schreiben, wenn gute und dauerhafte Strafsen nicht zu Stande
kommen! So nützlich diese Regel wegen Vermeidung eines und
desselben Geleises bey neu angelegten Strafsen ist, und zwar aus
den angeführten Gründen, so ist doch der Fall anders bey solchen
Chausseen, die sich durch Anwendung dieser Regel und
gute Ausfüllung der Geleise vollkommen compact gesetzt haben.
Auf diesen sind die Einschnitte vieler Geleise wegen des Einräumens
nicht vortheilhaft. - Auch läfst sich eine solche Maafsre-
gel nur auf eine kurze Zeit durch stete Aufsicht in Ausübung
bringen, weil kluge Fuhrleute die Mitte einer Strafse wegen des
bessern Zugs der Pferde und desgleichen Drucks der Räder einhal-
ten. Aus diesem ergiebt sich auch der Vortheil breitfelgigter Räder
für neue Chausseen, den man nicht oft genug ans Herz legen
kann.
§. 88. Die Anlage einer Kiesstrafse Fig. 3.- a. ist von derjenigen
einer Bruchsteinstrafse nur darin unterschieden, dafs sie
eines Grundbaues nicht bedarf, weil ihr Körper hinreichen-
deFestigkeit giebt. Ist demnach dieser fertig und die Leistensteine
a gesetzt, so wird eine Lage zerschlagenen Bruchsteins oder Kiesel
in der Mitte zu 9 bis 12 Zoll Höhe ausgeschüttet.
Die Steine der ersten Lage mögen aber, damit sie nicht ein-
drücken und nicht von dem Drucke der Fuhrwerke, geprefst
werden, \ Cubikschuh und etwas darüber oder darunter grofs
und nicht zu klein seyn, je nachdem sie mehr oder weniger hart
sind. Ueber diese Lage kommen dann noch zwey oder drey Lagen
kleinerer Steine, die in jeder Lage so viel als möglich von einer-
ley Gröfse und von solcher Dicke seyn müssen, wie es §. 43- bestimmt
ist. Viele Kiesstrafsen führt man auch ohne Leistensteine auf.
$.89. Von der Anlage der Strafsen mit einem oder zweyen
Sommerwegen Fig. 1, 6, 7. kann ich, ohne weitschweifig zu
werden, nichts weiter anführen; a) als dafs man dieselben auf
jede Klafter ihrer Breite mit vier Zoll Abhang nach dem Graben
zu anlegt, damit das Wasser den Abflufs über dieselben finde;
b) dafs bisweilen und insbesondere daselbst, wo die Chausees
nicht hoch genug über dem Terrain liegt, um trocken zu seyn,
die Sommerwege i-| bis 2 Schuh niedriger als die eigentliche
Chaussée angelegt werden Fig. 6, damit aus deren Steinkörper
oder dem Fahrwege die Nässe aussickere. Es versteht sich jedoch,
dafs unter diesen Umständen die beyden Bankets gleich an den
Hauptfahrweg anstofsen müssen.
§. 90. Diejenigen Kalkgebirge, welche aus einzelnen Steinmassen
bestehen, haben mit dem lockern und von einer festen Rasendecke
und Holz entblöfster Thongebirge den nachtheiligert Umstand
gemein, dafs die Schneelavinen davon grofse Stücke abreis-
sen und auf diese Weise die Strafsen mit Erdschollen und Stein-
gerölle bedecken, insonderheit auch die Bäche und Flüsse mit
Steinen anfüllen. (Fig. 8.) In solchen gebirgigen Gegenden
läfst es sich daher nicht selten mit Lebensgefahr reisen. Selbst
die starken Regengüsse bringen einen ähnlichen Effect hervor.
Dieser Localfälle wegen mufs bey der Wahl der Strafsenzüge
auf den Abgang des Schnees von den Berglehnen und auf die
Bestandtheile des-Steingeschiebes , so wie der Erde,: .auch auf
den Umstand, ob die Berge von Holz entblöfst sind, sorgfältig
geachtet werden. In vielen Ländern hat auch leider die Abflö-
tzung der Berge seit der Zeit, da man den Grundeignern und
Communitäten nachgesehen hat, dafs sie die Waldungen niederhauen,
ohne wieder auf Ansaamung zu denken, auf eine sehr
beunruhigende Art zugenommen ; ja, die Regengüsse spülten und
rissen von den von Buschwerk und Holz entblöfsten Bergen
ungeheuere Massen von Steinen und Erdschollen herunter und
so wurden die Berge steiler, die Strafsen aber, so wie die Bäche,
mit Steingerölle verschüttet. Die Waldcultur— in solchen
aus Steingerölle, Thonboden, Kies und Sand bestehenden Gegenden
ist daher längs Strafsen ein wesentliches Bedürfnifs und
man mufs dazu solche Hölzer wählen, welche der Natur des
Bodens angemessen sind. Auch Verzäunungen von Weiden
und Pappeln thun gute Dienste; so wächst z. B. die Strandweide
auf dem sterilsten Boden L