfang Deccmbers 1828 nahm
diese fleischige Geschwulst im Munde ganz nniuerklich an Grösse zu, ohne alie Schmerzen, ohne ihre Gesundheit, ihre Functionen