nachdem sie das nöthige Speisewasser erhalten haben, zum Verkehr
vorteilhafter als andere gelegen sind. Endlich müssen die
durch Moorgründe und Moräste zu führende Canal - Abtheilungen
zuletzt vorgenommen werden, weil aus denselben ein Jahr zuvor
oder noch länger die Grundwässer,■ mittelst Austrocknungs-
Gräben, zu ziehen sind, um die Canalsohlp und Canalufer compacter
zu erhalten.
§. 124. Soll der Canal nach einigen Jahren hie und da
ausgeräumt werden, so mufs man die zu räumenden Bezirke mit
Fangedämmen abschliefsen, um nicht unnützer Weise das Wasser
zu verlieren, und zu diesem Zwecke, wo es nüthig ist", gleich
anfänglich den Canal auf kurze Strecken, etwa 24 Fufs lang, mit
gemauerten Ufern versehen, und darin vierNuthen für den Fangedamm
anlegen.
§. 125. Alle bis jetzt vörgetragenen Grundsätze und Maximen
werden den Wasserbaukundigen in den Stand setzen, die
Canallinie selbst vortheilhaft zu wählen, wenn derselbe zuvor
das Local in allen Beziehungen untersucht hat. Diese Wahl der
Canallinie zerfällt aber eigentlich a) in die generelle, und b) in
die specielle Wahl. Jene begreift die Möglichkeit von der Führung
des Canals durch diese oder jene Gegend, welche aus der
Untersuchung von dem Lauf der Gewässer und dem Zuge der
Berge entsteht, denn diese zeigen den Abhang der Gegenden re^
lativ an , und bestimmen daher die Canalgegend. In der That
wird die Topographie der Gegend von solchem Ingenieur, der
fertig und richtig eine topographische Karte aufzunehmen im
Stande.ist, leicht erkannt und richtig beurtheilet. Er wird ein-
sehen, 1) ob der Anlage eines Canals nicht solche Schwierigkeiten
entgegen stehen, die die W^asserbaukunde nur mit dem Auf-
wande ungeheurer Summen überwinden kann. 2) Aus welchen
Thälern die Speisewässer gesammelt und abgeleitet werden
mögen, 3) welche Gegend der Canal passiren müsse; und 4)
wo ihn etwa andere Gewässer durchkreutzen dürften. Nach diesem
Verfahren sind in England (wie Ilögrewe in dessen treffliche
Beschreibung der englischen Canäle erwähnt) die Canallinien
anfänglich aufgespcht worden. Ist diese topographische
Untersuchung vollendet, so mufs eine Specielle folgen , d. i. eine
genau topographische Karte aufgenommen werden. Nach dieser,
nach dem Lauf der Flüsse und Bäche, nach denen vorhandenen
Teichen, so wie dem Abhartge und der Figur der Berge; und
endlich nach der Lage der Ortschaften wird dann die Canallinie
beyläufig angegeben. Jetzt wird zu dem Nivellement der Gegend
und vorzüglich derjenigen, die in der Nähe der ausgewählten
Canallinie liegt , geschritten. Es werden ferner Soüdirungen des
Bodens, hydrometrische Messungen derSpejsewässerVörgenommen.
Dann erst nach allen diesen und den vorgetragenen Grundsätzen
die Canallinie genau und fest bestimmt.
§. 126. Die specielle topographische Aufnahme der Gegend
hat meines Wissens bey allen Canäleri gefehlt, dehn-'sogar vom
Mittäglichen- Canal ist bis jetzt keine genaue topographische Karte,
selbst die von Garipuy verfafste nicht ausgenommen, -vorhanden.
Ich verstehe hiemit eine solche Kartet, auf welcher die Formen
und Abdachungen der Berge, der Natur treu , angegeben
sind. Und doch ist diese Angabe das wesentlichste einer topographischen
Karte, die zu keinem Behufe nützlicher ist, als zur
Anlage eines Canals. Doch dies wird dem nicht wundern, der
weifs, da'fs nóch gegenwärtig die Art der getreuen Darstellung
von Bergen und Sanften Abdachungen só wenig bekannt und in
Ausübung gebrächt ist! Der Mangel topographischer Karten
hat indessen ohne Zweifel bey dem Canalbau grofse Fehler entstehen
machen, ja er ist die Ursache , dafs mit den mehresten Canälen'schon
in den ersten Jahren wesentliche* und kostbare Veränderungen
haben gemacht werden müssen. Selbst die neuesten
Canäle sind davon nicht frey. Bey den vor einigen hundert
Jahren angelegten Canälen ist so etwas zu entschuldigen: denn
den Ingenieuren der damaligen Zeit fehlte es an guten Vorgängern,
und "die richtige Darstellung der Berge war noch unbekannt.