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Natur des Collnids.
Gehörl das Colloid zu den cancerösen Kr a n k h e i t e n ? C r u v e i l l i i e r , M ü l l e r , C a r s w c l l bejahen
diess, auch W a l s h e in einer Irefllicheu Abhandlung übe r den Kr e b s ist dieser Meinung. Die Enl s che i -
dung der F r a g e scheint mir a b e r nicht so leicht. Die geringe Organisaiionslahigkeil der Gallerlmasse, die
Vci-driinginig der gesunden Gewebe sind zwe i wichtige Eigeiischatten, die sie mit dem Scirrhus tuid Fnngiis
mcduliaris iheilt — dagegen t r ennt sie die Aehnlichkeit der St ruc tur mit der gesunden Gallerte in vielen
Fällen, die s ehr langsame E n twi c k l u n g , die langsame Einwi rkung auf die Organe, ihr Vorkommen in so
gutartigen Geschwulsten wie das Lipom von den oben genannten Ent a r tungen. Ich möchte dalier das Colloid
nur als eine Uebergangsform zum Kr e b s ansehen, deren Ent f e rnung durch 0|)cralion, we n n sie dieser
zugänglich ist, wahrscheinlich nicht so häiifig wie beim Kr ebs Rückfall bedingt. Diese Schwierigkeit wä r e
auch dann nicht leicht zu h e b e n , we n n man die äusseren Geschwülste als Colloid, die inneren als Cancer
aréolaire oder ah'colare bezeichnete. Die gegebene Beschreibung wird es rechllertigen, dass ich zwe i
so s ehr übereinstimmende Ent a r tungen nicht ge t r ennt habe .
Erklärung der Taf e ln.
Achte Li e f e rung. Tafel H.
Das Colloid oder die Cal lcr t^eschwulst . Xaf. I.
Ein Mann von 56 Mren (Service des Ein. Langl e t , IIa,,nee <!c, vieillards), vor seinem Einlrilt iii's Hosvilal Reiniger an 4er
Eisenbulin, soglc mir 0 Jlonate vor seinem Tode, dass er bis vor 2i Jahren ganz gesund gewesen und sich dann bei Gelegenheit ei.
Jier Diarrhöe den tiinlera erlällel habe. Er habe bald nachher eine rothweissliclic, hartlicbe, kleine, aus dem Afler tretende Geschwulst
bemerkt, die aufbrach, eiterte und die StuWentleerung hinderte. Die Geschwulst wurde mehrmals unvollständig abgebunden,
wuchs aber immer wieder. Sie war bei der Untersuchung eine Fausi gross, roth, blumenkohlartis, nicht hart, eiternd, aus dem Aller
hervortretend und liess nur eine geringe OeiTnung für den schnjerzliaflen Stuhlgang. Jlan bemerkte kein kacheklischcs Aussehe« und
der Appetit blieb lange gut. Der Eiler, welchen die Geschwulst reichlich absonderte, enthielt normale Eiterkügclehen. Kurze Zeit
vor dem Tode trat häußges Erbrechen und Schluchicn ein.
Die ganze Leiche wohlgenährt, Muskeln fest, Fett reichlich, Lunge gesund, Herz normal, Leber körnig, mil Fett in den Galleo.
2ellc.., Galle flüssig, schwarz wie Tinte; die Milz hängt durch dünne, wie es scheint, frisch gebildete Pseudon.embrane am Diaphragma
(hier die wahrscheinliche Ursache des Schluchzens); dos Blol, aus dem linken Uerzventrikel genommen, zeigt normale Bli.lkörper,
ausserdem eine grosse Zahl rundlicher, weisser, 2—3mal die Blutkörperchen an Durchmesser überlrelTende, zuweilen mit vielen Kornern,
zuweilen mit einem Hern versehene Zellen — Fig. I. Sind dies der Gallerthildung im Blute angehölige Zellen? — Der Oeso.
phagus zeig» in einer Lange von ungeHihr 70 Millimeter ziemlich regelmüssige Reiiien von schwarzen Flecken, als wäre die Schleimhaut
mit Tinte betupft. Letztere ist an dieser Slellc geröthet und die schwarze Färbung rührt von melanotisclien, mil Blutrarhestoff geniischlen
Körnern her. Von hier at» ist der ganze Darmkanal gesund, der Dickdarm mit gelblichen, weichen Füces angefüllt. Erst
eOMillimct. über dem After beginnt die Ablagerung der Colloidmasse im Slastdarm, die, sich allniälilig zu grosseren Massen anhäufend,
die grössere, aus dem After getretene Geschwulst bildet. Zuerst sieht man an der höchsten Stelle des Mastdarms, wo die Entartung
erst beginnt, kleine, kaum steck na delkopfgrosse, rundliche, schwach erhabene Stellen in der sonst normalen Schleimhaut, welche
mit jener durchsichligen, halbHüssigen Gallerte gefüllt sind. Fig. 8 ist ein Stück Schleimhaut im; Beginn der Entartung gezeichnet.
Man sielit die kleinen und grossen Galierltropfen sich in der übrigens noch normalen Schleimhaut einsenken a , zuweilen umgibt die gailerlartige
Masse ein weisslicher, aus Fasern bestehender Ring wie eine Zelle. - Fig. 4 eine solclic isolirt, wo man in der Mitte den
Gallerttropfen sieht. Drückt man die Gallerte aus, so bleibt eine Vertiefung. In der weitem Enlwiekclung erhebt sich die Gallertablagerung,
wird halbkugelig und mischt sieh mit einer weisslichen, consislenteren Masse. So bildet sie die Geschwülste unmillelbar über
und an dem After. — Fig. 2 ist nun die Haut am Afler mit dem Anfang der Schleiniiiaul des Mastdarms losgoliisl und ausgchrritel; bei
a ist die Haut gesund, bei b beginnt die Gallerte sich unler der äussern Haut zu infiltriren; bei d sieht m:,« kleinere Gallertgescliwülste,
bei e die grosse gelheilte, aus dem Afler hervorgetretene, nach dem Tode sehr zusammengefallene Gallerlgeschwulsl, von der sich
beim Präpariren ein Theil losgelöst hat, welche im Durchschnitt F^g. 3 besonde.'s gezeichnet ist. Die Gesd.wiilsle bestehen aus Gallerte,
sind leicht «erdrückbar und ans einer etwas festeren weissgranen Masse und zahlreichen Capillargefässen zusammengesetzt. Hat man
eine Geschwulst von der Gallertflüssigkeil befreit, so behlilt ma» ein membranarligcs Gebilde übrig, welches aus kleinen, auf einer
amorphen Masse ruhenden Zellen besteht; ausserdem schliessen die Geschwülste die Fig. 5 bei 255inaliger Vergrijsserung gozciclmelen,
Vülosilälen-ähnlichen Körper ein, die halbkugelig mil der Basis auf der Schleimliaiit zu wurzeln scheinen und die ich für veränderte
und hyperlrophirtc Sohlcimhautdrlisfn halte, — Eine amorphe, mit Zellen be^lzte Mcmhraa und die Villosilälen ühnlichcn Körper
mil den (iiipillargefSssen bilden also die .solide Grundlage der Geschwülste. Die flüssige Masse, welche sie enlhallen, ist gelblich.
Das Colloid (Cancer aréolaire) Tafel 1.
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