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V I. Bande der Raccolta d’autori che tratano del moto delf acque
Bekanntschaft machen und ich habe nach der im Jahr i8o3. im
Venetianischen zurückgelegten Bereisung , der Oestereichischen
Regierung, Vorschläge zur Verbesserung der Brenta, die seit 5o
Jahren ihr Bett über zehen Schuh erhöhete und mehrere Quadratmeilen
oberhalb und unter Padua überschwemmte und mit Sand
bedeckte, so wie zur besseren Leitung des Gorzon und zur Trockenlegung
eines Theiles der Lagunen gemacht. Im Venetianischen
traf ich damals nirgend Arbeiten , welche eine vollendete
Kenntnifs in der Wissenschaft des Wasserbaues verriethen. Die
Canäle zwischen Este und Padua waren verschlammt; der Canal
Brentella und der Flufs Baehilione waren sich selbst überlassen ;
die Dämme längs dem Etschflusse und der Brenta hatten ihre Böschung
verlohren. Die Durchlässe , welche zu den Entwässerungen
dienen , sind mehrentheils zu hoch angelegt, wie ich bereits
angeführt habe, und die Entwürfe, welche von einem gewissen
Herrn Articogemachtsind, nähmlich: der Brenta ein neues
Bett zu geben, würden den Zustand der Flüsse im Venetianischen
noch verschlimmern. Man wird gewifs jene Gewässer dadurch
verbessern, wenn die Canäle Ponte-Longo, der Brenton und der
Taglio novissima di Brenta unterhalb Conce in einem Bette vereinigt
würden , um mittelst der gröfsern Wassermasse das gemeinschaftliche
Bett zu vertiefen , folglich auch die Geschwindigkeit zu
vermehren , d. i. die Hochgewässer schneller abzuführen. Zugleich
müfste bey der gemeinschaftlichen Mündung dieser Flüsse ,
von ihrem linken Ufer ab, ein mit Steinen belegter Faschinendamm
in das Meer geführt werden, um die längs dem Gestade
von Chiozza mit dem Nordostwind durch die Wellen angeschwemmten
Materialien von dieser Flufsmündung abzuhalten.
Alsdann wäre die Brenta von den Lagunen bis Cortarola zu regu-
hren und die Dämme zwey Schuh über die höchsten bis jetzt bekannten
Inondationen zu erhöhen. Die Piave, der Tagliamento
und Torrente di Gua bedecken weite Flächen mit Kies und Sand,
wiewohl dieselben mit Anwendung des Flufsbaues und der in
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Italien gar nicht gekannter Faschinenbau-Construction verbessert
und in. ein sicheres Bett eingeschlossen werden können.
§. 178. Auch in Oestereich findet die Erhöhung der Flufs-
betten statt. Besonders ist es die Donau, dieMuhr und der March-
flufs, deren Betten stets höher steigen. Selbst in der Nähe der
Hauptstadt der Monarchie strömt die Donau vielärmigter und
seichter als sonst und die daraus geführte Ableitung (der sogenannte
Wiener- Canal, ein durch die Leopoldstadt gehender Arm der
Donau) wird von Jahr zu Jahr in der Nähe seiner Ein-und Ausmündung
seichter, so dafs beladene Schiffe bey niedrigen Wasserständen
ihn nicht mehr, wie ehemals befahren können. Kurz
der Donauflufs fordert in Oestereich undüngarn, baldige hydrotechnische
Verbesserungen !
§. 17g. Bayerns Hauptflüsse: der Inn, Lech, die Isar und
Donau , wovon die drey erstem zu den schnellsten in Europa gezählt
werden müssen , haben ihre Betten dergestalt erhöhet, dafs
die ihnen nahe gelegenen Moräste, wovon grofse Bezirke ehemals
urbahres Land waren , jetzt das Wasser nicht los werden können ,
ohne lange Entwässerungscanäle zu ziehen. Sie laufen wild dahin
, und sind in ihrem jetzigen Zustande mehr eine Geisel als eine
Wohlthat des Landes. Die Isar vereinigt sich so unnatürlich mit
dem Donauflufs, dafs sie gegen denselben anläuft, folglich wenn
sie hoch ist ihn zurück staut und Uebefschwemmungen verursacht.
Führt aber der Donauflufs Hochgewässer , so treibt er die
Isar aus ihren Ufern, die dann des geschwächten Laufes wegen,
das Material liegen läfst , sich neue Bahnen macht, und so die
Grundstücke und Ortschaften verheert. Ja es gibt in Europa keinen
Staat der im Verhältnifs seiner Gröfse mehrere reissende Flüsse
hätte als Bayern und Portugal, wiewohl wenig für ihre gute
Leitung geschehen ist; weder ein Flufsrecht, noch eine Wasserbausteuer
existirt. In Bayern wird aber von jetzt an dahin gearbeitet
, die Flüsse des Landes wohlthätig für die Anwohner zu leiten
, denn hierüber hat die Regierung in mehreren zur Kenntnifs