schroffen Felsen zu lesen wünschen und ich bin verbunden, ihrem
Wunsche zu entsprechen. Am besten Werde ich die Art
und Weise, wie eine Stützmauer vor einer Felsenwand aufgeführt
wird, erklären können, wenn ich die Methode zeige, wie
an einer bestehenden Strafse eine solche eingestürzte Stützmauer
wieder aufgebauet wird. Diesen Fall wähle ich auch defswe-
gen, um zugleich die Methode zu zeigen, wie man sich beym Abstürzen
des unterhalb der Strafse liegenden Steingerölles oder der
Berglehnen, welches den Absturz der Strafse selbst zur Folge hat,
helfen; die Stützmauern an den schroffsten Felsen aufführen und
die Strafsen selbst schleunig wieder herstellen könne, und .ich
bemerke noch, ' dafs sich dieser zu beschreibenden Methode
in Praxis mit dem besten Erfolge bedient worden ist.
§. io 3. Ich nehme nun den Fall-an: dafs eine an der Felsenwand
ab, Tab. 101. Fig. 17. gestandene Stützmauer eingestürzt
sey. Das erste, was also geschehen mufs, ist die Einrichtung
einer hölzernen Nothbrücke, welehember ein aus Schrägstützen
bestehendes Holzgerüste, zusammen gesetzt wird. Dann
werden die Arbeiter mittelst Hebezeuge und Seile in den Abgrund
d herabgelassen. Jetzt lassen die oben auf der Brücke oder auf
den noch stehenden Strafsenenden a und b befindlichen Arbeiter
die geschifteten Hängesäulen /e, welche nach und nach zur Tragung
des Arbeitgerüstes, so wie des Schufsgerinnes de dienen,
herunter. Auf diesem letztem läfst man die kleinen Rollwägen,
welche mit Mörtel und Steinen gefüllte Kasten (beym Bergbaue
Hund genannt) tragen, herab gleiten. Der leere Steinwagen,
in welchen sich des Abends die Arbeiter setzen, wird mittelst
einer durch Seile an Bäume oder Felsen festgebundenen W’inde g
aufgezogen. Die Arbeits-und Material-Pritsche dwird, je nachdem
die Futtermauer empor steigt , an den Laufhölzern ƒ und e
hinaufgeschoben und mittelst der darein gesteckten hölzernen Nägel
befestigt. Auf der Brücke oder den zwey Strafsenenden b
und a stehet eine Hebemaschine, mit welcher die Werkstücke
herunter gelassen, und in ihr Lager gesetzt werden. Anstatt eines
Krahnens kann man sich auch des sogenannten Richtbaumes
und der Flaschenzüge bedienen. Ist vermittelst dieser Hülfs-
mittel und guter Materialien die Futtermauer dauerhaft bis zur
Strafsenhöhe äufgefübrt, so wird der zwischen ihr und dem Felsen
entstandene Zwischenraum mit Steingerölle oder den abgesprengten
Felsenstücken gefüllt. Nachdem die Arbeit so weit
gediehen ist, dafs die Masse des Fahrbettes selbst angelegt werden
kann, so wird die Nothbrücke a b abgenommen, und die Strafse
vollendet, wie diefs oben gelehrt wurde. Damit aber dergleichen
Futtermauern oder gewölbte Bogen von den jenseits der Strafse
abgesprengten Felsenstücken nicht beschädigt werden mögen; so
mufs, ehe sie vollständig angelegt werden, die Sprengung der
nahen Felsenwände vollendet seyn. Die Felsenstücke selbst sind
dann auf die Seite zu wälzen, und zur Strafse zu verwenden.
§. 104. Bei Anlegung einer solchen Strafse, die in Felsen
eingesprengt, oder in Gebirgen angelegt wird, mufs endlich noch
Folgendes zum Schlüsse bemerkt werden. Die erste Arbeit besteht
in einer Aufnahme der Gegend und dem Nivellement des
beyläufig gewählten Strafsenzuges, zu welchem letztem man
sich der im ersten Bande Seite io 3 — 108 beschriebenen Schrö-
derschen Wasserwaage bedienen kann , als womit nachher sogleich
der der Strafse zu gebende Fall auf das Local abgesteckt
wird. Diese Arbeit dürfte nicht selten sehr gefährlich seyn, und
die mit der Operation beschäftigten Personen dürften sich der
Steigeisen bedienen, ja von einigen Felsen mit Stricken sich her-
ünterlassen. Ist auf diese Weise die Strafsenlinie abgesteckt, so
wird in den Felsen zuerst ein Fufspfad zu drey bis sechs Schuh
breit ausgesprengt und es trägt eine solche vorläufige Aussprengung
oder Tracirung des Strafsenzuges O O O ö während der Arbeit sehr
viel_zum guten Fortgange derselben bey.