Grundbaues gut gebrannter alter Ziegelsteine, oder des vom Kalch
so gut als tbunlich gesäuberten Mauerschuttes bedienen; insbesondere,
wenn darauf eine vierZoll hohe Decke von festem Kies geworfen
wird. Die Güte von der Anwendung solcher gebrochenen Ziegel
beweifst ein Theil der von Mestre nach Treviso und von München
nach dem Dorfe Sendlingen führendenChaussée, welche letztere
ich aufdiese Weise habe herstellen lassen; diebeständig trocken
sind, weil die Ziegel die Nässe einsaugen. Auch sind mehrere
Strafsen und Wege auf den Dämmen in Holland so construirt.
Es sollte demnach in der Nähe grofser Städte nicht der Unfug
geduldet werden , den befsten Mauerschutt in Gräben und Gewässer
zu werfen, sondern auf Sammelplätzen an den öffentlichen
Landstrafsen , wodurh bedeutende Summen erspart würden.
Zu den Strafsen, welche in Nordholland längs der Nordsee
auf den Dämmen gehn, die freilich blos von leichtem Fuhrwerke
befahren werden; bedient man sich der Seemuscheln
zur Decklage, die äufserst eben ist.
In einigen Ländern bedeckt man die Steinlagen mit Erde
und Thon. Dieses Verfahren wird damit entschuldigt, dafs es
der eckigten Bruchsteine wegen zur Schonung der Hufe und
Klauen des Zugviehes nothwendig sey. Ein, keine Rücksicht
verdienender Vorwand; denn eine mit Erde beschüttete Strafsé
wird beym ersten Regenwetter mit Schlamm bedeckt, folglich
schlecht seyn. Es müssen daher die harten und scharfeckigten
Steine nur sehr klein zerschlagen werden, damit sie für die Hufe
des Zugviehes nicht zu scharf sind; und da, wo sie mit Kies
bedeckt werden können, sollte es zur Schonung des Zugviehes
geschehen. In einigen Steingebirgen und insbesondere in der
Nähe des adriatischen Meeres von Triest nach Fiume giebt es eine
röthliche Erde, die wenig Thon und Schlamm hat, und wo
die heftigen Winde die obere Stein-und Kiesdecke von der
Strafse wehen. Da mag man jedoch bey nasser Jahreszeit eine
zwey Zoll dicke Erddecke auf die scharfen Steine schütten, um
diese fest zu halten.
Die Aufsuchung der Kiesgruben, der Kiesbänke in Flüssen
und Bächen und der Steinbrüche, so wie das Steinsprengen ist
für den Strafsenbau von der äufsersten Wichtigkeit. Wenn daher
die Strafsenbau - Beamte und Wegemacher in der Oberfläche
des Bodens, oder durch das Aufgraben, weder Kies noch Steine
entdecken können, und dennoch die Beschaffenheit des Terrains
und die Erfahrung, Steine oder Kiesel in der Tiefe vermuthen
läfst, und wir bis jetzt keine Menschen kennen, die durchs Gefühl,
die tief in der Erde liegenden Steine entdecken: so mufs
man sich des Erdbohrers bedienen (*). Der gewöhnlichste ist
T. 100. Fig. 43. dargestellt, dessen Gebrauch sowohl, als der in
härteres Erdreich eingreifenden Sonde Fig. 42. auf der 185. Seite
beschrieben ist.
Von jedem Steinbruche oder Kieslager wird zuerst die Erddecke
aufgehoben und bey Seite geschafft. Wiewohl dies bey jedem
Verständigen die erste Arbeit seyn wird, so mufs doch leider
der beobachtende Reisende öfters bemerkt haben, dafs die
Erddecke nur unterwühlt, und so Kies und Erde zugleich auf
die Strafsen gebracht wurde; ein Gebrauch, den ich mit äufser-
ster Strenge in Baiern abzuschaffen gesucht habe, hie und da aber
noch vergeblich! Da das Material nicht verwittert, noch vom
Wasser aufgelöfst oder mürbe gemacht seyn sollte: so mufs man
dessen so wenig als möglich von der Erdoberfläche nehmen, und
unter derselben erst drey -bis vier Schuh die Steine und Kiesel
gebrauchen, es sey denn, dafs sie sehr hart wären.
Zuweilen wird auch die Ableitung des W^assers von den
Stein brüchen oder den Kiesgruben nothwendig, und da, wo im
Herbst und im W^inter das W^asser in den Gruben steht, mufs
der Kies im Sommer gewonnen werden, welches aus den Flüs-
( * ) Beym Metall-und Wasseraufsuchen können wir freilich ( nach dem
Vorgeben einiger) in unsem Zeiten glücklicher seyn, weil es Menschen
geben soll, welche solches durch das Gefühl entdecken, woran zu zweifeln
kaum erlaubt ist, ohne für unwissend gehalten zu werden.