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Vorbemerkungen.
D i o palliologtscho ilislologlc bcgrciit die Beschreibung der krankhaft gebildclcn Gewebe, ihrer einzelnen
Elcmenle i;) nnd ihrer Kiil Wickelung. —
Die durch Krankheit gel}ildelen Gewebe heslehen aus Gewebselenientenj in denen die unorganischen
oder die organischen Bcslandtheile v o r h e r r s c h e n . Die crsteren bilden amorphe oder körnige Massen
oder Kryslalle, die zweiten heslehen aus Faserstoff und Eiweiss oder Feit. und Slearose.)
Aber sowie die erste Classe der pathologischen Ablagerungen gewöhnlich mit einer, wenn auch oft
geringen, Jlengc unorganischer Elemente gemischt ist, so sind die organischen Elemente nothwendig mit
anorganischen in verschiedenen Verhältnissen verbunden. Ihr Dasein scheint nothwendig, wenn die or -
ganischen Elemente eine beslünmle Form annehmen sollen. Wüssten wir genau, in welcher Menge und
welche anorganische Substanzen zu jeder Gewebsbildimg nothwendig sind, so würde hierdurch gewiss
ein neues Feld für die Therapie geöffnet, wie man z. B. aiif die vermulhele Nolhwendigkeit des phosphorsauren
Kalks zur Zcllenbildung bereits ein therapeutisches Verfahren gegründet hat. —
Von den organischen Stoffen schehit mii- luu- der FasersloiT einer Organisation, d h. emer Umwandlimg
in Gewebe, fiihig, aber er ist es nur in Verbindung mit Eiweiss und Fett; n i e t r i t t e i n e O r g a n i s a -
tion e i n , o h n e d a s s s i c h F e t t in K ü g e l c h e n - F o r m a b s c h e i d e t und mit dem Faserstoff zu
den verschiedenen Gewcbsbildüngen beiti'ägt. —
Das Eiweiss muss, um sich allein orgaiiisiren zu küimen, sicli wahrscheinlich erst in Faserstoff ve r -
wandeln. Da sich diese Meiiuuig über den Faserstoff zwar auf die Thatsache der Umwandlung desselheu
zu Geweben Li Pscudoniembranen sliitzl, die Art aber, M'ic das Eiweiss in der Ernäiu-ung fest Avird,
durchaus unbekannt ist, so werde ich mich statt des >Vories Faserstoff oder Eiweiss lieber des Ausdrucks
plastischer oder geriimbarer Flüssigkeit oder des ¡Vamens Protehis bedienen, wodurch die Frage über den
Antheil, welchen Faserstoff und Eiweiss ¡in der Gewebsbildung nehmen, offen bleibt. Auffallend ist es j e -
denfalls, dass zuerst in dem stark eiweisshaltigen Serum der Blase nach chiemVesicans sich keine Molecüle
oder Kerne vorfinden und auch in der entfernten Flüssigkeit nicht bilden, diese Bildung aber erst später,
wenn die Slase fortdauert und Faserstoff exsudii-t, der zuweilen noch in spontaner Gerinnung beobachtet
wird, aullritl. Die gerinnbare oder plastische Flüssigkeit, welche sich in Gewebe verwandehi kann,
stammt in der Krankheit, wie im normalen Ernährungsprocesse, meistens aus dem Blute. —
Diese Gcwebscnt Wickelung geht am häufigsten in dem aus den Blutgefässen durch Ausschwitzung aus-
Iretenden Protein vor sich; sie kommt auch in der aus den Bliilgenissen durch Zerreissung austretenden
gesammlen Blutmasse und innerhalb der Gefässe, freilich in beschränktem Maassstabe, vor. Der Chylus
und die Lymphe, von welchon ersterer eme Onelle der Blutbildung, letztere das Resultat der Aufsaugung
verbrauchter Elemente, sind nur ehicr geringen und seltenen Metamorphose in Gewebsclcmente fällig.
Die einzigen, welclie ich bis jetzt annehmen kann, sind ihre Umwandlung hi Kerne oder kernartige Bil-
1) Elcmculc <]cr Gc\vc!>c siud die ciiizclueti TLcilc des GCWCLDS; die ZCILCD siiii] z. U. die Elcnicntc des Epiderniialgcwcbcs, die
Fiiscrii des fibrüseu u. s. w. Das ZusaDiiueiilrelcii mclirercr Gewebe bildet das Organ.
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